JERUSALEM (inn) – Israels Außenminister Silvan Schalom hat anlässlich der Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehens diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland auf den entschlossenen Kampf gegen Antisemitismus hingewiesen. Deutschland habe nichts mehr mit dem nationalsozialistischen Geist von damals gemein, sagte Schalom in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“.
Für Holocaust-Opfer und ihre Nachkommen falle der Blick auf die deutsch-israelischen Beziehungen schwerer als den Deutschen, resümiert Schalom. „Und doch: Bei allem Verständnis dafür muss betont werden, wie wichtig die Beziehungen zu Deutschland sind und wie allgemein dies in Israel anerkannt ist.“
Das Verhältnis stehe „im Schatten der Vergangenheit“, richte sich aber in die Zukunft, so der Israeli. „Wobei gesagt werden muss, dass Deutschland uns heute näher steht als andere EU-Staaten“, fügte er hinzu.
„Mein Jüngster, acht Jahre alt, kam nach dem Holocaust-Gedenktag mitten in der Nacht zu mir: Er hatte Angst, die Nazis könnten ihn holen“, erzählte der Minister. „Jeder, auch ein Achtjähriger, verarbeitet diese Gefühle auf eigene Weise und immer wieder neu.“
Antisemitismus beunruhige noch immer. „Doch auch in Dresden zeigte sich: Die Mehrheit der Deutschen steht mit dem alten Geist nicht in Verbindung. Dieser Geist muss bekämpft werden und wird bekämpft. Die Regierungen in Europa gehen heute entschlossen gegen Antisemitismus vor.“ Die Zusammenarbeit zwischen der EU und Israel verstärke sich. „Im akademischen Bereich, bei Forschung und Entwicklung, etwa im Bereich Weltraum.“ Auch im UN-Rahmen werde der Kampf gegen Antisemitismus aufgenommen. „Das war bis vor kurzem fast undenkbar.“
Schalom betonte gleichzeitig, dass die Staaten sich der Gefahr durch den Iran bewusst werden müssten: „Die Frage ist nicht, wie viele Jahre die Iraner brauchen, die Atombombe zu bauen, sondern ob sie dazu fähig sind. Und in nur wenigen Monaten werden sie, das steht fest, über das nötige Know-how verfügen. Dazu werden Raketen kommen, die bis London und Berlin fliegen. Ein Alptraum für die ganze Welt.“
In Bezug auf einen möglichen Einfluss der radikal-islamischen Hamas bei den palästinensischen Parlamentswahlen am 17. Juli sagte Schalom, ein Sieg mache einen Abzug aus dem Gazastreifen „unlogisch“. „Wie will sich eine Organisation, die weiter unmissverständlich zur Vernichtung Israels aufruft, in einen Friedensprozess einordnen?“, fragte er. „Wie würden die Palästinenser reagieren, würde eine israelische Partei die gewaltsame Vertreibung der Palästinenser fordern? Wir haben eine solche Partei verboten.“
Israel habe bereits viel getan, um den Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, zu unterstützen: „Wir haben zwei Städte unter seine Kontrolle gestellt. 500 Gefangene wurden entlassen, Sperren aufgehoben, Wirtschaftshilfe angekurbelt. Und was tut Abbas für uns? Die verabredete Entwaffnung Illegaler in den geräumten Städten ist nicht erfolgt: Die Übernahme von Terroristen in den Staatsdienst ist keine Entwaffnung.“