RAMALLAH (inn) – Der palästinensische Außenminister Nasser al-Kidwa hat gefordert, dass die Umstände des Todes von Jasser Arafat erneut untersucht werden. Der Palästinenserführer war vor einem Jahr in einem Pariser Krankenhaus gestorben.
„Es ist nicht gelungen, die Todesursache festzustellen, deshalb darf man unnatürliche Ursachen nicht ausschließen“, sagte Al-Kidwa im Gespräch mit der Tageszeitung „Ma´ariv“. „Eine unnatürliche Ursache, einschließlich Vergiftung, ist eine Option. Deshalb muss der Fall aufgeklärt werden. Das palästinensische Volk hat das Recht, die Wahrheit zu erfahren.“
Macht er, wie viele Palästinenser, Israel für Arafats Tod verantwortlich? Darauf antwortete der Außenminister: „Israel hat sich selbst in diese Lage gebracht. Ich erinnere Sie daran, dass die israelische Regierung mehrere Male beschlossen hat, Arafat zu ‚entfernen‘. Israels Regierung hat seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt und ihn unter sehr schweren Bedingungen leben lassen.“ Eine Untersuchung des Todes durch eine internationale Kommission schließe er nicht aus.
„Wichtigster palästinensischer Führer“
Auf die Frage, was die palästinensischen Kinder in späterer Zeit über Arafat lernen würden, meinte der Minister: „Am Jahrestag seines Todes werden die Lehrer den Schülern in den Schulen sagen, dass dies der Tag ist, an dem der wichtigste palästinensische Führer der Geschichte gestorben ist. Der Führer, dem es gelungen ist, die Palästinenser auf die internationale politische Landkarte zurückzubringen.“
„Problem lag bei israelischer Führung“
Dass Ariel Scharon den Palästinenserführer als „Hindernis für den Frieden“ bezeichnete, sieht Al-Kidwa als Irrtum an. „Wir haben das gewusst, aber jetzt weiß man es auch in Israel. Allen ist klar, dass eure Führung ein Problem ist. Aus strategischer Sicht hat sich Arafat in keiner Sache geirrt. Er war konsequent in seinem Willen, eine feste Regelung zu erreichen, die funktionieren und die Prüfungen der Zeit bestehen könnte. Zu meinem Bedauern waren die israelischen Führer nicht reif dafür.“
„Rückzug Arafat zu verdanken“
Weil Scharon zu Arafats Lebzeiten „keinen palästinensischen Partner“ gesehen habe, sei schließlich der Plan zum einseitigen Rückzug aus Gaza entstanden, meint der Neffe des verstorbenen Palästinenserführers. „Das Ironische an der Trennung ist, dass das einfach nicht funktioniert. Man kann nicht abziehen und die andere Seite abgeschnitten zurücklassen und denken, man könne ignorieren, was dort geschieht. Außerdem, wenn die Trennung ein Versuch war, die Palästinenser zu bestrafen, dann ist das jedenfalls nicht geschehen. Tatsache – es gab Rückzüge ohne jegliche Verhandlungen, und wir haben gesiegt, ohne Israel irgendetwas zu geben. Darin gibt es keine Logik – mit Verhandlungen wäre das besser geworden, auch für Israel.“
Israels Rückzug sei ein Sieg Arafats, fügte Al-Kidwa hinzu: „Der Sieg des Rais wurde dadurch festgestellt, dass er nicht auf das verzichtete, was er für eine gerechte und anständige Regelung hielt. Er gab dem Druck nicht nach, der fortgesetzt auf ihn ausgeübt wurde, und verkaufte sich nicht. Wenn Sie das als Niederlage für Scharon darstellen wollen, ist das absolut möglich.“