Alle Feste werden aufhören, aber die Purim-Tage werden bleiben. Dies stellten jüdische Bibelausleger im Midrasch Mischle zu Sprüche 9,2 fest. Dort heißt es über die Weisheit: „Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt und ihren Tisch bereitet.“ Die Kommentatoren bezogen den Vers auf das Purim-Fest, das in diesem Jahr am Abend des 23. März beginnt. Die ihm zugrunde liegende Geschichte erzählt das Buch Esther.
Der Jude Mordechai lebte demnach in der persischen Stadt Susa. Seine Verwandte Esther hatte die verstoßene Ehefrau von König Ahasveros, Waschti, ersetzt. In dieser Position gelang es ihr mit viel Mut, die Pläne des Judenfeindes Haman zu vereiteln: Er hatte beim König erreicht, dass die Perser möglichst viele Juden vernichten durften. Doch durch Esthers Einschreiten fiel er in Ungnade, der drohende Pogrom wurde abgewehrt.
Das Buch Esther wird am Fest aus einer Schriftrolle vorgelesen – „Megillat Esther“. Da sie als „die Rolle schlechthin“ gilt, trägt sie oft auch nur die Bezeichnung „Megilla“. Besonders Kinder, aber auch Erwachsene haben Freude daran, bei jeder namentlichen Erwähnung des Frevlers Haman möglichst viel Krach zu machen: mit Ratschen, Tuten oder anderen Lärminstrumenten. Im Babylonischen Talmud heißt es im Traktat Megilla (4a): „Frauen sind zum Lesen der Esther-Rolle verpflichtet, denn auch sie waren an diesem Wunder beteiligt.“
Der Name „Purim“ ist auf das hebräische Wort „pur“ zurückzuführen, das „Los“ bedeutet. Denn den für das Gemetzel bestimmten Tag hatte Haman durch das Los ermittelt. Dieses fiel auf den 13. Tag des Monats Adar. Durch einen neuen Erlass des Königs wurden die Juden jedoch ermächtigt, sich gegen ihre Angreifer zu wehren. In Erinnerung an diese Errettung vor der Vernichtung feiern Juden bis heute am 14. Adar das Purim-Fest.
Gott für persönliche Wunder danken
Nach der Überlieferung war das Jahr, in dem sich das Wunder ereignete, ein Schaltjahr. Der jüdische Kalender richtet sich nach dem Mond. Damit jedoch die Feste in den dazu passenden Jahreszeiten gefeiert werden, gibt es alle zwei bis drei Jahre einen Schaltmonat, um die Differenz zum Sonnenjahr auszugleichen. In Schaltjahren haben Juden einen zweiten Monat Adar, also Adar I und Adar II. Das Purim-Fest feiern sie im zweiten Adar, weil sich die im Esther-Buch geschilderten Vorgänge in diesem Monat ereignet haben. Aktuell ist ein jüdisches Schaltjahr.
Einen Tag vor dem Fest, am 13. Adar, fasten viele Juden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Esther hatte nämlich, bevor sie mit ihrem Anliegen vor den persischen König trat, mit ihren Gefährtinnen gefastet und gebetet. Dadurch wollte sie sich auf ihre schwere Aufgabe vorbereiten.
Am Tag nach Purim wird das Fest in allen Städten gefeiert, die seit der Zeit Josuas eine Stadtmauer hatten, dazu gehört auch Jerusalem. Denn in diesen Städten mussten sich die Juden einen Tag länger gegen ihre Verfolger verteidigen und konnten deshalb erst später feiern. Der alternative Feiertag, in diesem Jahr der 25. März, heißt „Schuschan Purim“ – „Purim von Susa“.
Verkleidungen im Mittelpunkt
Eine wichtige Rolle beim Fest spielt das Verkleiden. Aus diesem Grund erinnert Purim ein wenig an Karneval oder Fasching. Viele Mädchen wählen dafür Esther, aber es gibt neben biblischen Gestalten auch Polizisten, Fantasiefiguren der Kinderliteratur oder Skelette. In diesem Jahr, in dem sich Israel während des Festes im Krieg gegen die Hamas befindet, sind Armeeuniformen sehr beliebt.
Eine beliebte Süßspeise an Purim sind die sogenannten „Hamantaschen“ oder „Hamansohren“. Das dreieckige Gebäck besteht aus Mürbeteig. Es kann unterschiedliche Füllungen enthalten, etwa aus Mohn, Datteln, Pflaumenmus oder Schokolade.
Zu den Purim-Bräuchen gehört es vor allem in ultra-orthodoxen Kreisen, möglichst viel Wein zu trinken. Der Feiernde solle nicht mehr unterscheiden können zwischen „Gesegnet sei Mordechai“ und „Verflucht sei Haman“.
Von diesem Brauch lautet sich die Name der Purim-Parade ab, die am Fest in mehreren Städten abgehalten wird: „Adlojada“. Das ist eine Abkürzung für den aramäischen Satz „Bis er nicht mehr weiß (zu unterscheiden)“. Tel Aviv und Holon haben sie in diesem Jahr wegen der Sorge um die noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln abgesagt.
Kritik an geplanter Parade in Jerusalem
Jerusalem hingegen will nach 1957 und 1982 wieder eine solche Parade abhalten. Die Pläne stießen im Vorfeld auf Kritik bei Bewohnern, Angehörigen von Geiseln und anderen, die direkt vom Terrorangriff am 7. Oktober betroffen sind. Sie halten es angesichts des Krieges für unangemessen, öffentlich Festfreude zu zeigen.
Eine Online-Petition an Bürgermeister Mosche Lion (Ein Jerusalem) und den Stadtrat unterzeichneten mehr als 6.500 Menschen. Viele von ihnen finden es angemessen, dass Kinder sich verkleiden und dass Familien kleine Feiern zu Hause veranstalten – aber Karnevalsumzüge halten sie für unpassend.
Lion traf als Reaktion auf die Kritik am Donnerstag Vertreter der Geisel-Familien. Sie einigten sich auf Änderungen, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet. Statt „Adlojada“ soll die Parade am Montag nun „Vereinigtes Purim“ heißen. Auf der 1 Kilometer langen Strecke gibt es weniger Musikdarbietungen, als ursprünglich geplant – und mit geringerer Lautstärke.
Hoffnung auf Gottes Eingreifen
Juden in Israel oder in der Diaspora zogen und ziehen am Purim-Fest immer auch aktuelle Vergleiche zur Verfolgung während der Nazizeit oder zu Pogromen. Diesmal denken sie an das Hamas-Terrormassaker vom 7. Oktober und die Geiseln im Gazastreifen. Aus der biblischen Darstellung schöpfen sie Hoffnung auf Gottes Eingreifen in großer Bedrängnis.
3 Antworten
Möge es in dieser Zeit auch wieder eine Wende zu Gunsten Israels geben ! Wir können alle das Buch Esther lesen.
Allen Feiernden ein gutes Purimfest !
Ich weiss nicht, ob es richtig ist, das Fest dieses Jahr am 25. März zu feiern. Wäre es nicht besser, das Fest dann nachzuholen, wenn die Hamas besiegt ist?!
Das Buch Esther ist doch das beste, was Juden zur Zeit lesen können!