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Christen und Muslime wehren sich gegen Lärmvorwürfe

JAFFA (inn) - In der israelischen Hafenstadt Jaffa bei Tel Aviv beschweren sich Juden über Lärmbelästigung durch eine Kirche und zwei Moscheen. Nun wollen Christen und Muslime gemeinsam gegen die "Gefährdung der Religionsausübung" demonstrieren.

Wie die Tageszeitung „Jediot Aharonot“ berichtet, stören sich jüdische Bewohner am Glockengeläut und dem Lautsprecher des Muezzins. Auch die Pfadfindergruppe der griechisch-orthodoxen St. Georgskirche ist ins Visier der Kritiker geraten – die Jugendlichen beeinträchtigten durch ihre Musikproben die Schabbatruhe.

In den vergangenen Wochen wurden die Moscheevorsteher aus dem Viertel Ajami mehrfach vor die grüne Polizei des Umweltministeriums zitiert. Die Gebetsrufe der beiden Moscheen würden als übermäßig laut empfunden. Die Kirchengemeinde hingegen erhielt von der Polizei ein Schreiben mit der Aufforderung, den Gottesdienst leiser zu gestalten. Zuvor waren telefonische Beschwerden bei den Behörden eingegangen.

Zuletzt wandte sich der Anwalt der Bürgervertretung an die Kirchenleitung und beklagte sich über den Lärm der Pfadfinder. Wenn nichts dagegen unternommen werde, würden die Bürger Klage erheben, weil die laute Musik den Mietwert der Gebäude in der Nähe des Gotteshauses beeinträchtige. Dort befindet sich ein Neubau mit vielen Eigentumswohnungen kurz vor der Fertigstellung. Der Vorfall brachte für die betroffenen Christen und Muslime das Fass zum Überlaufen. Sie beschlossen, sich für den morgigen Samstagmittag zu einer Protestkundgebung zu vereinigen.

„Würden wir uns über das Gebet des jüdischen Kantors beschweren?“

Der Vorsitzende der griechisch-orthodoxen Gemeinde, der Rechtsanwalt Gabi Kadis, merkte dazu an: „Das letzte Mal, als die Polizisten zu uns kamen, sagte ich ihnen: ‚Was ist mit Ihnen los? Meinen Sie, dass ich mich wegen des Gebets eines Kantors in einer Synagoge bei der Polizei beschweren würde?‘ Unsere Kirche besteht seit dem Jahr 1870, lange bevor das Immobilienprojekt errichtet wurde. Es handelt sich um eine wirkliche Gefahr für die Religionsausübung und einen Versuch, die Religionsfreiheit zu verhindern, die im Grundgesetz verankert ist.“

Die Jugendlichen der Pfadfindergruppe lernten die ganze Woche. „Nur an Freitagen und Samstagen haben wir Zeit, auf dem Kirchengelände mit den Instrumenten zu üben, und das auch nur zu unseren Festzeiten“, fügte Kadis hinzu. „An Samstagen haben wir schon aufgehört, und freitags spielen wir nur vom Mittag bis zum Abend, soll auch das aufhören? Wir haben keinen anderen Ort, an den wir gehen können. Man kann nicht neben eine Kirche ziehen und von ihr fordern, dass sie ihre Gebräuche ändert. Wer in ihre Nähe gezogen ist, hat das von Anfang an sehr wohl gewusst.“

Auch der Muslim Omar Siksik wurde von der Polizei vernommen. Die kürzlich renovierte Siksik-Moschee wird seit 1883 von seiner Familie geleitet. Dass die Lautsprecher den Gebetsruf des Muezzins nun lauter übertragen als bisher, stößt auf Unmut. „Die Moscheen und die Kirchen sind Teil des Stadtbildes von Jaffa, genau wie die alten Schlosser- und Schusterwerkstätten“, wandte er ein. „Wir haben in der Nähe der Moschee auch viele alteingesessene jüdische Bewohner, die seit Jahrzehnten mit uns in guter Nachbarschaft leben, und sie stört das nicht. Zweifellos tragen diese Beschwerden einen Geruch von Rassismus. Wer nach Jaffa zieht und meint, dass es dort keine Moscheen oder Kirchen gibt, ist ein Ignorant, der lieber an einen anderen Ort ziehen sollte.“

Rechtsanwalt Joav Schnitzer, der die Anwohner vertritt, sagte, die Kirchenleute hätten bislang nicht auf seine Anfragen geantwortet. „Im Staat gibt es Gesetze gegen Lärmschäden, und es ist egal, ob sie schon vor 500 Jahren dort waren. Die Empfindlichkeiten sind uns bekannt, und allgemein gibt es dort gute Leute, aber bei mehreren Besuchen habe ich festgestellt, dass der Lärm unerträglich ist.“ In solchen Fällen könne man die Verantwortlichen verklagen.

„Jeder Bewohner in Tel Aviv und in Israel hat das Recht, in Ruhe zu leben“, fügte der Jurist hinzu. „Unser Ziel ist es, das in guter Nachbarschaft und Freundschaft zu einem Ende zu bringen. Wir können nur schwer verstehen, was sie daran hindert, den Lärm zu verringern. Die Kinder von uns allen waren Pfadfinder, aber nach Ansicht von Experten, die wir hinzugezogen haben, lag der Lärmpegel jetzt bei mehreren Gelegenheiten über dem Standard.“

In Jaffa, dem biblischen Joppe leben in der Stadt, das mittlerweile zu Tel Aviv gehört, leben etwa 25.000 Araber. Von ihnen sind ungefähr 7.000 Christen.

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