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Davos: Polizei ermittelt nach hebräischem Aushang wegen Antisemitismus

Ein Bergrestaurant in Davos versagt mit einem hebräischen Aushang Juden die Vermietung von Sportgeräten. Die Schweizer Polizei nimmt Ermittlungen auf.
Von Israelnetz

DAVOS (inn) – Ein Aushang im Schweizer Urlaubsort Davos sorgt für Aufsehen: Darin teilte ein Bergrestaurant auf Hebräisch mit, es verleihe keine Wintersportgeräte mehr an „unsere jüdischen Brüder“. Die Sprache deutet darauf hin, dass sich der Zettel offenbar an Juden aus Israel richtet. Die Polizei Graubünden ermittelt wegen des möglichen Tatbestandes Diskriminierung oder Aufruf zum Hass.

Als Grund nennen die Betreiber bei der Bergbahn Pischa „verschiedene ärgerliche Vorfälle“. So seien Schlitten oder Skier von orthodoxen Juden beschädigt zurückgegeben worden – oder überhaupt nicht mehr. Auf den Aushang hingewiesen hatte der Zürcher Gemeinderat Jehuda Spielman (FDP) mit einem Foto auf der Plattform X.

Ein jüdisch-orthodoxer Tourist erzählte der deutschen Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“, ein Freund von ihm habe ein Airboard, einen Luftkissenschlitten, bei der Bergbahnstation mieten wollen. Das Personal habe entgegnet, man könne an ihn als Juden nicht vermieten – und auf den Aushang verwiesen, den das Management angeordnet habe.

Juristin: Möglicherweise strafrechtlich relevant

Die Berner Juristin Manuela Hugentobler sagte dem Schweizer Sender SRF, die Verantwortlichen hätten sich wohl strafbar gemacht. Es handele sich um einen Verstoß gegen die Antirassismus-Strafnorm. „Ein Verbot, das sich explizit gegen Jüdinnen und Juden richtet, hat meiner Meinung nach eine strafrechtliche Relevanz – auch bei der Polizei wird das so eingeschätzt, schließlich hat sie jetzt Ermittlungen in dem Fall aufgenommen.“ Das Strafmaß bei einer Verurteilung betrage bis zu drei Jahre Gefängnis oder eine Geldstrafe.

Der Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), Jonathan Kreutner, reagierte empört auf den Aushang: „Eine ganze Gästegruppe wird kollektiv abgekanzelt, aufgrund des Aussehens und der Herkunft. Das ist komplett schockierend.“

„Keine Lust mehr auf Diskussionen und Reibereien“

Der Geschäftsführer der Tourismusorganisation Davos Klosters, Reto Branschi, sagte, der Aushang sei „sehr unglücklich formuliert“. Er stamme von einem einzelnen Anbieter. „Wir distanzieren uns davon.“ Doch wandte er ein, dass ein Teil der orthodoxen jüdischen Gäste sich schwer tue, die Regeln einzuhalten. Diese Juden verhielten sich „gegenüber Gastgebern und anderen Dienstleistern manchmal enorm respektlos“.

Die Sportbahnen Pischa betonten, Gäste hätten sich den Schweizer Gepflogenheiten anzupassen. „Dass wir ihnen nichts mehr vermieten wollen, hat nichts mit Glauben, Hautfarbe oder persönlichen Neigungen zu tun, sondern nur damit, dass wir keine Lust mehr haben auf diese täglichen Diskussionen und Reibereien“, zitiert die „Jüdische Allgemeine“ aus einer Stellungnahme.

Der Pächter des Restaurants, Ruedi Pfiffner, bat um Entschuldigung für den Vorfall. Gegenüber dem SRF kündigte er an, die Sache richtigzustellen. Der Zettel sei abgehängt. Ab dem heutigen Dienstag könnten Juden wieder Wintersportgeräte mieten. (eh)

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18 Responses

  1. Die neue Züricher Zeitung erklärt, wie man diese Konflikte besser im Vorfeld hätte lösen können. Nun aber pauschal alle Juden zu verungimpfeln, weil einige sich nicht respektvoll und anständig verhalten, geht aber überhaupt nicht und dürfte einen grossen Imageschaden für den Tourismus in Davos verursachen. Denn hier handelt es sich um eine pauschale Diskriminierung und Antisemitismus.

