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Armee unterstützt Polizeikräfte

Israel ergreift weiter Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. Ab Sonntag hilft die Armee im Zivilbereich mit. Der Geheimdienst Schabak stuft die Massenüberwachung als erfolgreich ein. Die Wirtschaft darbt und soll Finanzhilfen erhalten.
Bald auch im Zivilbereich im Einsatz: israelische Soldaten

JERUSALEM (inn) – Die israelische Armee unterstützt ab Sonntag die Polizei mit 500 Soldaten bei der Durchsetzung der Corona-Regeln. Das teilte ein Sprecher am Freitag mit. Die Soldaten werden bewaffnet sein und gemeinsam mit den Polizisten auftreten. Zuvor erhalten sie noch ein Training zur Vorbereitung auf die Arbeit im Zivilbereich. Der Schritt erfolgt nach Angaben der Armee auf Anfrage der Polizei und mit Genehmigung der Regierung.

Die Soldaten sollen die Polizei etwa bei der Patrouille oder bei der Aufrechterhaltung von Straßenblockaden helfen. Die Urlauberstadt Eilat im äußersten Süden des Landes hatte am Donnerstag die beiden großen Zugangsstraßen (Nummer 12 und 90) gesperrt, die Polizei errichtete dort Kontrollpunkte.

Inzwischen sind in Israel zehn Patienten mit Corona-Infekt gestorben. Die Zahl der Infizierten hat die Marke 3.000 überschritten und lag am Freitagmorgen bei 3.035.

Schabak: Überwachung erfolgreich

Der Inlandsgeheimdienst Schabak erklärte, dass seit Beginn seiner Beobachtung von bestätigten und potentiellen Coronavirus-Patienten mehr als 500 Personen positiv auf das Virus getestet wurden, nachdem sie in Quarantäne versetzt worden waren. Derzeit befinden sich über 60.000 Menschen in Israel unter Zwangsquarantäne. „Wären diese Bewohner nicht schnell identifiziert und isoliert worden, hätten sie unwissentlich viel mehr Menschen infiziert“, hieß es in der Erklärung.

Die digitale, nicht anonymisierte Überwachung der Mobiltelefone stand lange in der Kritik. Diese milderte sich erst ab, als die Knesset einen Ausschuss einrichtete, der die Maßnahme kontrolliert. Israel ist nach Angaben des Israelischen Demokratie-Instituts das einzige Land der Welt, das im Rahmen seiner Bemühungen um die Eindämmung des Virus einen Geheimdienst zur „Verfolgung“ seiner eigenen Bevölkerung einsetzt. Normalerweise setzt der Schabak diese Überwachung bei Terroristen ein.

Hotels für Einreisende

Am Donnerstag eröffnete das erste auf die Behandlung von Corona-Patienten spezialisierte Krankenhaus: Fachkräfte hatten das Scharon-Krankenhaus in Petach Tikva innerhalb von zwei Wochen in ein solches umgewandelt. Die Patienten wurden in andere Krankenhäuser gebracht, und das Personal erhielt eine spezielle Ausbildung zum Umgang mit der Virus-Erkrankung. In dem Krankenhaus sind 200 Betten vorhanden, und für Ernstfälle stehen 40 Beatmungsgeräte zur Verfügung.

Das Verteidigungsministerium hat unterdessen einen Aufruf an Hotelmanager herausgegeben: Diese sollen Vorschläge einreichen, wie sich deren Hotels als Quarantänelager verwenden lassen. Dort sollen dann Israelis untergebracht werden, die zum anstehenden Passahfest aus dem Ausland kommen. Das Passahfest beginnt am 8. April mit dem Sederabend.

Die Hotels müssen dabei bestimmte Kriterien erfüllen: Die Gebäude müssen alleinstehend sein und mindestens 200 Räume aufweisen. „Mit dem anstehenden Passahfest setzen wir alles daran, Israelis aus dem Ausland heimzubringen, so dass sie während des Festes der Freiheit zuhause sein können“, heißt es laut der Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ in dem Aufruf des Ministeriums.

El Al in Bedrängnis

Nach Schätzung des israelischen Außenministeriums sind derzeit noch bis zu 1.500 israelische Urlauber im Ausland gestrandet. Bei den Rückholaktionen halfen mehrere Regierungen, unter anderem auch die deutsche. Am Donnerstag flogen mithilfe der indischen Luftgesellschaft Air India 317 Israelis ins Land zurück.

An den Rückholaktionen haben sich natürlich auch israelische Fluggesellschaften beteiligt, allen voran El Al. Während diese Art von Flugbetrieb weitergeht, hat El Al am Donnerstagabend sämtliche kommerziellen Flüge ausgesetzt; neben der Heimholung von Israelis sollen nur noch Frachtflüge stattfinden. Diese Maßnahme gilt zunächst bis zum 4. April. Außerdem wird die Fluggesellschaft weitere Beschäftigte in den „unbezahlten Urlaub“ schicken; dieses Schicksal traf bereits 5.500 Mitarbeiter. Erst am Mittwoch hat El-Al-Chef Gonen Usischkin einen Brandbrief an die Regierung geschickt. Darin forderte er Hilfen in Höhe von 300 Millionen US-Dollar.

Hilfspaket für die Wirtschaft

Um die wirtschaftlichen Folgen der Krise abzumildern, hat der israelische Premier Benjamin Netanjahu das Finanzministerium am Donnerstagabend angewiesen, einen Hilfsplan auszuarbeiten und bis Freitagmittag vorzulegen. Dieser soll einen Umfang von umgerechnet etwa 20,2 Milliarden Euro haben.

Die Arbeitslosenrate steigt weiter an und liegt inzwischen bei 21,2 Prozent, vor Ausbruch der Krise waren es 3,6 Prozent. Seit März sind mehr als 723.000 Arbeitsuchende hinzugekommen, insgesamt sind es knapp 881.000.

Von: df / Ulrich W. Sahm

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