Es dauerte über eine Woche, bis die Leiche identifiziert war, weil Mabhuh unter falschem Namen gereist war. Wie in der israelischen Presse nachzulesen ist, sei er von Damaskus aus nach Dubai geflogen. Seine mutmaßlichen Mörder mit europäischen Pässen hätten sich schon in Damaskus an seine Fersen geheftet. Mabhuh war bewusst, dass er sich in ständiger Lebensgefahr befand. Er hatte deswegen normalerweise die Türen zu seinen Hotelzimmern mit schweren Sesseln verbarrikadiert.
Mitten in der Nacht des 19. Januar habe ihm auch das nichts geholfen. Die Mörder scheinen ihn mit Stromkabeln erwürgt oder mit Stromstößen getötet zu haben. Eine britische Zeitung behauptet, das Mabhuh ein Gift gespritzt worden sei, das augenblicklich einen Herzinfarkt auslöste. Nachdem seine Identität festgestellt worden war, wurde Mabhuhs Leichnam nach Damaskus geflogen. Am Samstag wurde er dort unter Beteiligung von 2.000 Palästinensern, darunter auch die beiden Hamas-Führer Chaled Mascha´al und Abu Marsuk, in einem Flüchtlingslager feierlich beigesetzt. Für die Hamas steht fest, dass der Mossad hinter diesem Mord auf eine der führenden Figuren der Organisation stecke.
Kein offizielles israelisches Eingeständnis
Es wurde sogar behauptet, dass die Agenten als Teil der Delegation des Energieministers Usi Landau nach Dubai gereist waren und das Land verlassen hatten, noch ehe die Leiche von Mabhuh entdeckt worden war. Wie üblich gibt es kein offizielles israelisches Eingeständnis, für diese „gezielte Liquidierung“ verantwortlich zu sein. Doch in den Zeitungen wird dieser mysteriöse Tod mit weiteren ähnlichen Geschichten in Verbindung gebracht, bei denen eine israelische Täterschaft entweder ein offenes Geheimnis oder eine Mutmaßung ist.
Dazu zählen wohl die Ermordung des PFLP-Chefs Fatchi Schkaki 1995 auf Malta, das von Premierminister Benjamin Netanjahu 1997 angeordnete, aber in peinlicher Weise gescheiterte Attentat auf Chaled Mascha´al in der jordanischen Hauptstadt Amman und vielleicht auch die mysteriöse Ermordung des neben Osama Bin Laden weltweit meist gesuchten Erzterroristen Imad Mughnijeh der Hisbollah. Dieser fiel 2008 in Damaskus einem bis heute nicht aufgeklärten Bombenanschlag zum Opfer.
Eine alte Rechnung begleichen
Es spricht vieles dafür, dass Israel mit Mabhuh eine alte Rechnung zu begleichen hatte. Der Mann wollte 1989 im Namen der Hamas zwei israelische Soldaten, Ilan Sa´adon und Avi Sasportas, entführen. Dazu hatten sich Mabhuh und Mahmud Nassar als ultra-orthodoxe Juden verkleidet und die trampenden Soldaten in ihrem weißen Subaru mitgenommen. Als der Soldat verstand, dass er entführt werde, kam es im Auto zu einem Kampf. Sa´adon wurde mit einem Kopfschuss getötet und bei Palmachim verscharrt. Erst sieben Jahre später gelangte ein handschriftlicher Lageplan nach Israel, in dem eingezeichnet war, wo Sa´adon verscharrt worden war. Mabhuh hatte ihn gezeichnet und aus dem Ausland an Verwandte im Gazastreifen geschickt. Sa´adons Leiche wurde genau dort gefunden, wo sie nach Angaben von Mabhuh verscharrt worden war. Vier Tage nach dem Verschwinden von Sa´adon wurde die Leiche Avi Sasportas‘ an der Givati-Kreuzung entdeckt. Der Israeli war drei Monate zuvor von Mabhuh entführt und ermordet worden.
Doch nicht nur dieser ungesühnte Mord könnte für Israel der Grund gewesen sein, Mabhuh zu verfolgen. Der Mann stand ganz oben auf der Liste gesuchter Hamas-Aktivisten. Er habe Spenden in großem Umfang für die Hamas gesammelt. Vor allem aber soll er den Waffenschmuggel vom Iran über den Sudan und andere Länder in den Gazastreifen organisiert haben.
Ob israelische Agenten ihn umgebracht haben, ist nicht nachgewiesen, zumal Mabhuh eine ganze Reihe potentieller anderer Feinde haben könnte. Niemand weiß, ob er sich intern mit anderen Hamas-Führern oder mit dem Iran überworfen hatte. Die Ägypter teilten am Sonntag mit, sie hätten eine größere Gruppe bewaffneter Hamas-Kämpfer verhaftet, die in Kairo das Grab eines jüdischen Heiligen sprengen und bei der Gelegenheit auch Juden töten wollten.
Der Sprengsatz für den vereitelten Anschlag sei in Gaza hergestellt worden und entspreche Sprengsätzen, wie sie bei Kassamraketen verwendet würden. Für Ägypten stellt die Hamas eine akute Gefahr für die Stabilität des Landes dar, weshalb die Ägypter mit einem unterirdischen Metall-Wall versuchen, den Waffenschmuggel von und nach Gaza zu unterbinden. Ein israelischer Geheimdienstmann kommentierte gegenüber der Zeitung „Jediot Aharonot“ den von Hamas und Dubai hervorgebrachten Verdacht, wonach der Mossad hinter dem Mord stecke, mit den Worten: „Es passt nicht zu Israelis, eine Liquidierung mit Erwürgen durchzuführen…“