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  2. Shalom,gestern hatte ich einen Kommentar über dieses „Judenfeindliche Land““ hier geschrieben.und heute diese Schlagzeile!!!Bestätigt meine Haltung zu diesem Land!Dieser ,mein roter Pass ist nichts wert! Jerusalem

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    1. Lieber Jerusalem, in all den entsetzlichen Taten, Nachrichten, Schmerz, Trauer seit dem 7.10. schick ich dir und allen Foristen einmal eine schöne Nachricht. In unserem Garten blüht ein Mandelbaum in rosa und weiß. Ein Lächeln in dieser Zeit…
      Shalom. Am Israel chai🇮🇱✡💞

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    2. Auch ich schäme mich zutiefst für diesen abscheulichen und sehr verletzenden Vorfall!
      Nun werfen Sie allerdings alle Schweizer in den gleichen Topf, und das ist wiederum schmerzlich für alle Freunde des jüdischen Volkes.

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  3. Ich habe mal recherchiert. Und Konflikte sowie Probleme speziell mit den ultra orthodoxen Juden in Davos existieren dort schon länger. Davos ist sowohl im Sommer als auch im Winter als Luftkurort besonders beliebt. Aber es sollte doch schon möglich sein, respektloses Fehlverhalten einiger auf anderem Weg zu lösen. Ich habe während meiner Reha am Tegernsee die reichen Saudi Familien erlebt, wie die sich verhalten haben. Aber da kuschen alle, weil Geld ja bekanntlich ……

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    1. Hin und wieder ist in der Presse von Vorfällen mit ultra orthodoxen Juden zu lesen. Von Gruppenrandale im Flieger bis Rücksichtslosigkeit im Ski Urlaub. Eine gewisse Arroganz und renitentes Verhalten scheint bei diesem Klientel keine Ausnahme zu sein.
      Ich meine in der NZZ hab es mal einen Artikel über eine Art Streetworker, der versuchte zwischen den Kulturen zu vermitteln. Sicher der bessere Weg statt eines solchen Aushangs.

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  4. Liebe jüdische Brüder und Schwester, wenn ich in Israel bin und mir fällt ein kleines Papier zu Boden, dann hebe ich es auf, dies mache ich auch in der Schweiz. Meine Eltern haben mich so erzogen. Wenn ihr etwas entlehnt, wo es auch sei, dann bringt es wie abgemacht dorthin zurück. Ist etwas beschädigt, dann steht dazu und bezahlt den Schaden. Ich weiss, das ist nicht immer einfach, ich hab da auch meine Mühe. Einige von Euch sind ja als Juden erkenntlich, seid Vorbilder. Ich sage Euch: „Seid herzlich willkommen in der Schweiz.“ Ich persönlich glaube nicht an eine antisemitische Haltung des verantwortlichen Pächters. Freundlich grüsst Euch alle

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    1. Lieber Samuel,
      wenn Sie mal in der Toscana sind, dürfen Sie das kleine Papier am Boden liegen lassen, Keiner sagt etwas.

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  5. „Doch wandte er ein, dass ein Teil der orthodoxen jüdischen Gäste sich schwer tue, die Regeln einzuhalten. Diese Juden verhielten sich „gegenüber Gastgebern und anderen Dienstleistern manchmal enorm respektlos“.

    Warum benehmen sich die Orthodoxen eigentlich so schlecht? Gibt es da Defizite in der Erziehung?

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  6. Da sollte sehr genau hingesehen werden in beide Richtungen. Das Diskriminieren einer Gruppe für das Verhalten Einzelner, zumal wenn es um Juden geht, hat bestraft zu werden. Wenn aber einzelne Personen sich nicht an Recht und Ordnung des Gastlandes halten, dann sind diese Personen, auch wenn es Juden sind, entsprechend des dort geltenden Rechts durch die zuständige Behörden und Organe zu belangen. Selbstjustiz geht gar nicht.

