RAMALLAH (inn) – PLO-Chef Yasser Arafat hat die palästinensische Bevölkerung zum weiteren „Widerstand und Märtyrertum“ gegen Israel aufgerufen.
Vor seinem Amtssitz in der Autonomiestadt Ramallah in Samaria forderte Arafat am Dienstagabend vor Tausenden Palästinensern, „das heilige Land mit (palästinensischem) Blut und Geist zu verteidigen.“ Die Rede Arafats vor Tausenden Palästinensern in Ramallah wurde zudem im palästinensischen Rundfunk übertragen.
Arafat sagte weiter, alle Palästinenser seien „Märtyrer“ und folgten dem Vorbild des zwölfjährigen Mohammad al-Dura, der zu Beginn der sogenannten Al-Aksa-Intifada im September letzten Jahres erschossen worden war. Fernsehsender in aller Welt hatten Bilder von dem Jungen gezeigt, der in den Armen seines Vaters starb. Bis heute ist jedoch nicht erwiesen, daß der Zwölfjährige von israelischen Soldaten erschossen wurde.
„Ich sage es jedem, der es hören kann: Dieses mutige (palästinensische) Volk wird weiterhin unser heiliges Land schützen und verteidigen, mit allem, was in unserer Macht steht“, sagte Arafat. „(Palästina) ist geweihtes Land, jetzt und für alle Zeiten. Mit der Hilfe Allahs werden wir bald in Jerusalem zusammenkommen. Wir kämpfen für jedes Baby, jedes Kind, jeden Mann, jede Frau. Für unsere heiligen Stätten werden wir uns hingeben. Ich rufe euch alle auf, standhaft zu bleiben, keiner kann uns trennen und uns aus diesem heiligen Land vertreiben“, so der PLO-Chef.
Arafat: „Ost-Jerusalem vor Israel verteidigen“
In israelischen Medien und unter politischen Beobachtern rief die Rede Arafats heftige Kritik hervor. Die israelische Tageszeitung „Ma´ariv“ bezeichnete die Ansprache als „diametral entgegengesetzt“ zu der am vergangenen Sonntag ausgestrahlten Ansprache des PLO-Chefs, in der er die palästinensische Bevölkerung und radikale Gruppen zu einem Gewaltverzicht aufgerufen hatte. Die „Hoffnung“, die Arafat zuvor verbreitet habe, sei nun gänzlich zu Nichte gemacht, so „Ma´ariv“.
Besonders kritisch stuften politische Beobachter den Aufruf des PLO-Chefs ein, nach dem alle Palästinenser „gegen Jerusalem“ ziehen sollten. Die arabischen Bewohner Ost-Jerusalems hatte Arafat aufgerufen, den Stadtteil „vor den israelischen Maßnahmen“ zu verteidigen. Die Palästinenser dürften es nicht zulassen, daß Pläne Israels in Ost-Jerusalem umgesetzt werden, so Arafat, auf Moscheen und Gebäuden müsse „bald wieder die palästinensische Fahne wehen“.