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Beifall und Missfallen für Romney

JERUSALEM / WASHINGTON (inn) – Die Äußerungen des US-Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney zum Nahostkonflikt haben unterschiedliche Reaktionen bei den Betroffenen hervorgerufen. Vertreter jüdischer Siedler begrüßten dessen Ablehnung eines unabhängigen palästinensischen Staates. Vertreter der Palästinenser empörten sich, weil Romney ihnen Interesse an Frieden mit Israel absprach.
Romneys politisches Profil sagt nicht allen zu. Mit seinen Äußerungen zum Nahost-Konflikt erntete er Beifall und Missfallen.

Der Vorsitzende des Siedlungsrates, Dani Dajan, betonte, dass Romneys Ansicht in den vergangenen Jahren immer gängiger wurde. „Er beschrieb eine Wirklichkeit, die jeder mit Augen sehen kann“, sagte Dajan laut der israelischen Zeitung „Jerusalem Post“. „Immer mehr Menschen auf der Welt begreifen es. Jeder, der nach 20 Jahren Oslo-Abkommen denkt, dass zwei Staaten immer noch möglich sind, weiß nicht, wovon er redet.“
Dajan schreibt Romney ein besseres Verständnis für den Nahen Osten zu. Auch, dass der Republikaner diese Dinge offen anspreche, schätzt Dajan sehr. Dennoch sieht er auch gute Chancen für den Nahost-Friedensprozess im Falle einer Wiederwahl Obamas, da dieser dazugelernt habe. „Ich denke auch Obama versteht, dass eine Einigung nicht erreicht werden kann, auch wenn er sich vielleicht wünschte, dass es nicht wahr wäre.“
„Extremistische Koalition“ vermutet
Pessimistischer äußert sich der Vorsitzende der israelischen Friedensorganisation „Peace Now“, Jarif Oppenheimer. Romney gehöre zu denjenigen Politikern, die ihre Wahlversprechen nicht einhalten. Außerdem vertrete Romney den israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu sowie die israelische Rechte. Diese „versuchen, die Bemühungen um eine Lösung des Nahostkonflikts von der internationalen Agenda herunterzunehmen“.
Oppenheimer sieht eine „deutliche Verbindung“ zwischen Republikanern und Netanjahu. Beide würden von einer extremistischen Koalition von christlichen Evangelikalen und dem jüdischen Kasinomagnaten Sheldon Adelson unterstützt. „Daher wandten sich die Republikaner gegen eine Zwei-Staaten-Lösung für zwei Völker, die Amerika traditionell unterstützt hat.“ Oppenheimer sähe Obama gerne weiterhin als Präsidenten, trotz der Befürchtung, dass dann der Friedensprozess weiterhin nicht vorankomme.
Der Vertreter der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO bei den Vereinigten Staaten, Maen Areikat, nannte Romneys Äußerungen „unverantwortlich“. „Die palästinensische Gemeinschaft braucht am meisten Frieden, denn Frieden bedeutet Freiheit und Unabhängigkeit für uns. Wenn der Friedensprozess stirbt, wird das Leiden der Palästinenser weiter gehen“, sage Areikat laut der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma‘an“.
Ein Berater des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, Nimer Hammad, warf Romney vor, es mit seinen Äußerungen lediglich auf die Wahlstimmen von Juden in Amerika abgesehen zu haben.
Die Äußerungen Romneys vor Geldgebern für seinen Wahlkampf waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Sie wurden heimlich mitgeschnitten und dann vom amerikanischen Magazin „Mother Jones“ veröffentlicht. Sie empörten auch zahlreiche Amerikaner, da Romney Obama-Wählern vorwarf, nur auf Kosten des Staates leben zu wollen.

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