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  7. Ich habe in Ostjerusalem in einem Hotel erlebt wie eine russische Reisegruppe das ganze Frühstückbuffet abräumte und sich stapelweise Brot für unterwegs richteten. Wir durften dann eine Stunde warten, bis es wieder aufgefüllt war. Sind deshalb alle Russen so?

    Deutsche legen ihre Handtücher auf die Liegen, sind deshalb alle so? Auch da regen sich die Hotels auf. Und die andren Gäste. Und dies zurecht. Aber dann muss ich halt ein Schild anbringen, dass die Handtücher nach einer gewissen Zeit eingesammelt werden und man sie an der Rezeption abholen kann.

    Ne. Warum ist man nicht in der Lage auf die zuzugehen, die etwas nicht richtig machen. Ne, statt dessen nimmt man eine ganze Gruppe in Haft. Und merkt nicht mal wie antisemitisch dies ist.

    Es ist das Unüberlegte bei manchen und bei anderen ist es einfach der übliche Antisemitismus, der durchkommt.

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  8. Wenn sich Gäste ungebührlich verhalten, kann man dagegen etwas unternehmen. Das muss aber immer personenbezogen geschehen. Man darf nicht eine ganze Volksgruppe ausschließen.
    Bei solchem Vorgehen dürfte kein deutscher Tourist mehr nach Mallorca.

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  9. Das Benehmen der Ultra – Orthodoxen ist eine ganz traurige Sache und wirft ein gänzlich falsches Bild auf Israel.. Diese Menschen sind unfreundlich – in Israel wie im Ausland.. Bleibt bitte zuhause, liebe Haredim.. Ihr schürt nur Judenhass und schadet dem modernen, säkularen Israel..

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  10. Das ist nicht tragbar, eine Schande ! Es sieht etwas „konstruiert“ aus! Könnte etwas anderes dahinter stecken? Gibt es Probleme in der Gaststätte ? Wurde man aufgefordert so eine rassistische Unwürdigkeit zu begehen? Oder soll etwas vertuscht werden? Ich hoffe die Polizei wird ganze Arbeit leisten!

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  11. Dass die Polizei nun Ermittlungen aufnimmt, ist ein gutes Zeichen. Wir müssen alle das Ergebnis abwarten…

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  12. Seid bitte barmherzig. Diese Juden sind geprägt von jahrtausendelanger Verfolgungsgeschichte.
    Ich merke schon lange, dass sie scheel angesehen werden. Ist es ein Wunder? Sie wurden überall verfolgt, wo sie auch wohnten, hingetrieben wurden. Aber – sie haben meinen Respekt, weil sie ihrem Glauben treu blieben. Alles, was auch Christen ihnen andichteten, war Lüge. Haben sie Brunnen vergiftet?-nein, sie sollen an allem Unglück Schuld sein. Nein, ich bemitleide sie nicht – ich will sie kennenlernen und sehen, warum sie sind wie sie sind. Christenvolk, wir haben ihnen Statuen, Bildnissse vor die Nase gestellt, obwohl Gott sagt, dass ER nicht mag, dass wir darstellen, was über oder unter der Erde ist. Es ekelt sie davor, deshalb ist es ehrlicher es zu zeigen als zu verdrängen, wenn sie mal spucken. Aber gerade, weil sie auch zum Volk des Eigentums gehören, möchte ich ihnen
    Achtung zeigen,auch wenn sie anders sind. Ungewöhnlich für uns, die wir meinen wir wären besser.
    Gerade jetzt in der Kriegszeit, aufkommendem Antisemitismus, sehe ich, wie orthodoxe Juden auch mitkämpfen, ihre Rabbiner die Soldaten segnen – und was macht das christliche Abendland? Sie des Völkermords zu beschuldigen und das nach dieser entsetzlichen Bluttat, die die Schoah wiederholt.
    Angst, Sorge um das einzige Land, das sie haben und der jahrtausendealte Hass prägten sie.
    Wenn sie ihren Messias – den sie sehnsüchtig erwarten, erkennen werden – wenn der Allmächtige selbst – wie ER verspricht und auch hält – das Erkennen schenkt, dann werden sie anders sein.
    Bis dahin waren wir Christen ihr Hemmschuh dazu.

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