RAMALLAH (inn) – Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas, hat am Mittwoch das Rücktrittsgesuch der Politikerin Hanan Aschrawi angenommen. Einen Auslöser für ihren Rücktritt gab die 74-Jährige nicht an. Arabische Medien berichten allerdings, dass Aschrawi unzufrieden mit den jüngsten Entscheidungen der palästinensischen Führung sei. Die PA hatte nach monatelanger Unterbrechung die Sicherheitskoordination mit Israel wieder aufgenommen. Aschrawi macht für diese Entscheidung den 85-jährigen Abbas verantwortlich. Das berichtet die israelische Onlinezeitung „Times of Israel“.
Aschrawi selbst ging in einer schriftlichen Erklärung nicht auf diese Vorwürfe ein. Vielmehr schrieb sie, dass es an der Zeit sei, „die erforderlichen Reformen durchzuführen und die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) in einer Weise zu aktivieren, die ihr Ansehen wiederherstellt“. Darüber hinaus brauche das palästinensische politische System eine Erneuerung. Diese müsse unter Einbeziehung der Jugend, der Frauen und zusätzlicher Fachkräfte geschehen. Seit der Gründung der PA 1994 hat die PLO erheblich an Bedeutung verloren.
Kampf für „gerechte Sache“ geht weiter
Aschrawi ist noch bis zu ihrem Rücktritt Ende Dezember Mitglied des Exekutivausschusses der PLO. Gemeinsam mit dem kürzlich verstorbenen PLO-Generalsekretär Saeb Erekat, war sie das prägende Gesicht der PLO. Seit der Friedenskonferenz 1991 in Madrid ist Aschrawi die offizielle Sprecherin der palästinensischen Delegation im Nahost-Friedensprozess. Im Jahr 1996 wurde sie Ministerin für Bildung und Forschung. Nur zwei Jahre später legte sie dieses Amt jedoch aus Protest gegen die Korruption innerhalb der palästinensischen Führung nieder. Sie blieb aber der Politik weiterhin treu.
Trotz des Rücktritts kündigte Aschrawi am Mittwoch an, weiterhin politisch aktiv zu bleiben: „Ich werde dem palästinensischen Volk und unserer gerechten Sache weiterhin in jeder Funktion außerhalb öffentlicher Ämter dienen“.
Von: mas