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Assads entlarvende E-Mails wurden gehackt

DAMASKUS (inn) - Peinliche Situation für Baschar al-Assad: Der elektronische Schriftverkehr zwischen Mitarbeitern des syrischen Präsidenten und der syrischen UNO-Botschaft vor einem Fernsehinterview ist von einem saudischen Hacker namens Salman al-Anzi gehackt worden. Das Interview führte eine Journalistin des amerikanischen Senders ABC mit Assad Ende des vergangenen Jahres.

Der als "Anonymous" bekannte Hacker sei auch in E-Mail-Konten syrischer Ministerien eingedrungen und droht nun, den gesammelten "vier Gigabyte" umfassenden Schriftverkehr zu syrischen "Skandalen" zu veröffentlichen, darunter auch Angaben zu der iranischen Unterstützung für Assad. Wie die saudische Zeitung "Al-Medina" meldete, habe der Hacker Forderungen an Assad gestellt. Es wurde nicht berichtet, welche Forderungen der Saudi stellte und wann dessen Ultimatum ablaufe.

Die israelische Zeitung "Ha´aretz" habe die Kopie einer E-Mail erhalten, die zur Vorbereitung eines denkwürdigen Interviews des syrischen Präsidenten mit der amerikanischen Reporterin Barbara Walters ausgetauscht worden sind.

In dem im Dezember ausgestrahlten Interview hatte Assad behauptet, dass seine Armee keine Zivilisten töte, dass er von nichts eine Ahnung habe und nicht einmal die Armee befehlige. In Kommentaren hieß es nach diesem Interview, dass der syrische Präsident jeden Kontakt mit der Wirklichkeit verloren habe. In der Folge mehrten sich in der arabischen Welt und im Westen die Rufe nach einer umgehenden Absetzung Assads, zumal seitdem die Zahl der täglichen Toten in Homs und anderen Städten Syriens drastisch in die Höhe ging. Insgesamt seien laut "Ha´aretz" 78 E-Mail-Konten geknackt worden, wobei einige mit dem Passwort "123456" geschützt gewesen seien.

Empfehlungen an Assad

Etwa zehn Tage vor dem Interview hatte der Presseattaché der syrischen UNO-Botschaft, Sheherazad Jaafari, der ehemaligen "Al-Dschasira"-Reporterin Luna Chebel, die heute im Büro Assads arbeitet, eine lange E-Mail geschickt. Weil in den amerikanischen Medien ständig behauptet werde, dass die syrische Regierung ihre eigene Bevölkerung töte, sei es "extrem wichtig", dass der Präsident im Interview "Fehler zu Beginn des Aufstandes" einräume – und dass es in Syrien "keine organisierte Polizeikraft gegeben habe". Fehler einzuräumen und dann zu sagen, dass die gefixt würden, entspräche der "amerikanischen Psyche".

Jaafari lieferte ihrem Präsidenten weitere Empfehlungen, wie die amerikanische Öffentlichkeit am besten zu "manipulieren" sei. Es sei sinnvoll, auf die Demonstrationen in der Wall Street in New York hinzuweisen, die mit "Polizisten, Polizeihunden und Prügeln" unterdrückt würden. Assad solle sagen, dass es in Syrien keine Folterpolitik gebe, wie in den USA. Jaafari empfahl, dass der Präsident das Gefängnis Abu Ghraib im Irak und die Hinrichtung mit Elektrostühlen in den USA erwähnen sollte. Assad sollte auch darauf hinweisen, dass US-Präsident Barack Obama um 70 Prozent gesunkene Popularitätspunkte verzeichnet habe, als er "Seine Exzellenz" (den syrischen Präsidenten) aufforderte, zurückzutreten.

Die E-Mails gingen an lunachebel@mopa.gov.sy und wurden von "Ha´aretz" mitsamt dem technischen Kopf der E-Mail wiedergegeben, was es ermöglicht, Uhrzeit, Absender und Empfänger zu ermitteln.

Die lange E-Mail mit einer Analyse der Ansichten amerikanischer Medien zu Syrien und den entsprechenden Empfehlungen, was der Präsident der amerikanischen Reporterin sagen sollte, beginnt mit den Worten: "Hello dear, lass mich wissen, ob du noch etwas brauchst."

Linksextremer Appell

"Ha´aretz" veröffentlichte auch eine E-Mail des linksextremen ehemaligen britischen Abgeordneten George Galloway an den Medienberater des syrischen Präsidenten, Bouthaina Shaaban. Galloway bat darin im August vergangenen Jahres die Syrer um Unterstützung bei dem Versuch, die israelische Blockade des Gazastreifens mit Schiffen zu brechen.

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