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Brandanschlag auf Jerusalemer Kirche

JERUSALEM (inn) - Unbekannte haben in der letzten Oktoberwoche einen Brandanschlag auf ein historisches Kirchengebäude in Westjerusalem verübt. Zehn Personen wurden wegen Rauchvergiftungen behandelt. Ansonsten entstand lediglich Sachschaden.

In den frühen Morgenstunden des letzten Oktoberfreitags meldeten Nachbarn einen Brand im Gebäude des „Jerusalem Alliance Church Ministry Center“ (JACMC) in der Prophetenstraße Nr. 55 in Jerusalem. Zehn Volontäre aus den USA und Dänemark, die in dem Anwesen übernachteten, wurden zeitgleich durch die Rauchentwicklung geweckt und konnten ins Freie gelangen. Sanitäter des israelischen Roten Davidstern geleiteten die erschreckten Touristen in das benachbarte Bikur-Cholim-Krankenhaus – das einstige Kaiserswerther Diakonissenkrankenhaus. Bis um 5 Uhr morgens konnten alle wieder entlassen werden.

Mittlerweile hat die Polizei bestätigt, dass es sich um Brandstiftung handelt. Offensichtlich wurde ein vergittertes Fenster im Erdgeschoss zerschlagen und ein Brandsatz in das frisch renovierte Gastzimmer geworfen, in dem glücklicherweise niemand untergebracht war. Zwei Zimmer brannten vollständig aus. Im gesamten Gebäude war auch Tage nach dem Anschlag noch Rauchgestank zu riechen. JACMC-Direktor Roger Elbel schätzt den Sachschaden auf umgerechnet 25.000 bis 40.000 Euro.

Bislang hat die Polizei noch keine Hinweise darauf, wer den Anschlag verübt haben könnte. Sowohl Elbel als auch der leitende Pastor Jack Sara haben keinen konkreten Verdacht. Allerdings hat der JACMC-Direktor in der Vergangenheit mehrfach Drohanrufe am Telefon entgegen genommen, in denen er wegen Missionsarbeit beschimpft wurde. Auch waren an der Außenwand der Kirche in der Vergangenheit Graffiti aufgetaucht. Zudem gab es in vergangenen Jahren ähnliche Aktionen gegen andere christliche oder messianisch-jüdische Einrichtungen in Jerusalem, etwa gegen die Gemeinde Netivija oder im Oktober 2007 auf das „Baptist House“.

Palästinenser beschuldigen Siedler

Palästinensische und chinesische Medien brachten den Brandanschlag auf die Alliance Kirche in Jerusalem in einen unmittelbaren Zusammenhang mit Anschlägen auf Moscheen in den vergangenen Wochen und titelten: „Extremistische Siedler brennen Jerusalemer Kirche nieder“. Ferner legten sie Vertretern der JACMC einen Aufruf zum Schutz der Heiligen Stätten Jerusalems in den Mund. Nabil Abu Rudeina, Sprecher des palästinensischen Präsidenten, beklagte das „barbarische und terroristische Vorgehen“ „von Siedlern gegen moslemische und christliche Heilige Stätten“ und vermutete eine gezielte Strategie zur Torpedierung des Friedensprozesses.

Rev. Sara geht allerdings davon aus, dass der Hintergrund für den Anschlag religiös und nicht politisch ist. Das Anwesen liegt am Rande eines der streng orthodoxen Viertel Jerusalems. Mea Schearim befindet sich nur wenige Gehminuten entfernt. „Für unsere Nachbarn sind wir hier einfach nicht am rechten Ort“, erklärt der christliche Araber, der selbst in der Jerusalemer Altstadt geboren und aufgewachsen ist. Jack Sara hat am „Alliance Biblical Seminary“ auf den Philippinen Theologie studiert und arbeitet momentan an der Fertigstellung seiner Doktorarbeit am „Gordon-Conwell Theological Seminary“ im US-amerikanischen Boston. Der Pastor wird nicht müde zu betonen, dass sein einziges Anliegen die Botschaft der Liebe Jesu für jeden in einer vom Hass geprägten Umgebung ist. „Wir wollen ein Leuchtturm der Liebe Gottes sein“, erklärt er leidenschaftlich, muss gleichzeitig aber nüchtern feststellen: „Damit sind wir eine Minderheit, selbst unter Christen.“

Das JACMC-Gebäude war in den Jahren 1907 bis 1913 von der „Christian and Missionary Alliance“ erbaut worden. Seither dient es unterschiedlichen Gemeinden und christlichen Gruppen. So war in der Prophetenstraße 55 zwischen 1914 und 1952 das „Palestine Bible Institute“ untergebracht, das im Jahr 2001 als „Alliance Leadership Training Institute“ wiedereröffnet wurde. Während des Zweiten Weltkrieges gab es keinen Studienbetrieb. Nach der Staatsgründung Israels und der Teilung Jerusalems musste sich die Allianz-Kirche ins christliche Viertel der Altstadt von Jerusalem zurückziehen. Seit 1967 diente das Gebäude verschiedenen arabischen, messianisch-jüdischen und internationalen Gemeinden als Gottesdienstraum, wurde als Pilgerheim und für Jugendfreizeiten genutzt. Nach Beginn der zweiten Intifada war auch das „Israel College of the Bible“ hier untergebracht.

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