Reporter, Athleten und Fans loben die Atmosphäre bei den Olympischen Sommerspielen von Paris, die am Sonntag mit einer Abschlusszeremonie im Stade de France zu Ende gingen. Und in der Tat hatten die Organisatoren originelle Ideen, etwa bei der Gestaltung der Eröffnungsfeier auf der Seine oder dem Ambiente, wie im Park von Versailles als Austragungsort für die Reitwettbewerbe. Für die israelische Delegation indes boten die Spiele Licht und Schatten.
Ausladung Israels gefordert
So erklärte der linke französische Abgeordnete Thomas Portes (La France insoumise) knapp eine Woche vor der offiziellen Eröffnung am 26. Juli, Israelis seien bei den Olympischen Spielen nicht willkommen. Außenminister Stéphane Séjourné und Innenminister Gérald Darmanin (beide Renaissance) wiesen dies zurück. Sie versprachen, Frankreich werde die Sicherheit der israelischen Athleten gewährleisten.
Das Palästinensische Olympische Komitee und der Palästinensische Fußballverband wiederum forderten den Ausschluss Israels von den Spielen in Paris. Einen entsprechenden Brief sandten die Gremien vier Tage vor der Eröffnung an den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach. Als Begründung gaben die Palästinenser unter anderem an, Israel verstoße mit seiner „kolonialen Besatzung“ und der „Anstachelung zum Völkermord“ gegen den olympischen Frieden.
Bereits vor dem Eröffnungsabend begann das olympische Fußballturnier. Israel traf zum Auftakt auf Mali. Während des Spiels waren die Israelis Buhrufen von den Zuschauerrängen ausgesetzt. Dies sollte kein Einzelfall bleiben. Bei der Begegnung gegen Paraquay waren gar „Heil Hitler“-Rufe zu hören, auch wurde der Hitlergruß gezeigt. Die Pariser Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.
Das Algerische Olympische Komitee indes führte den Leidensweg von Imane Khelif auf israelische Machenschaften zurück. Offenbar wegen hoher Testosteronwerte wurde angezweifelt, dass Khelif – später mit Gold dekoriert – für die Frauenkonkurrenz zugelassen war. Der Vorsitzende des nationalen Komitees, Yassine Arab, sagte laut der australischen Zeitung „Sydney Morning Herald“: „Die zionistische Lobby will Imane brechen. Sie wollen nicht, dass ein muslimisches oder arabisches Mädchen in der Rangliste des Frauenboxens aufsteigt.“
Buhrufe bei der Eröffnungsfeier
Unmutsbekundungen gegen Israel gab es auch bei der Eröffnungsfeier. Ein Zuschauer erzählte gegenüber Israelnetz, die israelische Delegation sei ausgebuht worden, als ihr Schiff an seinem Platz vorbeikam. Bei ihm sei der Eindruck entstanden, viele junge Franzosen nähmen eine anti-israelische Haltung an, ohne das zu reflektieren. Die palästinensische Mannschaft sei hingegen bejubelt worden.
Während der ARD-Übertragung merkte Kommentatorin Friederike Hofmann beim Vorbeigleiten des Schiffes mit dem jemenitischen Team an, der Jemen sei ja auch „von Israel angegriffen worden“. Dabei verschwieg sie, dass das israelische Militär eine Bastion der Huthi-Terroristen beschossen hatte – und dass dies eine Reaktion auf zahlreiche Angriffe gegen Handelsschiffe und letztlich einen tödlichen Drohnenbeschuss in Tel Aviv war.
Andere Töne schlug Moderator Tom Bartels an: Er kommentierte die ukrainische Delegation mit den Worten, die Ukraine befinde sich nach dem russischen Angriff ebenso im Krieg wie Israel nach dem Angriff der Hamas.
In der ZDF-Übertragung der Abschlussfeier im Stade de France kam Israel zweimal vor. Einmal lieferten israelische Flaggen, die im Bild zu sehen waren, Kommentator Nils Kaben ein Stichwort: Es gebe ja auch Schreckliches auf der Welt, etwa die Kriege in Nahost und der Ukraine, das solle trotz der Feier nicht in Vergessenheit geraten. Als während einer artistischen Darbietung fünf große Ringe zum olympischen Logo vereinigt wurden, bezeichnete er die Spiele als „größte Friedensidee der Welt“ – und ergänzte: „Israel ist heute genug mit Füßen getreten worden. Es braucht diesen Frieden.“
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Gegen israelische Athleten gab es bei der Sportveranstaltung Todes- und andere Drohungen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren sehr hoch. Glücklicherweise blieben alle Mitglieder der israelischen Delegation bewahrt.
