JERUSALEM (inn) – Die Farbe Orange ist in Israel seit geraumer Zeit keine Farbe wie jede andere mehr, sie ist fest verbunden mit dem Protest gegen den Rückzug aus dem Gazastreifen. Deshalb reagieren viele Israelis empfindlich, wenn sie diese Farbe irgendwo sehen – dies mussten der niederländische Botschafter, ein Knesset-Bediensteter und ein Gesandter aus Indien in den vergangenen Tagen feststellen.
Aus Freude über die Geburt der zweiten Tochter des niederländischen Kronprinzen Willem-Alexander und seiner Frau, Prinzessin Maxima, hisste der niederländische Botschafter in Israel am Sonntag stolz eine Flagge. Wie es die jahrhundertealte Tradition will, feierte Bob Hiensch auf diese Art die Geburt von Alexia, dem neuen Mitglied des niederländischen Königshauses. Allerdings trug die Fahne dieselbe Farbe, welche die Protestler gegen den Rückzug aus Gaza verwenden: Orange.
Mehrere Israelis, darunter Nachbarn der niederländischen Botschaft in Ramat Gan, wunderten sich, dass der Niederländer eine so eindeutige politische Botschaft verbreiten wollte. Hiensch hatte bereits befürchtet, dass die Flagge mit der provokativen Farbe in diesen Zeiten eine andere Reaktion hervorrufen würde als sonst. Die Fahne will er am Mittwoch wieder einrollen.
Kein Orange in der Knesset
Am Montag wurde ein parlamentarischer Berater aus der Knesset herausgeworfen. Der Grund: er hatte seine Haare orange gefärbt. „Ich wollte auf energische Art meinen Protest gegen den Rückzugsplan ausdrücken“, sagte Davidi Hermlin, der als Assistent für die Abgeordnete Naomi Blumenthal (Likud) arbeitet.
Auch ein indischer Gesandter wunderte sich nicht schlecht, als ein Sicherheitsbeamter der Knesset „rot“ sah, nachdem er einen orangefarbenen Schal aus dessen Taschen gefischt hatte. Vijay Jolly, Parlamentarier der indischen BJP-Partei, war Teil einer Delegation, die das „heilige Land“ besuchte. Für seine Gastgeber in Israel hatte er Schals mitgebracht, die ein Zeichen des „Respekts und der Ehre“ sind. Ihre Farben: Grün und Orange. Die Wächter der Knesset sind jedoch angehalten, jegliches Material, das mit den Gegnern des Rückzugsplanes in Verbindung gebracht werden kann, zu konfiszieren. Also auch einen orangefarbenen Schal aus Indien. Während seine Begleiter passieren durften, hinderten die Sicherheitsbeamten Jolly am Eintreten.
Jolly wunderte sich laut einem Bericht der „Jerusalem Post“ zwar darüber, dass er ein Kleidungsstück mit einer solchen würdevollen Bedeutung nicht in das israelische Parlament bringen durfte. Außerdem wussten die Sicherheitsbeamten, dass er zu einer Gruppe junger Gesandter aus Indien gehörte und kein Demonstrant gegen den Rückzugsplan war. Er ließ die Schals jedoch bei den Wächtern und legte keine Beschwerde ein.
Die Knesset entschuldigte sich am Sonntag für den Vorfall, der erst jetzt an die Öffentlichkeit geraten war, nachdem ein Knessetabgeordneter den Medien davon erzählt hatte. Die indische Delegation beendete am Sonntag eine achttägige Reise. Ihr Besuch bei israelischen Politikern und Diplomaten war vom israelischen Ausschuss für den indisch-israelischen Jugendaustausch initiiert worden.