Das EU-Parlament unterstütze einen palästinensischen Staat in den Grenzen von vor 1967, sagte Buzek laut der Tageszeitung "Ha´aretz". Dabei sollten sich Israelis und Palästinenser auf den Austausch bestimmter Gebiete einigen – entsprechend der Vision eines Friedens, wie sie US-Präsident Barack Obama am 19. Mai in einer Rede in Washington vorgestellt habe. Gleichzeitig betonte er das Existenzrecht des Staates Israel.
Friede könne nur durch Verhandlungen erreicht werden, so der 70-jährige Politiker weiter. "Es gibt keine echte Alternative zu Gesprächen zwischen den Seiten. Die Veränderungen in der arabischen Welt erfordern von uns einen neuen Zugang und Rücksichtnahme auf den Willen der Regierungen, aber auch auf den Willen der Bürger. Wir können nicht die regionale Stabilität ganz nach oben und an die Stelle der Menschenrechte für die Bürger der Staaten setzen", wurde Buzek in einer Mitteilung der Knesset zitiert. Die Veränderungen würden der Region Demokratie bringen. Der Prozess in der arabischen Welt sei mit demjenigen vergleichbar, den die europäischen Völker im vergangenen Jahrhundert durchlebt hätten und der zur Gründung der Europäischen Union geführt habe.
Der Pole, der dem konservativ-liberalen Forum angehört, widmete einen großen Teil seiner Ansprache dem Holocaust. Er sei nicht weit von Auschwitz entfernt geboren worden. Der Schatten der Schoah begleite ihn sein ganzes Leben. "Man kann die Schoah mit nichts anderem vergleichen, und die Leugner der Schoah haben keinen Platz in der Mitte der Völker." Die polnischen Juden hätten einen großen Beitrag zum Aufbau seines Landes geleistet.
Knesset-Sprecher Reuven Rivlin überreichte Buzek ein Exemplar des Kinderbuches "Als der Hai und der Fisch sich das erste Mal trafen". Die Geschichte hatte der vor fünf Jahren von Palästinensern entführte Soldat Gilad Schalit im Alter von elf Jahren als Schulaufsatz geschrieben. Sie wurde nach seiner Entführung von einer Lehrerin entdeckt und, von verschiedenen israelischen Künstlern illustriert, als Kinderbuch herausgegeben.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Rivlin zeigte sich Buzek bereit, eine Ausstellung der Bilder im Europäischen Parlament zusammen mit dem Buch von Schalit zu zeigen. Der Knesset-Sprecher sagte: "Gilad verrottet in seiner Geiselhaft, und die Welt legt nur Lippenbekenntnisse ab. Das Misstrauen der Israelis gegenüber der Palästinenser hängt in hohem Maße damit zusammen, dass es in der Sache keinerlei Fortschritte gibt."