Die Bedrohungslage hatte dennoch Folgen: Die Gedenkzeremonie für das Attentat auf die israelische Mannschaft 1972 in München wurde vorsorglich an einen unbekannten Ort verlegt. Vor drei Jahren in Tokio hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) das Gedenken erstmals in die offizielle Eröffnungsfeier integriert.
Doch die israelischen Sportler trotzten diesen Unbilden – und brachten mit sieben eine Rekordzahl an Medaillen nach Hause. Die vierte olympische Goldmedaille in der israelischen Geschichte gewann der Windsurfer Tom Reuveni. Dazu gab es fünfmal Silber: für die Judokas Ras Herschko und Inbar Lanir, den Turner Artem Dolgopjat sowie das Team der Rhythmischen Sportgymnastik. Dieses bestand aus Schani Bakanov, Adar Friedmann, Romi Parizki, Ofir Schaham und Diana Svertsov. Ebenfalls im Judo erhielt Peter Paltchik eine Bronzemedaille.
Mehrere Rekorde
Im neugebauten Velodrom stellte der israelische Bahnradfahrer Michail Jakovlev mit 9,152 Sekunden einen neuen Olympischen Rekord im Sprint auf. Dieser hielt allerdings weniger als eine Minute. Dann fuhr der Australier Matthew Richardson noch schneller – seine Bestzeit wurde wiederum vom Niederländer Harrie Lavreysen unterboten. Jakovlev setzte sich in der Qualifikation gegen Kontrahenten aus Malaysia und Suriname durch. Im Achtelfinale unterlag er dem Briten Hamish Turnbull.
Ein nationaler Rekord gelang den israelischen Schwimmern mit 7:08.43 Minuten in der 4-x-200-Meter-Freistilstaffel. Sie erreichten als erstes israelisches Team ein olympisches Finale. Dort belegte Israel den neunten und letzten Platz.
Bestes Mitglied des Schwimmteams war Anastasia Gorbenko. Sie belegte über 200 Meter Lagen den 9. Rang. Zudem gelang ihr ein 10. Platz über 400 Meter Lagen. Diese Platzierung erreichten die Frauen um Gorbenko auch in der 4-x-100-Meter Lagenstaffel – und stellten ebenfalls einen neuen Landesrekord auf.
Weitere gute Platzierungen
In der Einzelwertung der Rhythmischen Sportgymnastik belegte die Israelin Daria Atamanov hinter der Deutschen Margarita Kolosov den 5. Rang. Die Goldmedaille in diesem Mehrkampffinale gewann Darja Varfolomeev, die ebenfalls für Deutschland an den Start ging.
Im Marathon auf der anspruchsvollen Strecke zwischen Paris und Versailles konnte Lonah Chemtai Salpeter lange mit den ersten Läuferinnen mithalten. Am Ende kam sie nach 2:26:08 Stunden als 9. ins Ziel. Die Siegeszeit der Niederländerin Sifan Hassan betrug 2:22:55 Stunden.
Die im Vorjahr ungewöhnlich erfolgreichen Fußballer hingegen kamen beim olympischen Turnier nicht über die Vorrunde hinaus: Gegen Mali erreichten sie immerhin ein 1:1-Unentschieden. Doch sowohl gegen Paraguay (2:4) als auch gegen Japan (0:1) kassierte die israelische Mannschaft eine Niederlage.
Taekwondo: Israelin unterliegt saudischer Athletin
Eine besondere sportliche Begegnung gab es im Taekwondo-Wettbewerb: In der Klasse unter 49 Kilogramm traf die israelische Bronzegewinnerin von Tokio, Avischag Semberg, auf Dunja Abutaleb aus Saudi-Arabien. Die Gegnerin war zu stark, so dass die Israelin diesmal leer ausging. Aber immerhin verweigerte die saudische Athletin nicht den Kampf, wie es bei Sportlern aus islamischen Ländern durchaus vorkommt. Bereits vor drei Jahren hatte Judoka Herschko ihre saudische Kontrahentin Tahani Alqahtani im olympischen Wettbewerb besiegt.
