JERUSALEM (inn) – Der Vorsitzende der Israelischen Arbeitspartei, Avi Gabbai, will nicht mehr: Am Mittwoch gab er bekannt, aus der Politik auszuscheiden. Dienstag hatte er bereits angekündigt, für die Arbeitspartei in den kommenden Knesset-Wahlen am 17. September nicht mehr zu kandidieren. Mit ihm an der Spitze schaffte die traditionsreiche Partei bei der Wahl im April nur enttäuschende sechs Sitze und rutschte in die Bedeutungslosigkeit ab.
Gabbai begründete den Schritt laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“ wie folgt: „Ein Problem unserer Parteikultur ist es, dass frühere Vorsitzende auf unserer Liste bleiben. In der Welt jenseits der Politik, wenn zum Beispiel ein Generaldirektor aufhört, zieht der weiter und wird nicht jemandem unterstellt, der vorher unter ihm arbeitete.“
Gabbai kritisiert Systemfehler
Er habe in seiner Amtszeit als Parteivorsitzender drei Vorgänger unter sich gehabt, was zu persönlichen Konflikten geführt habe. „Ich will mit diesem Phänomen nicht weitermachen“, sagte Gabbai. Die Partei könne nicht die Öffentlichkeit bitten, ihr zu vertrauen, wenn sie selbst nicht zusammenhalte. Vor seiner politischen Tätigkeit arbeitete Gabbai, der erst 2016 der Arbeitspartei beitrat, als Unternehmensmanager und Firmenchef – zum Beispiel bei der israelischen Telekommunikationsfirma Besek.
Am Mittwoch brachte sich der Abgeordnete Itzik Schmuli als Gabbais Nachfolger in Stellung, in dem er ankündigte, für den Vorsitz zu kandidieren. Bei den vergangenen Knesset-Wahlen belegte er mit klarem Stimmenvorsprung vor Gabbai Listenplatz eins. „Jetzt gibt es eine Möglichkeit für einen Neuanfang, für Veränderung und Wachstum, um die Arbeitspartei wieder zu einer einflussreichen Macht im Land zu machen“, sagte Schmuli in einem Video auf Twitter.
Die Vorwahlen für den Spitzenkandidaten der Arbeitspartei finden am 2. Juli per Internet und Telefon statt. Auch die Abgeordneten Stav Schaffir und Amir Peretz kündigten ihre Kandidatur an. Die israelischen Medien spekulieren, dass Ehud Barak, der alte Widersacher von Premier Netanjahu, eventuell auch seinen Hut wieder in den Ring schmeißt. Von 1999 bis 2001 war er Premierminister des jüdischen Staates und löste Netanjahu im Amt ab. Später verließ er die Arbeitspartei und gründete 2011 die Unabhängigkeitspartei „Atzma’ut“, die allerdings keine politischen Erfolge erringen konnte.
Von: mm