JERUSALEM (inn) – Itamar Ben-Gvir, Chef der rechten Partei Otzma Jehudit und demnächst womöglich Minister, hat am Donnerstag an einer Gedenkveranstaltung für Meir Kahane teilgenommen. Der rechtsextreme Rabbiner wurde am 5. November 1990 in Manhattan ermordet. Er hatte sich zu Lebzeiten unter anderem für die ethnische Säuberung Israels von den Arabern ausgesprochen und für eine Rassentrennung plädiert.
Wie bereits im vergangenen Wahlkampf distanzierte sich Ben-Gvir in seiner Rede laut vorab verbreitetem Manuskript von den radikalsten Positionen Kahanes: „Ich bin nicht Kahane und ich unterstütze nicht die Ausweisung aller Araber und die Rassentrennung an Stränden“, sagte er demnach. Er werde aber alles tun, um Terroristen des Landes zu verweisen.
Ebenfalls wie im Wahlkampf stellte Ben-Gvir jedoch auch positive Bezüge zu Kahane her: Letztlich sei es dem Rabbiner um „Liebe“ gegangen, Liebe für Israel „ohne Kompromisse“. Der Politiker erklärte auch, er habe es Kahane zu verdanken, dass er zurück zur Religion gefunden habe. Sein Studium habe er in einer von Kahane gegründeten Jeschiva begonnen, wenngleich er ihn nicht persönlich kennengelernt habe.
US-Außenministerium: „abscheulich“
Ben-Gvirs Auftritt wurde von israelischen Medien aufmerksam verfolgt: Bei linken und liberalen Israelis ist die Sorge groß, dass er Sicherheitsminister mit Kontrolle über die Polizei werden könnte, wie von ihm gefordert. Likud-Chef Benjamin Netanjahu ist auf ihn angewiesen, um eine Mehrheitskoalition in der Knesset bilden zu können.
Am Donnerstag hatte Ben-Gvir bei Staatspräsident Jitzchak Herzog offiziell Netanjahu für das Amt des Premierministers empfohlen. Dabei wies Herzog den Politiker vor laufender Kamera darauf hin, dass dessen Partei „einen gewissen Ruf“ habe, „der vielerorts Sorgen hervorruft“. Er werde darauf von Politikern angesprochen, erklärte Herzog. In der muslimischen Welt werde er nach dem Status des Tempelbergs gefragt, der sehr sensibel sei.
Auch im Ausland fallen die Blicke auf Ben-Gvir: Am Donnerstag bat ein Journalist das US-Außenministerium um einen Kommentar zu dessen Auftritt beim Kahane-Gedenken. Sprecher Ned Price erklärte, man habe die Berichte wahrgenommen: „Das Vermächtnis einer Terror-Organisation zu feiern, ist abscheulich; dafür gibt es kein anderes Wort.“ Man bleibe besorgt angesichts der Rhetorik unter „gewalttätigen Rechtsextremen“. Den Namen Ben-Gvirs erwähnte Price nicht ausdrücklich
Kommt Ben-Gvir vom Weg ab?
Neben der Kritik von links und von internationaler Ebene sieht sich Ben-Gvir auch kritischen Stimmen aus der kahanistischen Bewegung ausgesetzt: Bereits in den vergangenen Monaten waren einige vormalige Weggefährten auf Distanz gegangen, so Michael Ben-Ari und Baruch Marsel. Beide waren in der Vergangenheit – anders als Ben-Gvir – wegen ihres Extremismus von Knessetwahlen ausgeschlossen worden. Sie attestierten Ben-Gvir, aus Otzma Jehudit eine Partei „ohne ideologischen Kompass“ gemacht zu haben.
Marsel wiederholte am Donnerstag seine kritische Einstellung: Der Onlinezeitung „Times of Israel“ sagte er, er habe bei den Wahlen am 1. November nicht für Otzma Jehudit gestimmt und denke darüber nach, eine neue Partei zu gründen. Im Studio des Nachrichtenportals „Arutz Scheva“ erklärte er, Ben-Gvir habe sich entschieden, Minister zu werden und daher „seinen Weg nicht fortzusetzen“. Das habe Ben-Gvir ihm, Marsel, persönlich gesagt.
