Nach Aussage von Ester 9,20-28 wurde Purim von Mordechai eingesetzt. Im zweiten Jahrhundert vor der Zeitrechnung war es deshalb als "Tag des Mordechai" bekannt (2. Makkabäer 15,36). Der heute gebräuchliche Name "Purim" kommt von dem akkadischen Wort für "Los", "puru" (Ester 9,26). Es erinnert an die Lose, die Haman geworfen hatte, um den Tag zu bestimmen, an dem der Völkermord hätte stattfinden sollen (Ester 3,7).
Purem ist ganz bestimmt eines der farbenfrohesten, fröhlichsten, vielleicht das am meisten ausgelassene aller jüdischen Feste. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es ein Fest des Sieges über allen Antisemitismus. Die Ausgelassenheit und die Verkleidungen werden als "lange Nase" erklärt, die das jüdische Volk seinen Hassern und allen vergeblichen Vernichtungsversuchen macht.
Am Tag vor Purim findet aber noch das "Ester-Fasten" statt, das daran erinnert, wie Königin Ester und die persischen Juden das Vorgehen der jüdisch-stämmigen Königin vorbereitet haben (Ester 4,16). Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fasten deshalb orthodoxe Juden am 9. März. In den Synagogen werden spezielle Gebete und Schriftlesungen verrichtet.
Biblische Ester-Geschichte im Mittelpunkt
Die Hauptsache an Purim ist das Lesen der "Ester-Rolle", des biblischen Buches Ester, am Vorabend des Purimfestes in der Synagoge. Wenn dabei der Name "Haman" genannt wird, machen vor allem – aber nicht nur – die Kinder möglichst viel Krach, um "den Namen Amaleks auszulöschen" (vergleiche 5. Mose 25,19; 2. Mose 17,14). Haman wird als "Agagiter" bezeichnet (Ester 3,1) und deshalb für einen Nachfahren des Amalekiterkönigs Agag gehalten (1. Samuel 15,8ff). Am Morgen in der Synagoge wird dann 2. Mose 17,8-16 verlesen, wo erzählt wird, wie Amalek die Israeliten auf der Wüstenwanderung angegriffen hatte.
Eine wichtige Sitte zum Purimfest ist das Versenden von Geschenken, besonders an die Armen (Ester 9,22). Gemeinnützige Hilfsorganisationen wissen die Purimzeit natürlich in besonderer Weise für ihre Zwecke zu nutzen. Schulklassen in Israel sind damit beschäftigt, Geschenkteller mit Süßigkeiten für Soldaten vorzubereiten.
An keinem jüdischen Fest dürfen bestimmte, charakteristische Speisen fehlen. An Purim sind es besonders die so genannten "Hamantaschen" oder "Hamansohren", kleine, dreieckige Gebäckstücke, die mit Süßem gefüllt sind. Über die Anweisung des babylonischen Lehrers Rabba, dass ein Mann aus Freude über die Errettung des jüdischen Volkes am Purimfest so viel Wein zu trinken habe, bis er nicht mehr unterscheiden kann, ob er Haman flucht oder Mordechai segnet, wird bis heute diskutiert. Es gibt allerdings orthodoxe Juden, die dieses rabbinische Gebot ernst nehmen.
In Schuschan, einer der vier persischen Hauptstädte, dem heutigen Susa, feierten die Juden erst am 15. Adar (Ester 9,18), weil sie sich einen Tag länger gegen ihre Feinde wehren durften. Deshalb wird bis heute in Israel in den Städten, die bereits zur Zeit Josuas eine Mauer hatten (vergleiche die Mischna, Traktat Megillot 1,1), auch am 15. Adar das so genannte "Schuschan-Purim" gefeiert. Konkret bedeutet das, dass heute in Israel das Purimfest beispielsweise in Tel Aviv am 8. März gefeiert wird, in Jerusalem dagegen erst mit "Schuschan-Purim" am 9. März.
Nicht in der Torah genannt
Purim ist ein weniger wichtiges Fest, weil es nicht in der Torah geboten wurde. Deshalb ist es in Israel auch kein gesetzlicher Feiertag. Das heißt, dass viele Firmen, Geschäfte und öffentliche Einrichtungen kürzer geöffnet sind. Die Kinder haben schulfrei, aber die öffentlichen Verkehrsmittel sind wie gewöhnlich unterwegs. Immerhin wurde dem Purimfest aber schon im zweiten Jahrhundert nach der Zeitrechnung ein ganzer Traktat (Abschnitt) in der Mischna unter dem Namen "Megillah" gewidmet. Darin wird diskutiert, wie das Fest gefeiert werden soll.