Nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen hatten sich etwa 15 Siedler in einem trockenen Flussbett zum Beten getroffen. Der Ort befindet sich nahe der palästinensischen Ortschaft Kusra bei Nablus. Obwohl der für die Gegend zuständige israelische Brigadekommandeur das Tal als potentielles Spannungsgebiet ausgemacht hatte, erklärte er es nicht zur militärischen Sperrzone. Stattdessen gewährte er den Siedlern den Zutritt zu dem Ort nahe der Dorfgrenze, schreibt die Tageszeitung "Ha´aretz".
Bei Kusra kam es in der Vergangenheit immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und Siedlern. Zudem gab es Anfang September einen Brandanschlag auf die örtliche Moschee (Israelnetz berichtete). Daraufhin bildeten die Palästinenser eine provisorische Zivilwache. Diese sah am Freitag, wie die Siedler ins Tal hinabstiegen. Sie mobilisierte Hunderte Dorfbewohner, die Steine auf die Siedler warfen. Das israelische Militär schritt ein und versuchte, die beiden Gruppen voneinander trennen.
Als die im Dorf stationierte Truppe ihren Rückzug antrat, kam es zu einem Missverständnis. Eine kleine Gruppe Soldaten wurde zurückgelassen. Palästinenser bewarfen sie mit Felsbrocken. Einige von ihnen erlitten meist leichte Verletzungen. Ein Kompaniechef und drei Soldaten retteten die bedrängten Kameraden, gerieten aber dann selbst in einen Steinhagel. Nachdem sich Tränengas als wirkungslos erwiesen hatte, wurde der Einsatz scharfer Munition angeordnet.
Der Untersuchung zufolge schoss ein Soldat zweimal auf den Unterkörper eines Palästinensers, nachdem dieser als Anführer der Menge identifiziert worden war. Der Araber wurde in der Hüftgegend getroffen. Eine Kugel trat jedoch am Hals aus, sodass er starb.
Der Zwischenfall ereignete sich wenige Stunden vor der Ansprache von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas vor der UN-Generalversammlung in New York. Der Tod des Palästinensers wurde in der Rede erwähnt.