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Das Alphabet der Vergebung

Der Jerusalemer Markt Mahane Jehuda ist oft ein Gradmesser für die Stimmung, die jeweils im Land herrscht. Lieder werden über Lautsprecher eingespielt, im Monat Elul ist besonders ein Lied immer wieder zu hören.
Viele Betende stehen in der Nacht auf, um an den Bußgebeten in der Synagoge teilzunehmen

Den Kunden, Sicherheitskräften und Touristen auf dem Markt und seiner Umgebung entsprechend kann der kundige Beobachter in etwa einschätzen, wie die aktuelle Sicherheitslage ist, ob ein Schabat oder Feiertag anstehen, und um welche Tageszeit es sich handelt. Ein zusätzliches Parameter sind die Lieder, die über Lautsprecher lautstark eingespielt werden, teilweise mehr als zwanzigmal am Tag. Auf diese Weise werden anstehende religiöse Feste angekündigt und die neuesten Hits prägen sich in das Gehirn der Besucher ein. Wenn die Sommerhitze langsam nicht mehr so drückend ist und es tagsüber angenehmer wird, ist immer öfter das Lied „Herr der Vergebung“ zu hören.

Der jüdische Monat Elul entspricht in etwa dem Monat September des gregorianischen Kalenders und wird häufig als „Monat der Vergebung“ bezeichnet. Ab dem zweiten Elul bis zum Versöhnungstag, Jom Kippur, stehen viele gläubige Sefarden zwischen Mitternacht und dem Morgengrauen auf, um die nächstgelegene Synagoge zu besuchen oder an die Klagemauer zu gehen. In der Tradition der Aschkenasen beginnen die Bußgebete erst am Schabbat vor Rosch HaSchanah, dem jüdischen Neujahrsfest. In ihren Gebeten listen die Gläubigen Sünden und Vergehen des vergangenen Jahres auf, die alphabetische Reihenfolge dabei soll helfen, sich zu erinnern. Ziel der Bußgebete ist, das eigene Verhalten im kommenden Jahr zu verändern.

Eines der bekanntesten Bußlieder ist „Herr der Vergebung“. Darin wird Gott mit 22 Attributen besungen, die sich auf Bibelverse zurückführen lassen. Die Eigenschaften wurden so umgeschrieben, dass sie sich in alphabetischer Reihenfolge, von Alef bis Tav, auflisten lassen und wegen des Reimschemas auf die Pluralendung -ot enden.

Adon haSelichot – Herr aller Vergebung (Psalm 103,8)

bochen Levavot – Prüfer der Herzen (1. Chronik 29,17)

goleh Amukot – Erforscher der Tiefen (Hiob 11,6)

dover Zedakot – Verkünder der Gerechtigkeit (Jesaja 45,19)

chatanu lefaneicha, rachem aleinu – vor dir haben wir gesündigt, erbarme dich über uns

hadur beNifla’ot – Glorreich in Wundern (Psalm 111,3+6)

vatik beNechamot – Großartig im Trost (Psalm 118,5)

zocher B’rit amo – Gedenkend an den Bund mit deinem Volk (5. Mose 4,31)

choker Kelajot – Die Nieren erforschend (Jeremia 17,10)

chatanu lefaneicha, rachem aleinu – vor dir haben wir gesündigt, erbarme dich über uns

tov umetiv laBeriot – Täter des Guten für die Menschen (Psalm 119,68)

jodea kol Nistarot – Wissend um alles Verborgene (Psalm 51,8)

kovesch Avonot – Unterdrückend die Übertretungen (Micha 7,19)

lovesch Zedakot – Sich kleidend mit Gerechtigkeit (Jesaja 59,17)

chatanu lefaneicha, rachem aleinu – vor dir haben wir gesündigt, erbarme dich über uns

male Sakiut – Voller Reinheit (Psalm 51,6)

nora Tehilot – Mit Lobpreis verehrt (2. Mose 15,11)

soleach Avonot – Übertretungen verzeihend (Psalm 103,3)

oneh be’et zarot – Antwortend in Zeiten der Not (Psalm 20,2)

chatanu lefaneicha, rachem aleinu – vor dir haben wir gesündigt, erbarme dich über uns

poel jeschu’ot – Schöpfer der Erlösung (Psalm 74,12)

zofe Atidot – In-die-Zukunft-Seher (Jesaja 46,10)

kore hadorot – Rufend die Generationen (Jesaja 41,4)

rochev Aravot – Durch die Wüste fahrend (Psalm 68,5)

schomea tefilot – Gebete erhörend (Sprüche 15,29)

temim de’ot – Seiner Sache gewiss (Hiob 36,4)

chatanu lefaneicha, rachem aleinu – vor dir haben wir gesündigt, erbarme dich über uns

Der Monat Elul hat in diesem Jahr am 23. August begonnen, das Neujahrsfest beginnt am Abend des 20. September und der Jom Kippur fällt in diesem Jahr auf einen Schabbat, den 30. September.

Von: mh

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