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Barak: Rückzug wird Terroristen stärken

JERUSALEM (inn) – Israels früherer Premier Ehud Barak sieht für die Zeit nach dem Gaza-Rückzug eine „dritte Intifada“ voraus. Der Vorsitzende der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, werde dann versuchen, Israel weitere Zugeständnisse abzutrotzen, sagte Barak im Gespräch mit der Tageszeitung „Ha´aretz“.

„Am Tag nach dem Abzug werden wir sehen, dass einige der Szenarien, vor denen der scheidende Generalstabschef Mosche Ja´alon und der kürzlich ausgeschiedene Direktor des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Avi Dichter, gewarnt haben, Realität werden“, so Barak. „Ich hoffe inständig, dass die Palästinensische Autonomiebehörde in Abu Masen einen Anführer hat, der den Willen und die Stärke aufbringt, die terroristische Infrastruktur zu zerschlagen und den Weg der Verhandlungen zu beschreiten. Aber es ist möglich, dass die Hamas in den Monaten danach noch an Macht gewinnt. Es ist möglich, dass der Terrorismus in Judäa und Samaria wiederaufflammt, vielleicht auch in Gaza. Dieser Terrorismus kann dann auf Israel übergreifen.“

Die Palästinenser wüssten, dass Israels Regierungschef Ariel Scharon bei US-Präsident George W. Bush nichts Substantielles erreicht habe. „Für sie liegt es auf der Hand, dass er vor dem Terrorismus kapituliert hat. Deshalb werden sie zum Mittel des Terrors zurückkehren. Es wird eine neue Runde der Gewalt geben. In dieser dritten Intifada werden wir wieder Hunderte Menschen zu Grabe tragen müssen.“

Dennoch lobte Barak Scharon für den Trennungsplan: Er verdiene „Anerkennung dafür, dass er eine Entscheidung getroffen hat, die all dem zuwiderläuft, was er in den Jahrzehnten zuvor gepredigt hat. Immerhin ist der Trennungsplan ein Eingeständnis Scharons, dass er sein ganzes Leben lang im Irrtum war. Es ist besser, sich in die richtige Richtung zu bewegen, als stehen zu bleiben und gar nichts zu tun. Doch man muss in aller Offenheit sagen, dass die Vertreter der Rechten den Nagel auf den Kopf treffen: Die Palästinenser werden den Abzug als einen Sieg betrachten. Sie werden verkünden: Scharon hat kapituliert.“

Barak forderte, dass der Sicherheitszaun um das Westjordanland schnell vollendet wird: „Die Bürger wissen einfach nicht, dass 60 Prozent der Barriere noch unfertig sind. Durch die Lücken können Selbstmordattentäter Israels Städte infiltrieren. Es muss ein nationaler Notfallplan ins Leben gerufen werden, und zwar sofort. An dem Zaun muss rund um die Uhr gearbeitet werden. Er muss komplettiert werden, sogar um den Preis eines Konflikts mit den Europäern und selbst mit den Amerikanern.“

Eine deutsche Übersetzung des Interviews aus „Ha´aretz“ wurde am Freitag in der Tageszeitung „Die Welt“ veröffentlicht.

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