Als Reporter der Tageszeitung „Jerusalem Post“ wurde ich 1964 zur Eröffnung einer neuen Fluglinie zwischen Israel und Dänemark eingeladen. Dort traf ich auf Dan, einen jüdischen Dänen, der mir vorschlug, spontan mit ihm nach Ägypten zu fahren. In der Botschaft von Kopenhagen besorgte ich mir einen Pass und nahm alle Zeichen von mir, die mich als Israeli auswiesen – so fuhren wir gemeinsam nach Ägypten.
Das war ein Abenteuer: In einer Woche besuchten wir Luxor, Alexandria und in Kairo am Schabbat einen Synagogengottesdienst. Von den etwa 20 Besuchern konnte einer sogar Hebräisch, er ließ Grüße an seinen Bruder in Petach Tikva ausrichten. Damals war an einen Friedensvertrag mit Israel nicht zu denken. Die Zustände in Ägypten waren allgemein schrecklich, ich habe nirgendwo so viel Armut gesehen. Sadats Besuch in Jerusalem, 13 Jahre später, war überwältigend – nur vier Jahre nach diesem schrecklichen Krieg von 1973 – das schien unmöglich!
Als Jude Zeuge der Islamischen Revolution
Inzwischen arbeitete ich als Korrespondent für die „Voice of America“, den staatlichen Auslandssender der USA, der Nachrichten-, Informations- und Kultursendungen produziert. Im September 1978 schickten sie mich nach Teheran. Es war das erste Mal, dass ich eine echte Revolution erlebte. Man muss sich das mal vorstellen: Das Volk steht gegen den Schah, also die Regierung, auf und ist auch noch erfolgreich! Die Armee stand zum großen Teil loyal hinter dem Schah, sie schlugen die Proteste brutal nieder. Chomeini sandte permanent Kassetten aus Paris, in denen er vom „großen Satan USA“ und dem „kleinen Satan Israel“ sprach.
Und mittendrin war ich, ein amerikanischer Reporter, und – o weh! – auch noch ein Jude. Wirkliche Anfeindungen habe ich aber in der Zeit nicht erlebt, dafür aber sehr viel Neugier. Die Leute wollten wissen, wie das Leben in Amerika und Israel wirklich ist. Ich berichtete damals über das Verfassungsreferendum, die Flucht des Schah. Im April 1979 musste ich dann aber gehen, da wurde es für mich zu gefährlich. Der Friedensvertrag, den Israel heute mit Ägypten hat, ist eine gute Errungenschaft und definitiv besser als Krieg.
Charles Weiss ist 1948 zum ersten Mal nach Israel gekommen, wo er heiratete und seine Kinder großzog. Offiziell nach Israel eingewandert ist er erst 2018, im Alter von 90 Jahren.
Aufgezeichnet von mh
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