HAIFA (inn) – Eine vor der israelischen Karmelküste untergegangene neolithische Küstensiedlung hat trotz starker Klimaveränderungen vor circa 8.000 Jahren überlebt und sich weiterentwickelt. Dies ergaben Forschungen der Universität Haifa und der Universität von Kalifornien in San Diego.
In ihrer Studie „Kontinuität und Klimawandel: die neolithische Küstensiedlung von Habonim Nord, Israel“ präsentieren die Forscher die Ergebnisse ihrer Untersuchungen. Das Neolithikum ist auch unter dem Namen Jungsteinzeit bekannt.
Die Wissenschaftler haben mittels einer Unterwassergrabung die Siedlung Habonim Nord gefunden, die etwa 3 Meter unter der Wasseroberfläche liegt. Die Durchführung der Ausgrabung beinhaltete das Ausbaggern von Sedimenten, die Entnahme von Proben und die 3D-Modellierung.
Befunde, die sie während der Unterwasserausgrabung entdeckt haben, werden in der Studie dargestellt. Vor der Ausgrabung habe es keinen Hinweis auf menschliche Besiedlung gegeben. Die Forscher gingen davon aus, dass alle Küstensiedlungen aufgrund des Kälteeinbruchs verlassen wurden. Durch die Ausgrabung wurde das Gegenteil bewiesen: Es hat zumindest eine Siedlung gegeben, die bewohnt war, heißt es in der Studie.
Dorf überlebt Dürrezeit der Misox-Schwankung
Die Küstensiedlung „Habonim Nord“ stammt aus der Zeit um 6000 vor Christus. Sie entstand kurz vor der Entwicklung der Töpferei. Zu dieser Zeit veränderte sich das Klima rapide. Es wurde kälter und trockener.
Die sogenannte Misox-Schwankung (englisch als „8.2-kiloyear event“ bezeichnet) traf ein: die Temperaturen kühlten abrupt ab und hatten eine Dürre zur Folge. Betroffen waren unter anderem auch die Regionen der südlichen Levante, zu denen das heutige Israel, die palästinensischen Gebiete, Jordanien, der Libanon, Südsyrien und die Wüste Sinai gehören. Nach Angaben der Studie dauerte die weltweite Klimaänderung bis zu vier Jahrhunderte an.
Nach dem 400 Jahre andauernden Klimaereignis gelang es den Bewohnern, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen.
Frühneolithische Besiedlung durch Keramik
Als Beweis für die Existenz der Siedlung „Habonim Nord“ entdeckten die Keramik-Artefakte, die als Geschirr identifiziert wurden. Zudem gab es botanische Funde, wie Pflanzenreste. Die Steinfunde benutzten die Bewohner nach Erkenntnis der Wissenschaftler als Werkzeuge, etwa für das Mahlen von Getreide.
Zooarchäologische Funde, wie zum Beispiel Tierknochen, zeigen, dass sie sich von Tieren und Fischen ernährten. Angesichts der Dürre war Tierhaltung nicht mehr so möglich wie zuvor. Die Archäologen entdeckten Fischernetze, die die Habonim-Bewohner womöglich genutzt haben, um sich wirtschaftlich zu entwickeln. Die Bewohner gingen somit angesichts der Dürre zu Fischerei und Handel über.
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Des Weiteren deuten die Funde der Unterwasserausgrabung darauf hin, dass die Küstensiedler nicht nur die plötzlichen Klimaschwankungen überlebten, sondern sich auch weiterentwickelten. Infolge der typologischen Datierung und Radiokarbondatierung, die bei der Ausgrabung als Methode verwendet wurden, gehen die Forscher von einer frühneolithischen Besiedlung anhand von Keramik-Artefakten aus.
Wissenschaftler erhielten nicht nur Erkenntnisse zur Widerstandsfähigkeit der Bewohner der untergetauchten Küstensiedlung Habonim Nord. Sie fanden durch ihre Untersuchungen heraus, dass die Befunde und die damit einhergehenden Überlebensstrategien die Grundlage für spätere Stadtgesellschaften waren. (pk)
2 Antworten
DANKE! Sehr interessant.
6000 vor Christus, also vor der Sintflut.