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Comiczeichner mit politischer Botschaft

FRANKFURT (inn) - Der israelische Zeichner David Polonsky wurde durch den Trickfilm "Waltz With Bashir" bekannt, der an den Libanonkrieg im Jahr 1982 erinnert. In der "Frankfurter Rundschau" sprach Polonsky über den Erfolg seines Filmes und über die Gefahr, den Krieg mit zu schönen Bildern zu ästhetisieren.

„Waltz With Bashir“, der voriges Jahr in die Kinos kam, handelt von einem israelischen Soldaten, der in den Libanonkrieg zog. Er lief in Cannes und wurde für den Oscar nominiert. Die Filmemacher haben nun auch einen illustrierten Roman, eine „Graphic Novel“, daraus gemacht, der im Mai auch in Deutschland erschien.

Er hoffe, dass der typische „jüdische Humor“ aus seinen Zeichnungen spreche, sagte Polonsky im Interview mit der deutschen Zeitung. „Ich will die Einsicht rüberbringen, dass wir alle kleine, ärmliche Wesen sind, die nicht alles können oder wissen. Das ist das typisch jüdische Humorverständnis.“ Der Zeichner, dessen Familie aus der ehemaligen UdSSR stammt, bezeichnet seine eigenen Werke als „eher subtil“. Er möge keinen „Holzhammer-Humor“. Seine Karikaturen erschienen in Israels großen Zeitungen. Er zeigte „heimlich schwule orthodoxe Juden“, betende Discogänger und Waffenhändler. Für ihn gebe es „fast keine Tabus“, wenn er über Israel zeichne, sagt Polonsky.

Der Film von ihm und Regisseur Ari Folman kam besser an, als er erwartet hätte, erzählt der Zeichner. „Wir hatten viel stärkere politische Reaktionen erwartet, von Links wie Rechts. Aber die meisten Reaktionen waren unpolitisch – der Film wurde als Kunstwerk begriffen.“

Als die Filmemacher die Arbeit für „Waltz With Bashir“ begannen, brach gerade der zweite Libanonkrieg aus. „Plötzlich liefen Bilder, wie ich sie malte, wieder im Fernsehen! Da wurde mir schlagartig bewusst, dass ich da einen Krieg zeichne. Und ehe er aufgearbeitet ist, wiederholt sich dieselbe Blödheit von vorn.“ Für Polonsky, der in Haifa aufwuchs, war der Libanon zwar vertraut, „weil er aussieht wie meine Heimat“. Gleichzeit sei es immer „ein anderer Planet“, den er als Israeli nicht betreten durfte.

Polonsky hatte Sorge, den Krieg mit seinen Bildern zu ästhetisieren. „Die Hälfte meiner Zeit verbrachte ich damit, wieder und wieder zu prüfen: Glorifiziert die Szene den Krieg? Dem Zeichner in mir missfiel das, denn der will gute Bilder. Aber ich hatte auch einen Vorteil: Filmer und Fotografen müssen objektiv die Wirklichkeit abbilden. Das erwartet bei Zeichnern niemand.“

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