Archäologe Amnon Ben-Tor gestorben

JERUSALEM (inn) – Der renommierte israelische Archäologe Amnon Ben-Tor ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 88 Jahren in Jerusalem. Der Schwerpunkt seiner Forschung lag auf der Archäologie des Vorderen Orients und der Biblischen Archäologie.

Viele Jahre lang lehrte Ben-Tor an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er hatte aber auch Gastprofessuren, etwa in den USA an den Universitäten Harvard, Yale oder Columbia. In Paris dozierte er an der Sorbonne.

Ben-Tor war spezialisiert auf die Gravierkunst der Bronzezeit (etwa 3.300 bis 1.200 vor Christus). Von den Hochkulturen der Antike interessierten ihn vor allem Ägypten und Kanaan. Gemeinsam mit Jigal Jadin untersuchte er die Stätte Masada. Ab 1990 war Ben-Tor federführend an den Ausgrabungen auf dem Tel der biblischen Stadt Hazor nördlich des Sees Genezareth beteiligt. 2019 erhielt er den Israel-Preis.

Biblische Darstellung für wahr gehalten

Der Archäologe vertrat die Ansicht, die biblischen Darstellungen bildeten die Wirklichkeit ab. Somit lehrte er auch, das vereinigte Königreich Israel habe wirklich existiert – in der Größe, wie die Bibel es schildert.

Damit widersprach er „minimalistischen“ Professoren wie Israel Finkelstein, deren Ansichten er scharf kritisierte, schreibt die Verteilzeitung „Israel Hajom“. Auf Kritik von ihnen erwiderte Ben-Tor, seine Ansichten beruhten ausschließlich auf archäologischen Entdeckungen vor Ort, nicht auf Glaube oder Ideologie.

Ein Kollege von der Universität Jerusalem, Haggai Misgav, würdigte den Verstorbenen auf Facebook: „Generationen von Studenten werden sich an die beeindruckende Gestalt des Israel-Preisträgers erinnern, der für mich das Eingangstor in die Welt der Archäologie darstellte. Er bewies, dass man ein Forscher der ersten Reihe und gleichzeitig ein spannender und engagierter Lehrer sein kann.“ (eh)