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Armee: Krankenwagen aus Versehen beschossen

Bei einer Militäraktion in Rafah wurden auch Rettungskräfte getötet, wie die Armee nun zugibt. Indes will Israel die Kämpfe weiter verstärken, um den Druck auf die Hamas zu erhöhen.
Von Israelnetz
Die Armee kämpfte am 23. März im Stadtteil Tel Al-Sultan in Rafah und umzingelte den Stadtteil

GAZA / JERUSALEM (inn) – Die israelische Armee hat zugegeben, dass sie am 23. März bei Angriffen auf Hamas-Terroristen aus Versehen auch mehrere Krankenwagen beschossen hatte. Bei dem Vorfall in Rafah wurden nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds (PRH) acht Rettungskräfte getötet.

Laut einer am Samstag veröffentlichten Darstellung der Armee hatten Soldaten im Stadtteil Tel al-Sultan mehrere Hamas-Terroristen ins Visier genommen und getötet. Wenige Minuten später bewegten sich demnach weitere Fahrzeuge auf die Einheiten zu. Die Soldaten hätten erneut das Feuer eröffnet und weitere Terroristen getötet.

Nach einer Untersuchung stellte die Armee fest, dass sich unter den Fahrzeugen mehrere Krankenwagen und ein Feuerwehrwagen befanden. Die Armee verurteilte in der Stellungnahme den Missbrauch von zivilen Rettungsfahrzeugen durch Terroristen.

Rettungsorganisation: Gefechtsregeln missachtet

Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) zeigte sich empört über den Vorfall. Am Sonntag teilte sie mit, Mitarbeiter hätten die acht Leichen infolge eines mehrtägigen Zugangsverbots erst am Sonntag bergen können. Eine Person werde noch vermisst.

Der IFRC-Generalsekretär, Jagan Chapagain aus Nepal, warf der israelischen Armee vor, Gefechtsregeln zu missachten. Die Rettungskräfte hätten Abzeichen getragen, die Krankenwagen seien klar markiert gewesen.

Laut PRH wurden bei den Leichen der Rettungskräfte auch die von sechs Hamas-Mitarbeitern und von einem UN-Mitarbeiter gefunden. Die Organisation warf Israel Kriegsverbrechen vor. Die getöteten Mitarbeiter bezeichnete sie als „Märtyrer“, den Staatsnamen Israel gab sie nur mit Anführungszeichen wieder.

Vereinte Nationen: Massengrab gefunden

Der Regionalleiter des Amtes für humanitäre Angelegenheiten der Vereinten Nationen, Jonathan Whittall, sagte, die Leichen seien in einem „Massengrab“ gefunden worden. Bei manchen Leichen fehlten demnach die Gliedmaßen. Das UN-Amt veröffentlichte am Montagabend ein Video der Bergungsaktion.

Whittall betonte, die Rettungskräfte seien markiert gewesen. Es hätte nicht zum Beschuss kommen dürfen.

Der israelische Armeesprecher Nadav Schoschani erwiderte ebenfalls am Montagabend, die Armee habe nicht wahllos auf Krankenwagen geschossen. Die Fahrzeuge hätten weder Schweinwerfer noch Warnleuchten angemacht, zudem habe es keine vorherige Abstimmung gegeben. Am selben Tag seien andere Rettungsfahrzeuge, „die nicht zu Terroristen gehörten“, nach Absprache ohne Probleme im Einsatz gewesen.

Armeesprecher: Terroristen missbrauchen Zivilschutz

Schoschani sagte weiter, aus einer ersten Untersuchung nach dem Beschuss habe sich ergeben, dass es sich bei einem der getöteten um das Hamas-Mitglied Mohammad Amin Ibrahim Schubaki gehandelt habe; er sei am Terrormassaker des 7. Oktobers beteiligt gewesen. Zudem hätten die Soldaten acht weitere Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad identifiziert.

Der Armeesprecher betonte weiter: „Es ist nicht wirklich überraschend, dass Terroristen einmal mehr medizinische Einrichtungen und Ausrüstungen für ihre Handlungen missbrauchen. Wenn Terroristen in einer Kampfzone aktiv sind, tun wir alles, um unsere Zivilisten und Truppen zu schützen.“

Regierung für Offensive

Israel hatte Mitte März die Kampfhandlungen im Gazastreifen wieder aufgenommen. Zu dem Vorfall mit den getöteten Mitarbeitern kam es bei dem Versuch, den Stadtteil Tel al-Sultan zu umstellen. Zuvor hatte die Armee die Einwohner aufgerufen, das Gebiet zu räumen.

