JERUSALEM (inn) – Nach einer relativ ruhigen Nacht auf israelischer Seite hat die Terrorgruppe Hamas ihre Angriffe wieder verstärkt. Zwischen 1 Uhr nachts Ortszeit und 9.30 Uhr am Morgen war kein Raketenalarm zu hören. Dennoch registrierte die Armee zwischen Mittwochabend 19 Uhr und Donnerstagmorgen 7 Uhr rund 70 Raketen und Granaten, die auf Israel abgefeuert wurden.
Am Donnerstagmorgen schossen die Terroristen auch eine Panzerabwehr-Rakete auf einen leerstehenden Armeebus ab. Ein Soldat, der in der Nähe stand, wurde durch Splitter leicht verletzt.
Das Heimatfrontkommando warnte die Israelis davor, die erlebte Ruhe falsch zu deuten: Die Kämpfe seien noch nicht vorüber. Die Einwohner müssten sich weiter an die Sicherheits-Anweisungen halten, „um Leben zu retten“.
Israel setzte indes die Angriffe auf die Terror-Infrastruktur im Gazastreifen fort. Nach Angaben der Luftwaffe nahmen Kampfjets unter anderem einen Lagebesprechungsraum der Hamas unter Beschuss, von dem die Terroraktivitäten im aktuellen Konflikt geleitet wurden. Zu den weiteren Zielen gehörten wieder Raketenabschussrampen und Terrortunnel.
Spekulationen über Waffenruhe
Bereits am Mittwochabend häuften sich Berichte über einen möglichen Waffenstillstand. Medien zitierten einen Hamas-Vertreter, der damit in den kommenden Tagen rechne. Das „Wall Street Journal“ nannte den Freitagmorgen als möglichen Zeitpunkt. Das amerikanische Blatt beruft sich auf ungenannte Informanten; demnach hat die israelische Seite mitgeteilt, die militärischen Ziele bald erreicht zu haben. Unklar ist laut dem Bericht jedoch, ob sich auch die Terrorgruppe Islamischer Dschihad an eine nWaffenstillstand halten wird.
Der amerikanische Außenminister Anthony Blinken hatte nach eigener Auskunft mit seinem israelischen Amtskollegen Gabi Aschkenasi (Blau-Weiß) über die Bemühungen um ein Ende der Gewalt gesprochen. Auf Twitter teilte er mit: „Die USA erwarten eine Deeskalation auf dem Weg zu einem Waffenstillstand.“
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu betonte am Mittwoch erneut seinen Standpunkt: „Ich bin entschlossen, die Operation fortzuführen, bis ihr Ziel erreicht ist: Ruhe und Sicherheit für Sie, Bürger Israels, wieder herzustellen.“
Israel: UNRWA muss bei den Fakten bleiben
Derweil beschwerte sich das israelische Außenministerium über das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA). Dieses solle „bei den Fakten bleiben“. Die UNRWA hatte Israel erst am Mittwoch wieder aufgefordert, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu lassen. Doch in den vergangenen 48 Stunden seien israelische Hilfslieferungen durch Beschuss der Hamas verhindert worden. Dabei seien zwei palästinensische Zivilisten getötet worden.
Eine UNRWA-Sprecherin sagte: „Humanitäre Korridore sind immer sehr effektiv in Konfliktsituationen.“ Das Außenministerium schrieb zu der Äußerung: „Die Unfähigkeit der UNRWA, die Hamas zu erwähnen, geschweige denn die Terrorgruppe für ihren Angriff auf humanitäre Hilfe zu verurteilen, stärkt letztlich leider die Terrorziele der Hamas.“
Außenminister Maas bespricht Lage vor Ort
Am Donnerstagmorgen ist der deutsche Außenminister Heiko Maas in Israel eingetroffen. Er will auch die „Palästinensischen Gebiete“ besuchen. Der SPD-Politiker beschrieb die Reise als „Zeichen der Solidarität mit den Menschen auf beiden Seiten“. Er wolle Bemühungen um einen Waffenstillstand unterstützen. Bei seiner Ankunft sagte er: „Solange es Staaten und Gruppierungen gibt, die Israel mit Vernichtung drohen, muss es in der Lage sein, seine Bewohner zu schützen.“ Seiner Einschätzung nach wird es einen dauerhaften Frieden nur dann geben, „wenn Israelis wie Palästinenser auf beiden Seiten selbstbestimmt leben können“.
Sein israelischer Amtskollege Aschkenasi dankte seinem „Freund“ für den „Solidaritätsbesuch“. Er ergänzte: „Ich bin dankbar für die deutsche Unterstützung seit Beginn der Kampfhandlungen, und für die Verurteilung der Terroraktivitäten der Hamas.“
Die beiden Politiker begaben sich nach Petach Tikva. Dort suchten sie ein Haus auf, das von einer Rakete der Hamas zerstört wurde. Im Verlauf des Tages sind Treffen mit Staatspräsident Reuven Rivlin, Verteidigungsminister Benny Gantz (Blau-Weiß) und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas (Fatah) geplant. Am Abend will Maas wieder nach Deutschland zurückkehren.
Von: df