Kritik bekam Ben-Gvir auch bei seiner Rede am Donnerstag zu spüren: Auf seine Feststellung, er sei nicht Kahane und nicht für die Ausweisung aller Araber, reagierten Teile des Publikums mit lauten Buh-Rufen. (ser)
12 Antworten
Ist schon schwierig für einen Rechtsextremen,
halbwegs regierungswürdig zu klingen,
aber die rechtsextremen Kumpels nicht zu verwirren.
„Auf seine Feststellung, er sei nicht Kahane und nicht für die Ausweisung aller Araber, reagierten Teile des Publikums mit lauten Buh-Rufen.“
Der Rechtsextremismus ist leider tief in der israelischen Gesellschaft verankert.
Und, woher wissen Sie das so genau?
Von mir. Ich lebe in Israel. Unlängst standen sich in Jerusalem randalierende Araber und Polizisten gegenüber. Gwir stand in unmittelbarer Nähe und rief den Polizisten zu: „Erschiesst sie!“
FF hat völlig Recht. Ich kann seinen Eindruck nur bestätigen.
Und: Es wäre ein Wunder, wenn es in allen westlich orientierten Ländern einen rechtsextremen Rand gäbe, aber gerade in Israel nicht. Wo eine evident rechtsextreme Partei, die wohl bald ein von B.N. geschätzter Koalitionspartner sein wird, mit stolzen 14 Sitzen ausgestattet wurde.
Martin und Friedensfreund, wenn Sie beide hier schon solche Kommentare abgeben, sollten Sie auch dazusetzen, dass auch ganz andere Überzeugungen in Israel tief verankert sind, damit Ihre Kommentare nicht missbraucht werden können! Wenn Ben-Gvir das wirklich gesagt hat, hat er in der Regierung wirklich nichts zu suchen, und ist eine Gefahr für diese – meine Überzeugung
Das stimmt überhaupt nicht. Fahren sie nach Israel. Sortieren Sie in Tel Aviv – jaffo oder Nazaret. Oder Fragen Sie christliche Araber in Israel oder Drusen. Dan werden Sie merken das Diese Leute super in Israel Leben ja Gib es Par Extremisten, aber behaupten das rasismus verankert ist in Israel ist ein Märchen.
Der lupenreine Faschist Ben-Gvir frisst seit Tagen Kreide bis zum Abnicken. Sobald er Polizeiminister ist, wird er sie wieder ausspucken und sein wahres Gesicht zeigen. Dieses wird Israels eh schon stark lädiertes Ansehen auf der Welt noch weiter schädigen. Armes Land.
Bjoern, wie wäre es, wenn Sie auch einmal etwas positives über Israel schreiben würden? Solange Sie das nicht tun, hat Ihre Bemerkung „Armes Land“ für mich einen schrillen Misston. Sie sollten sich an Jesus wenden – selbst wenn Sie nicht an ihn glauben – damit Sie danach an Ihn glauben
Nett, wie sich viele „Freunde“ Israels um dessen Ansehen sorgen und selber hetzen, wo sie nur können. Die Faschismuskeule ist so ausgeleiert. Im Übrigen haben wir in Deutschland doch sonst auch keine Probleme mit „moderaten“ Taliban etc. zu verhandeln. Da werden wir einen Ben-Gvir als moderaten Kahanisten doch auch nicht verstoßen wollen oder?
Kahane hatte Recht.
Wie nicht anders zu erwarten, sehen die Reaktionen der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft auf die Entgleisungen der Rechtsextremisten in Israel so aus, dass sie wild mit der A-Keule um sich schlägt, selbst dann, wenn sie sich gegen Angriffe aus dem rechtsextremen Lager zu Wehr setzt. Stockholm-Syndrom vom Allerfeinsten.