JERUSALEM (inn) – Empörung bei israelischen Wachleuten: Die Leibwächter des palästinensischen Premierministers Mahmoud Abbas (Abu Mazen) haben am Samstagabend Einlaß in eine Zone im israelischen Regierungsgebäude erhalten, die selbst das Wachpersonal israelischer Minister nicht betreten darf. Dabei waren die Palästinenser zudem bewaffnet. Der Premier hatte sich zum ersten Mal offiziell mit Israels Regierungschef Ariel Sharon getroffen.
Wie der aktuelle Dienst der Zeitung „Yediot Ahronot“ meldet, kam die Genehmigung für diese Ausnahme direkt vom Chef des Inlandsgeheimdienstes Shabak, Avi Dichter.
Seit der Ermordung des israelischen Premiers Yitzhak Rabin im November 1995 gibt es im Regierungsgebäude eine „sterile Zone“. Nur Mitglieder der Personenschutzeinheit des Shabak dürfen in diesem Bereich eine Waffe tragen. Leibwächter von Ministern müssen vor dem Gebäude ihr Fahrzeug verlassen, ihre Waffen abgeben und draußen warten. „Das Allerhöchste, was uns der Shabak erlaubt, ist die Benutzung der Toiletten im Eingangsbereich des Gebäudes“, sagte ein Leibwächter.
Vom israelischen Sicherheitsapparat hieß es, die Ausnahme solle eine Vertrauensbeziehung zu den palästinensischen Kollegen herstellen. Man hoffe, daß auch israelische Leibwächter in die Gebäude der palästinensischen Autonomiebehörde eingelassen werden. Als weiterer Grund wurde genannt, daß Abu Mazens Ehre nicht verletzt werden solle.
Der Knesset-Abgeordnete Yehiel Hazan von Sharons Likud-Block forderte den Shabak-Chef zum Rücktritt auf. „Ich habe vor, ihm in der Angelegenheit einen dringenden Brief zu schreiben. Angesichts der bitteren Erfahrung, die wir mit den Palästinensern haben, wirkt Abu Mazen auf mich nicht vertrauenswürdig, und seine Leibwächter erst recht nicht. Abu Mazen selbst hat das Oslo-Abkommen unterzeichnet und sich nicht daran gehalten.“
Sein Parteifreund Ehud Yatom verteidigte hingegen die Ausnahmegenehmigung. Sie sei „ein richtiger Weg, um Schritte des Vertrauens und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Auch die israelischen Leibwächter betreten bewaffnet das Gelände von Präsident Bush“, so der Politiker.