Am Samstagabend stimmte das Sicherheitskabinett dafür, den militärischen Druck auf die Hamas weiter zu erhöhen. Premier Benjamin Netanjahu (Likud) erklärte am Sonntag bei der wöchentlichen Kabinettsitzung, nur die Kombination von militärischem und diplomatischem Druck führe zur Befreiung der Geiseln.

Neues Geiselvideo

Die Hamas veröffentlichte indes am Samstagabend ein weiteres Propaganda-Video. Es zeigt die Geisel Elkana Bochbot. Darin fleht der 35-Jährige die israelische Regierung an, endlich für seine Freilassung zu sorgen. Bochbot war auch in einem am vergangenen Montag veröffentlichten Geiselvideo zu sehen.

Am Montag rief die Armee die Einwohner von Rafah erneut auf, die Stadt zu verlassen und Schutzzonen aufzusuchen. Die Armee werde „mit großer Macht“ vorgehen, „um die Fähigkeiten der Hamas in diesen Gebieten auszumerzen“.

Der Armeesprecher für den arabischen Raum, Avichai Adra’i, veröffentlichte dazu eine Karte mit Evakuierungsmöglichkeiten und den voraussichtlichen Kampfzonen. Laut der Nachrichtenseite „Times of Israel“ geht es dabei auch um Gebiete zwischen Rafah und Chan Junis, wo noch keine Bodentruppen aktiv waren.

Den fortgesetzten Krieg missbilligen viele Israelis. Am Samstag gingen wieder Tausende landesweit auf die Straßen, um dagegen – und gegen die Justizreform – zu protestieren. In einer Umfrage des Fernsehsenders „Kanal 12“ sprachen sich 69 Prozent der Israelis für ein Ende des Krieges aus, wenn damit ein Abkommen für die Freilassung aller Geiseln verbunden ist.

Militäraktionen an der Nordfront

Am Freitag griff die Luftwaffe erstmals seit der im November vereinbarten Waffenruhe Hisbollah-Ziele in der libanesischen Hauptstadt Beirut an. Auch hier warnte die Armee die Einwohner vor. Der Angriff galt laut Militär einem Lastwagen und einem Lager für Drohnen.

Hisbollah-Chef Naim Qassem erklärte am Sonntag, wenn Israel weitere Angriffe fliege und die libanesische Regierung dagegen nichts unternehme, werde die Hisbollah „die Sache selbst in die Hand nehmen“.

In einer Videoansprache anlässlich des anti-israelischen „Al-Quds-Tages“ sagte er weiter, Israel wollte den Libanon zu einer Normalisierung zwingen. Doch die Hisbollah werde so etwas nicht akzeptieren.

Auch in Syrien geht die Armee weiter gegen Militärstellungen vor. Laut einer Mitteilung vom Sonntag operierten Bodentruppen in der vergangenen Woche in neuen Gebieten auf dem Gipfel des Hermon. Sie beschlagnahmten dabei Armeeausrüstung, darunter eine Dutzende Kilogramm schwere Sprengvorrichtung.

Weitere US-Angriffe auf Huthis

Indes halten die USA den militärischen Druck auf die Huthis aufrecht. Die Terroristen sprachen am Freitag von 70 Angriffen innerhalb eines Tages. Netanjahu erklärte am Sonntag, er schätze den Einsatz der USA. „Der Umstand, dass die USA dort energisch reingehen, ist eine große Veränderung.“

Die Huthis feuerten am Sonntag eine weitere Rakete auf Israel ab. In Zentralisrael waren die Sirenen zu hören. Das Geschoss konnte vor Eintritt in den Luftraum abgefangen werden. (df)

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12 Antworten

    1. Und leider wurden in der Vergangenheit immer wieder Krankenwagen von Terroristen missbraucht. Nicht nur im Gazastreifen, auch in Judäa/Samaria.

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  1. Natürlich ist es nicht gut, wenn ein Krankenwagen getroffen wird. Tragisch für die Familien und Freunde.
    Aber wie häufig ist Israel so etwas denn bislang passiert? Und wie häufig wurden im Gegensatz dazu Krankenwagen von Terroristen missbraucht?
    Roter Halbmond/Rot Kreuz Gesellschaften stünde etwas Demut und Zurückhaltung ganz gut. Auch wenn ich an die Rolle des RK in Sachen Geiselfürsorge denke.

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  2. Zitat: „Die Soldaten hätten erneut das Feuer eröffnet und weitere Terroristen getötet“ Zitat Ende
    Also mit anderen Worten: weitere Terroristen, die feige zwischen Zivilisten versteckt unterwegs waren.
    Die IDF hat gar keine andere Wahl, als sofort auf verdächtige Bewegungen zu reagieren.
    Möge der Herr die tapferen, mutigen israelischen Soldaten schützen!

