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Dachau und Rosch Ha´Ajin planen Städtepartnerschaft

DACHAU / ROSCH HA´AJIN (inn) - Die Stadt Dachau bei München strebt eine Städtepartnerschaft mit einer israelischen Kleinstadt nahe Tel Aviv an: Rosch Ha´Ajin. Wegen der Assoziation des Namens Dachau mit dem ersten von den Nazis errichteten Konzentrationslager, in dem rund 60.000 Menschen ermordet worden sind, hat der Plan bei Holocaust-Überlebenden in Israel Empörung ausgelöst.

Am Dienstag hatte Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel im Kulturausschuss des Stadtrats angekündigt, dass als Vorstufe zu einer Städtepartnerschaft eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet werde. Darin solle eine Zusammenarbeit in den „Bereichen Schule, Kultur und Wirtschaft“ festgelegt werden.

Mosche Sinai, Bürgermeister der überwiegend von jemenitischen Juden bewohnten Stadt Rosch Ha´Ajin (Kopf der Quelle), sagte: „Im ersten Augenblick, wenn man den Namen Dachau hört, erweckt das negative Assoziationen.“ Dennoch wollte der hohe Offizier der israelischen Armee und frühere Angehörige des israelischen Außenministeriums den Wunsch des „israelfreundlichen“ Bürgermeisters von Dachau nicht zurückweisen. Im heutigen Dachau lebten junge Deutsche „wie in Berlin, München, Hamburg oder Frankfurt“. Sinai erzählt, er habe die Stadt Dachau besucht und sei von Oberbürgermeister Bürgel durch die heutige Gedenkstätte geführt worden.

Die Partnerschaft beider Städte solle den Jugendaustausch fördern. „Wir sollten in die Zukunft schauen und das Gedenken an die Vergangenheit gemeinsam bewahren. Ich habe beschlossen, dass man eine solche ausgestreckte Hand nicht einfach zurückweisen kann“, erklärte Sinai.

Proteste von Überlebenden

Noach Kliger, Vorsitzender der Vereinigung der Holocaust-Überlebenden und bekannter Journalist, bezichtigt den israelischen Bürgermeister in einem Kommentar in der Zeitung „Jediot Aharonot“ eines „unintelligenten“ Schrittes. Ihm mangele es an jeglicher Sensibilität im Umgang mit dem Holocaust, meinte Kliger. Ähnlich äußerte sich auch Mosche Sanbar, 84, der frühere Vorsitzende der „Bank Le´umi“ und selbst ein Überlebender des KZ Dachau. „Ich bin erschüttert. Was wissen die schon in Rosch Ha´Ajin, was Dachau war.“

In das KZ Dachau, nur 20 Kilometer von München entfernt, wurden 200.000 Häftlinge aus 30 Ländern zwischen 1933 und 1945 gebracht, ein Drittel davon waren Juden. Dachau habe als Modell für hunderte Konzentrationslager gedient, die später von den Nazis errichtet worden sind. Es war auch eine Ausbildungsstätte für SS-Leute. Aus unerklärlichen Gründen ist eine 1942 in Dachau errichtete Gaskammer nie in Betrieb genommen worden.

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