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Ban: „Holocaust war ein ungeheures Verbrechen“

NEW YORK / WASHINGTON (inn) – UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon will aus der Scho‘ah Lehren für die heutige Zeit ziehen. Dies hat er anlässlich des internationalen Holocaustgedenktages geäußert. Eine Veranstaltung in Washington indes lässt eine neue Annäherung zwischen Israel und den USA vermuten.
Ban Ki-Moon bezweifelt nicht, dass der Holocaust sich ereignete – im Gegensatz zu Ajatollah Chamenei
Die Vereinten Nationen haben am Mittwoch in New York der Opfer des Holocaust gedacht. In einer Erklärung von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon heißt es dazu: „Während des Zweiten Weltkrieges sind sechs Millionen Juden systematisch zusammengetrieben und vernichtet worden. Die Nazis töteten auch Sinti und Roma, politische Gefangene, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen, Zeugen Jehovas und sowjetische Kriegsgefangene.“ Weiter ließ Ban verlauten: „Der Holocaust war ein ungeheures Verbrechen. Niemand kann den Beweis leugnen, dass es geschah. Jedes Jahr gedenken wir der Opfer und ehren den Mut der Überlebenden und jener, die ihnen halfen und sie befreiten, und wir erneuern unsere Entschlossenheit, solche Gräueltaten künftig zu verhindern und die hasserfüllte Mentalität zurückzuweisen, die so etwas zulässt.“ Die Erinnerung an den Holocaust sei „eine eindringliche Mahnung daran, was passieren kann, wenn wir aufhören, unsere gemeinsame Menschheit zu sehen“. Der Generalsekretär bat jeden Einzelnen, „politische und religiöse Ideologien zu verurteilen und Menschen nicht gegeneinander auszuspielen“. Ban ergänzte laut einer Mitteilung der Vereinten Nationen: „Wir wollen uns alle gegen Antisemitismus und Angriffe auf religiöse, ethnische und andere Gruppen aussprechen. Wir wollen eine Welt schaffen, in der Würde und Vielfalt respektiert werden und in der dauerhaft Frieden herrscht.“ Auch der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid al-Hussein, äußerte sich angesichts des Gedenktages. Der Holocaust werde „für immer eine furchtbare Narbe auf dem menschlichen Gewissen bleiben“, teilte der Jordanier mit. „Seine abscheuliche Wirklichkeit des geplanten und absichtlichen Massenmordes muss uns zu einem tiefen Nachdenken über die Wurzeln derartiger Gewalt führen. Heute, wo wir der Opfer des Holocaust gedenken, hoffe ich, dass wir alle über die Notwendigkeit nachdenken können, weiter gegen Rassismus und religiöse oder ethnische Intoleranz in jeder Form zu kämpfen.“

Obama und Netanjahu betonen bilaterale Freundschaft

In der israelischen Botschaft in Washington wurden am Gedenktag vier Judenretter geehrt. Einer von ihnen war Master Sergeant Roddie Edmonds. Er war mit seiner Truppe in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten. Als er für ein Erschießungskommando preisgeben sollte, welche der Soldaten Juden waren, entgegnete er: „Wir sind hier alle Juden.“ Damit rettete er rund 200 jüdischen Amerikanern das Leben. US-Präsident Barack Obama griff den Satz in seiner Ansprache auf: „Wir sind alle Juden, weil Antisemitismus eine Destillation ist, ein Ausdruck eines Übels, das durch so einen großen Teil der Menschheitsgeschichte läuft“, zitiert ihn die Tageszeitung „New York Times“. „Wenn wir darauf nicht reagieren, reagieren wir auf keine Form des Bösen. Amerikas Verpflichtung gegenüber Israels Sicherheit bleibt jetzt und für immer unerschütterlich. Ich habe das vorher gesagt, es wäre ein grundlegender moralischer Fehler, wenn Amerika diese Verbindung abbräche.“ Der amerikanischen Zeitung zufolge war es das erste Mal, dass ein amtierender Präsident der USA in der israelischen Botschaft sprach. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sagte in einer Videobotschaft: „Wir wissen, dass wir keinen besseren Freund haben als die Vereinigten Staaten von Amerika.“ An Obama gewandt, fügte er hinzu: „Dass Sie hier sind, spiegelt das unzerbrechliche Band der Freundschaft zwischen Israel und den Vereinigten Staaten wider.“ Der Sohn des ehemaligen Befehlshabers, Chris Edmonds, sagte über die Würdigung seines Vaters als „Gerechter unter den Völkern“: „Es ist eine erstaunliche Ehre – und dann zu sehen, dass es möglicherweise helfen könnte, die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Israel zu stärken – das bewegt mich.“ Er arbeitet ehrenamtlich für das „American Israel Public Affairs Committee“ (AIPAC), das sich unter anderem gegen den Atomdeal mit dem Iran stark gemacht hatte.

Kanada: Opfer nicht konkret benannt

In Kanada wiederum verzichtete der neue Premierminister Justin Trudeau darauf, die Opfer des Holocaust beim Namen zu nennen. „An diesem Tag ehren wir das Andenken an die Millionen Opfer, die während des Holocaust ermordet wurden“, erklärte er laut Mitteilung seines Büros. „Wir ehren diejenigen, die die Gräuel durch die Hände des Nazi-Regimes überlebt haben und begrüßen ihre tapferen Geschichten von Hoffnung und Ausdauer.“ Der Holocaust erinnere „an die Gefahren und Risiken, wenn man Hass, Vorurteil und Diskriminierung sich unbehelligt verbreiten lässt. Er erinnert uns auch daran, dass Schweigen nie eine Option sein darf, wenn die Menschheit bedroht ist“.

Iran: Zweifel an Wirklichkeit des Holocaust

Der Iran wiederum demonstrierte, was er von dem Gedenken an den Holocaust hält: Ajatollah Ali Chamenei veröffentlichte ein Video, in dem die Judenvernichtung geleugnet wird. „Niemand in europäischen Ländern wagt es, über den Holocaust zu sprechen, während nicht klar ist, ob der Kern der Angelegenheit Wirklichkeit ist oder nicht“, sagt darin ein Sprecher gemäß der Onlinezeitung „Times of Israel“. „Selbst wenn es Wirklichkeit ist, ist nicht klar, wie es passierte. Über den Holocaust zu sprechen und Zweifel daran zu äußern, gilt als große Sünde. Wenn jemand dies tut, hält man ihn auf, nimmt ihn fest, inhaftiert und verurteilt ihn. Deshalb behaupten sie, Unterstützer der Freiheit zu sein.“ Möglicherweise handelt es sich bei dem Sprecher um Chamenei selbst. Das Video trägt den Titel „Sind die dunklen Zeiten vorüber“. Es zeigt Bilder von palästinensischen Kindern, die im Nahostkonflikt getötet oder verwundet wurden. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Seit 2005 ist der Jahrestag der internationale Holocaustgedenktag. In Auschwitz legten Überlebende des Lagers am Mittwoch Kränze an einem früheren Hinrichtungsplatz nieder. Im vergangenen Jahr haben mehr als 1,7 Millionen Menschen die Gedenkstätte in Polen besucht – das ist ein Besucherrekord. (eh)

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