RAFAH (inn) – Seit den Oslo-Abkommen 1993 haben Palästinenser in der Autonomiestadt Rafah im Gazastreifen ein „komplexes Netzwerk von Schmuggeltunneln“ errichtet. In den meisten Fällen werden solche Tunnel unterhalb von Wohnhäusern gegraben – die Beherbergung der Gänge in ihren Häusern ist für die Einwohner ein lukrativer Nebenverdienst. Das geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der israelischen Armee hervor.
Darin heißt es unter anderem, die an der Grenze zu Ägypten gelegene Autonomiestadt Rafah sei ein Umschlagplatz für Schmuggelware. Seit 1993 habe die Armee dort Dutzende Tunnel entdeckt und zerstört die vom Gazastreifen zur ägyptischen Halbinsel Sinai führten. In den Gängen würden Waffen, Drogen, Zigaretten und Menschen – hauptsächlich Prostituierte – geschmuggelt.
Dem Bericht zufolge seien die Tunnel sehr aufwendig gebaut. Demnach enthalten sie teilweise Holzverkleidung, Licht sowie kleine Aufzüge. Hauptsächlich würden sie in Wohnhäusern gegraben – unter Bade- oder Wohnzimmern, aber auch unter Kinderzimmern. Die Bewohner würden von den Terrorgruppen für die Beherbergung und Instandhaltung der Tunnel bezahlt.
Die Armee bezieht sich in ihrem Bericht unter anderem auf das Interview eines Palästinensers in dem Internetportal „Islam Online“. Dieser hatte dort angegeben, die Schächte würden in einer Tiefe von etwa zwölf Metern gegraben, dann sei es für die israelische Armee beinahe unmöglich, die Tunnel zu orten. Der Bau solcher Gänge würde mindestens drei Monate dauern und koste durchschnittlich 10.000 Euro. Die Arbeiter würden prozentuale Anteile am Erlös der Schmuggelware erhalten.
Den Angaben zufolge beträgt der Preis, um eine Person zu schmuggeln, etwa 1.000 Euro. Wer ein Schnellfeuergewehr vom Typ AK-47 (Kalashnikov) über den Schmuggelweg von Ägypten in den Gazastreifen erwerben möchte, muß rund 340 Euro bezahlen.