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Auch antike Schreiber hatten schon Bürokrankheiten

Forscher stellen bei ägyptischen Schreibern berufsbedingte Knochenschäden fest. Vor allem der Oberkörper sei betroffen. Demnach sind körperliche Auswirkungen von Büroarbeit offenbar nichts Neues.
Von Israelnetz

PRAG (inn) – Knochenschäden an der Hüfte, dem Kiefer und dem rechten Daumen kennzeichnen antike Schreiber im alten Ägypten. Dies beschreiben Petra Brukner Havelková und ihre Kollegen vom Nationalmuseum in Prag in einer Studie. Auch Veronika Dulíková vom Tschechischen Institut für Ägyptologie, hat an der Erforschung der Befunde mitgewirkt. In der Zeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlichten sie Ende Juni die Ergebnisse. Diese beruhen auf einer Analyse von 69 Skelettfunden.

Bei den untersuchten Funden handle es sich um Überreste erwachsener Männer aus der Nekropole von Abusir, einer archäologischen Grabstätte. Dort wurden sie schätzungsweise zwischen 2700 und 2180 vor Christus zur Zeit des Alten Reiches Ägyptens begraben.

Positionen des königlichen Hofs

Von den alten Knochen seien 30 Skelette als antike Schreiber identifiziert worden. Erforscht wurde dies dadurch, „dass die alten Ägypter es für wichtig hielten, in ihren Gräbern alle Positionen, Karrieren und Ränge des königlichen Hofs aufzuzeichnen“, berichtet Dulíková. Die anderen 39 seien Männer niedrigen Ranges gewesen.

Die antiken Schreiber konnten demnach anhand schriftlicher Quellen, aber auch an der Art ihrer Bestattung erkannt werden. Lese- und Schreibfähigkeit war im Alten Reich ein kostbares Gut. Somit besaßen die Schreiber eine privilegierte Stellung und gehörten zur gesellschaftlichen Elite. Ihr Grab enthält Inschriften auf Scheintüren. Diese Türen stellten eine Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits dar. Die Ägypter glaubten, dadurch mit den Toten kommunizieren zu können. Dulíková merkt an, dass die untere Schicht der Gesellschaft in Lehmziegelgräbern bestattet wurde – ihre Leichen legte man in eine enge Nische oder auf den Boden.

Parallele zu Büroangestellten 

Anhand der Kontrollgruppe stellten die Forscher fest, dass die Knochen der Schreiber häufiger Schäden am Oberkörper erlitten. Der Kiefer, die Halswirbelsäule und der rechte Daumen seien insbesondere betroffen.

Die Schäden am rechten Daumen wurden demnach durch das Festhalten der Feder verursacht. Es habe sich um eine Binsenfeder gehandelt. Laut Forschern mussten die Binsen schräg abgeschnitten und am Ende abgekaut werden, sodass ein bürstenartiger Kopf entstand. Dieser Vorgang wurde häufig wiederholt, da die Federn oft abgenutzt oder verstopft waren. Dadurch entstand eine besondere Belastung des Kiefergelenks.

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Anhand von Wandbildern konnten Wissenschaftler die Haltung der Schreiber erforschen. Die Arbeiten seien stundenlang im Sitzen, Knien oder mit gekreuzten Beinen geschehen. In diesen Positionen senkten die Schreiber immer wieder ihren Kopf, um ihre Arbeit zu betrachten. Dies habe zu einer Überlastung der Halswirbelsäule geführt. Somit zeigt sich für die Autoren der Studie eine Parallele zu heutigen Büroangestellten: Knochenschäden am Oberkörper sind auch bei ihnen üblich.

Schäden am Unterkörper

Unterhalb der Taille wurden ebenfalls Knochenschäden festgestellt. Der Unterkörper weise Beeinträchtigungen an Beingelenken, dem linken Hüftknochen, den Kniescheiben und den Knöcheln auf. Die Forscher schlussfolgerten, dass diese Schäden durch wiederholte Arbeiten im Sitzen entstanden sind. Bei den Vergleichen kam jedoch heraus: Diese Knochenschäden unterscheiden sich nicht von den 39 anderen männlichen Skeletten. Ägyptologen merkten an, dass die Nicht-Schreiber häufig in derselben Position saßen. (sbo)

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3 Responses

  1. Warum soll es den Herrschaften anders ergangen sein als uns heute. Schlechte Haltung, zu wenig Bewegung… Leider merkt man erst in späteren Jahren, wo und was man hätte anders machen sollen. Gott wird abwischen alle Tränen und es wird kein Schmerz mehr sein. Darauf freuen sich alle Schmerzpatienten.

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    1. Da kann ich Ella nur zustimmen. Viele körperliche Schäden könnte man verhindern……leider denkt man aber häufig erst darüber nach, wenn der Schaden angerichtet ist!

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  2. Da haben wir es wieder. Von wegen Zivilisationskrankheit! Wie Ella schon mitteilte,wieso soll es denen früher besser ergangen sein als uns heute? Trotz besserer Sitzgelegenheit heutzutage. Bewegung ist eben alles!🚶

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