Biblische Plage aufgeklärt?

TEL AVIV (inn) – Zehn verheerende Plagen durchlebten die Ägypter in biblischen Zeiten. Riesige Heuschreckenschwärme brachten mit der achten Plage Leid mit sich. Nachzulesen ist dies in 2. Mose 10,1–20. Israelische Wissenschaftler wollten herausfinden, weshalb sich die Heuschrecken zusammentun und zur Plage werden. Angetrieben hat die Forscher außerdem, dass in den vergangenen Jahren immer wieder Heuschreckenschwärme für erhebliche Ernteausfälle verantwortlich waren.

Die Forschenden der Universität Tel Aviv untersuchten zuerst einzelne Heuschrecken, die ohne ihre Artgenossen nicht gefährlich für Natur und Mensch werden. Später forschten sie an Heuschreckenschwärmen. Sie können eine zerstörerische Wucht besitzen und verwüsten seit Menschengedenken Ernten und verursachen Hungersnöte. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Environmental Microbiology“.

Bakterien verändern Heuschrecken

Die israelische Studie fand heraus, dass sich die bakterielle Zusammensetzung im Darm einer Heuschrecke verändert, wenn sie statt alleine statt in Gruppen zusammenleben. Der Bakterienstamm namens Weissella ist bei Heuschrecken, die alleine leben, nicht oder kaum zu finden. Lebt das Insekt jedoch in Gesellschaft, fanden die Forscher im Darm der Tiere viele Bakterien dieser besonderen Art.

Um tiefgreifendere Antworten zu geben, analysierten die Tel Aviver Forscher die Weissella-Bakterie. Hatten die Heuschrecken diese Bakterienart im Darm und lebten in Gesellschaft miteinander, so breiteten sie sich schneller aus und gaben das Bakterium weiter. Die Forscher sprechen von einem evolutionären Vorgang.

Der Leiter der Studie, Amir Ajali, gibt gegenüber der israelischen Onlinezeitung „Times of Israel“ zu, dass nicht gesichert ist, dass das Verhalten der Heuschrecken mit der Bakterienart im Darm zusammenhängt. Jedoch legen die Ergebnisse „eine hohe Wahrscheinlichkeit nahe“. Weiter betont Ajali die Anschlussfähigkeit seiner Studie, denn sie könne erhebliche Auswirkungen auf „unzählige Menschen, Tiere und Pflanzen auf der ganzen Welt“ haben. Die Wissenschaftler hoffen auf neue Entwicklungen zur Bekämpfung von Heuschrecken.

Besonders Wüstenheuschrecken sind „zerstörerische Wanderschädlinge“, erklärt „Locust Watch“, das Heuschrecken-Frühwarnsystem der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. In den vergangenen Jahren verwüsteten Heuschreckenschwärme weite Teile Afrikas, Indiens und Pakistans. Oftmals fressen Heuschrecken an einem Tag die Menge ihres eigenen Körpergewichts. Somit könne ein Schwarm die gleiche Menge an Nahrung konsumieren, wie etwa 35.000 Menschen. (joh)