    6
  3. Ich staune über die schlechte Recherche in diesem Artikel. Die IDF hat nicht nur einen Krankenwagen beschossen, sondern nach und nach fünf Krankenwagen, ein Feuerwehrauto und ein UN-Fahrzeug. Dabei starben nicht nur acht Ersthelfelfer, sondern auch sechs Zivilschützer und ein UN-Mitarbeiter. Die Leichen und die Fahrzeuge wurden mit Bulldozern in einem Massengrab verbuddelt.

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        1. Danke.

          Die Quellen Ihrer Quellen sind also der rote Halbmond und die UNRWA. Damit ist die Glaubwürdigkeit gegeben. Ironie off.

          Ich bestreite nicht, das es passiert ist. Ob so wie es die pal. Seite darstellt, ist dann die Frage. Kann sein oder auch nicht. Das muss vor Ort geklärt werden.

          Warum ich Ihnen die Frage nach der Quelle stellte, ist Ihrem letzten Satz geschuldet:
          „Die Leichen und die Fahrzeuge wurden mit Bulldozern in einem Massengrab verbuddelt.“

          Die Israelis buddeln also mitten in Kampfhandlungen Massengräber aus? Sie werden von der Hamas beschossen und haben nichts bessers zu tun als ein Auto in der Erde verschwinden zu lassen?Komischerweise sagt Lazzarini, dass die Leichen nur notdürftig mit Sand bedeckt waren. Und dann sollen die Soldaten ausgerechnet Fahrzeuge tief verbuddeln und die Leichen sichtbar liegen lassen – was ja auch das Markenzeichen eines Massengrabes ist. Nächste Ironie. Dann markieren sie auch noch – sagt Lazzarini – das Massengrab. Alles etwas seltsam.

          Ich habe nämlich auch nach Quellen gesucht und bin über Lazzarini gestolpert. Was immer passiert ist, muss untersucht werden und das Ergebnis kann so oder so ausfallen. Aber für Sie steht auf Grund ihrer Hamasquellen – nichts anders ist die UNRWA (auch Lazzarini) und der rote Halbmond nicht, bereits fest. Für mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht, weder die eine noch die andere Darstellung. Was ich aber weiß ist, dass Krankenwagen in der Vergangenheit allzugern für Terror missbraucht wurde und es daher untersucht werden muss.

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          1. Danke liebe Christin, das hast du gut recherchiert. War auch schon so weit, aber du hast hervorragend erklärt.

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    1. Danke für den Hinweis, es waren tatsächlich mehrere Krankenwagen. Wir haben den Artikel mit den Kommentaren des UN-Vertreters und der Erwiderung des Armeesprechers vom Montagabend ergänzt.

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    2. Und ich staune über ihre Behauptung.
      Mir ist auch bekannt, daß alle diese Fahrzeuge zum Teil mit Hamasleuten besetzt waren, aber das ist eine bekannte Vorgehensweise.
      Aber zu behaupten, daß Leichen und Fahrzeuge in einem Massengrab verscharrt worden seien ist eine dreiste Lüge Ihrerseits .
      Wenn das so wäre, wie kommt es dann, daß die Leichen identifiziert wurden und Israel diesen Fehler auch zugegeben hat, noch bevor die großen Kanäle überhaupt darauf angesprungen sind. Wozu dann zusammen mit den Fahrzeugen in einem Loch verbuddeln ?
      Sagen Sie doch gleich verscharren.
      Immer wieder diese verdammten Unterstellungen,………KHARA !!!
      Aber so ist es halt, an Israel werden Maßstäbe angelegt, an die sich selber kein einziges anderes Land hält, kein einziges…….aber genau DAS wird von Israel verlangt ,mit welchem Recht………………..SHALOM

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  4. Ich habe dazu in Times of Israel einen Artikel gelesen. Es ist sehr schlimm, dass in einem Krieg auch Helfer getötet werden. Offenbar fuhren die Jeeps/Krankenwagen ohne Blinklicht oder weißer Fahne auf die israel. Truppe zu. Da man wei,dass sich Terroristen in Krankenwagen verstecken, blieb der IDF um sich und ihre Soldaten zu schützen, nichts anderes übrig, als zu schießen. Dass dabei unschuldig so viele Helfer ums Leben kamen, kann ich jetzt nicht als „gehobelte Späne“ sehen. Es bleiben aber, als dem Krieg geschuldete Opfer, die auf das Konto der Hamas gehen.

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