Der algerische Judoka Messaoud Redouane Dris wurde in Paris vor seinem Erstrundenkampf gegen den Israeli Tohar Butbul disqualifiziert. Dris war für die Klasse bis 73 Kilogramm gemeldet. Beim Wiegen überschritt er das Gewicht um 400 Gramm. Der Internationale Judo-Verband IFJ schloss den 22-Jährigen daher vom Wettbewerb aus.
Die Feindseligkeit gegenüber dem jüdischen Staat verweigert hatte vor einigen Jahren der gebürtige Iraner Saeid Mollaei, der mittlerweile für die Mongolei an den Start geht. In Paris gewann der Judoka eine Silbermedaille – und widmete sie Israel. Mollaei ist mit dem israelischen Judoka Sagi Muki befreundet, der in der Vorrunde ausschied.
„Silbermedaillengewinnerin mit einem Herz aus Gold“
Ungewöhnliche Glückwünsche erhielt Silbermedaillengewinnerin Inbar Lanir. Wenige Tage nach dem Terrorüberfall der Hamas vom 7. Oktober hatte sie einer Frau mit zwei kleinen Töchtern, deren Mann als Reservist im Einsatz war, Unterstützung angeboten.
„Sie kam in mein Haus, half mir mit den Mädchen, kochte Mahlzeiten, die einen Koch nicht in Verlegenheit bringen würden, erledigte meine Einkäufe und räumte das Haus auf“, schrieb die dankbare Mutter in den Sozialen Medien. „Im Rückblick stellte ich fest, dass sie keine andere war als die Einzige, Inbar Lanir.“
Statt für Olympia zu trainieren, spiele sie Babysitter. „Hinter einer wohlverdienten Medaille steht eine Frau mit einem Herz aus Gold.“ Die Mutter fügte hinzu: „Inbar, Du bist eine Quelle des Stolzes für unser Land.”
5 Antworten
Der Antisemitismus war bei den Olympischen Spielen deutlich spürbar.
Umso mehr freut es mich, dass die Israelis so erfolgreich abgeschnitten haben.
Auch Frankreich hat viel zu tun gegen den Antisemitismus, den ich in so geballter Form außerhalb Deutschlands nicht erwartet hatte.
Ich bin beruhigt, dass die Spiele vorbei sind und keine Terroranschläge passiert sind.
Viele misslichen Umstände- Antisemitismus und Verhöhnung des Abendmahls, Teilnahme von Pals u. Russen- werden in Erinnerung bleiben. Auch die evtl. gedopten Chinesen im Schwimmen bleiben in negativer Erinnerung.
Olympia, ein buntes Potpourri. Ich bin froh, dass niemandem etwas passiert ist nach den Drohungen, die die israel. Sportler im Voraus bekommen haben. Mit Anfeindungen können sie umgehen und das Herz auf dem rechten Fleck haben sie auch, wie Inbar Lanir und so viele andere bewiesen haben. Anerkennung auch für Saeid Mollaei, seine Medaille Israel zu widmen. Die Medaillen gut im Bunker aufbewahren, man weiß ja nie.
Die Hitlerrufe der Algerier sind rassistisch. Viele Länder, in denen Diktatur herrscht, finden Hitler gut. Ich wünsche ihnen, dass sie so etwas wie den Holocaust und Nazizeit nie am eigenen Leib erfahren müssen. Da kann ich nur beten: Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun und von was sie reden.
Die Geschichte des iranischen Judoka, der jetzt für die Mongolei antritt, hat mich von Anfang an berührt. Sein Mut und seine Freundschaft zu Israël zeigen daß es einen „anderen“ Iran gibt, ein Land mit einer Jahrtausende alten Zivilisation, voller Feinheit und Poesie. Der Bahai-Tempel in Haifa ist ein Beispiel dafür.
Mein spontaner Gedanke war:
Inbar Lanir hatte keinen Verlust dadurch, dass sie weniger trainieren konnte. Gott hat sie für ihren selbstlosen Einsatz bei der Familie mit einer Silbermedaille belohnt.
Gott sei von Herzen Dank für alle Bewahrung der Israelis .