Suche
Close this search box.

Demonstration gegen Polizeigewalt

TEL AVIV (inn) – Etwa 200 Israelis haben am Donnerstagabend in Tel Aviv gegen das Verbot demonstriert, eine neue Zeltstadt zu errichten. Ein weiterer Kritikpunkt war das brutale Vorgehen der israelischen Polizei gegen Teilnehmer einer Protestaktion am vergangenen Wochenende.
Der Bürgermeister von Tel Aviv hat deutlich gemacht: Dieses Jahr gibt es keine Zeltstadt auf dem Rothschild-Boulevard.

Die Demonstration stand unter dem Motto „Schwarze Nacht“ – als Gegenpol zur von der Stadt Tel Aviv organisierten Kulturveranstaltung „Weiße Nacht“. Die Teilnehmer waren in Schwarz gekleidet und trugen Zelte bei sich. Der Marsch verlief friedlich, die Polizei griff diesmal nicht ein. „Offenbar haben sowohl die Polizei als auch die Regierung verstanden, dass dies ein legitimer Protest ist“, sagte einer der Anführer des Protestes, Oren Pasternak, der Tageszeitung „Ma‘ariv“. Die Demonstranten seien nicht aufzuhalten.
Im Hinblick auf die „Weiße Nacht“ und den Tel Aviver Bürgermeister Ron Huldai merkte einer der Organisatoren, Alon Li Green, gegenüber der Zeitung „Yediot Aharonot“ an: „Kulturelle Veranstaltungen sind wichtig, aber wir können nicht zulassen, dass Ron Huldai die Stadt nur für reiche Leute führt. Wir werden nicht in eine Ecke gedrängt werden. Es ist unser Recht, überall dort zu protestieren, wo wir es wollen.“
Eine weitere geplante Protestveranstaltung wurde durch ein stilles Picknick ersetzt. Die Demonstranten verschoben sie um zwei Wochen, um der Stadtverwaltung eine zweite Chance zu geben. Sie erwarten nun, alle erforderlichen Genehmigungen zu erhalten – damit bewiesen werde, „dass auch der Süden Tel Avivs die Erlaubnis zum Feiern hat“. Am Wochenende hatte die israelische Polizei 85 Demonstranten vorübergehend festgenommen. Teilnehmer einer Protestkundgebung hatten Scheiben von drei Bankgebäuden eingeworfen (Israelnetz berichtete).
Soziologe: „Überraschung verhinderte 2011 Eingreifen der Polizei“
Zur Frage, warum die Proteste in diesem Jahr nicht mehr friedlich verliefen, erläuterte der israelische Soziologe Natan Sznaider im Gespräch mit der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“: „Tel Avivs Bürgermeister Ron Huldai hat schon vor Wochen gesagt, dass der Rothschild-Boulevard in diesem Sommer am Wochenende eine Fußgängerzone sein solle, man also keine Zeltstadt zulassen werde wie im vergangenen Jahr. Damals sind Polizei und Stadtverwaltung völlig überrascht worden. Es fing mit zwei Zelten an, dann waren es 100, dann war das Fernsehen da, und man konnte nichts mehr machen. Es war von Anfang an klar, dass man das in diesem Jahr unterbinden würde.“
Sznaider äußerte sich auch zum gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte: „Die Polizei hat die Leute ziemlich brutal verhaftet, aber die haben dann auch gesehen, dass die Fernsehkameras da sind, haben sich auf die Straße geworfen und so den brutalen Einsatz mit inszeniert. Da sind die Ordnungskräfte ein bisschen in die Falle getappt. Die hiesige Polizei geht nicht mit Samthandschuhen vor, und Proteste werden hier ziemlich gewaltvoll niedergemacht – ob das Proteste von ganz rechts sind oder von ganz links oder von Palästinensern oder Afrikanern.“
Die Massenproteste von 2011 gegen hohe Lebenshaltungskosten haben nach Ansicht des Soziologen nichts bewirkt: „Die Regierung hat Versprechungen gemacht, eine Kommission eingesetzt, kostenlose Kindergärten angekündigt – aber geändert hat sich nichts. Die große Politik schaut mehr in Richtung Iran, Ägypten, Syrien.“ Mieten und Preise seien noch genauso hoch wie im vergangenen Sommer. Nur das für Israelis sehr wichtige Telefonieren sei billiger geworden. „Das Monopol der drei großen Mobilfunkanbieter wurde gelockert, jetzt gibt es immerhin zwei weitere Konkurrenten.“

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen