JERUSALEM / BERLIN (inn) – Der israelische Botschafter in Berlin, Jeremy Issacharoff, hat den legendären Mossad-Agenten und ehemaligen Minister Rafi Eitan kritisiert. Dieser hatte zuvor die AfD für deren Haltung zum Judentum gelobt. Anlass war eine Diskussionsveranstaltung der AfD-Bundestagsfraktion zum Thema Antisemitismus.
Eitan, unter dessen Kommando 1960 der Kriegsverbrecher Adolf Eichmann gefasst wurde, sollte auf der Veranstaltung in Berlin sprechen. Doch eine Grippeerkrankung hinderte ihn an der Reise nach Deutschland. Deshalb schickte er eine englische Videobotschaft, die die AfD am Freitag mit seinem Begleitschreiben auf Facebook veröffentlichte.
„Sie sollen wissen, dass alle in Israel Ihre Haltung zum Judentum schätzen“, sagt der frühere Rentnerminister in dem Video. Wenn sie weise und realistisch agierten, könne aus der „Alternative für Deutschland“ eine „Alternative für Europa“ werden. Am Anfang grüßt der Israeli explizit die AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland und Alice Weidel sowie deren Stellvertreterin Beatrix von Storch. In dem Brief fordert er zudem, Deutschland müsse seine Grenzen möglichst bald gegen muslimische Einwanderung schließen.
Issacharoff: „Traurig und beschämend“
Botschafter Issacharoff wies die Äußerungen laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ in einem Post „völlig zurück“. „Man kann kaum glauben, wie die Person, die Eichmann fasste (…), Deutsche des rechten Flügels preisen kann, die die Nazi-Vergangenheit so sehr bewundern“, heißt es darin. Dies sei „traurig und beschämend“.
Der ehemalige Mossad-Agent reagierte gegenüber der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ auf die Kritik an seinen Äußerungen. Er sei sich der Aussagen und Taten ranghoher AfD-Vertreter nicht bewusst. „Ich wusste, dass die stellvertretende Parteivorsitzende, von Storch, eine Verwandte von Hitlers Finanzminister ist – aber das stört mich nicht.“ Eitan fügte an, er sei sicher, „dass diese Partei Israel bei allem helfen wird, worum wir sie bitten“.
Eitan war von 2006 bis 2009 israelischer Rentnerminister. Seine damalige Pensionärspartei „Gil“ existiert heute nicht mehr.
Von: eh