„Die Symbole des Staates müssen mit dem ganzen Land verbunden sein und nicht nur mit einem Teil davon. Dieses Lied repräsentiert mich einfach nicht.“ So formulierte der Hadasch-Abgeordnete Afu Aghbaria gegenüber dem Nahostportal „The Media Line“ seine Vorbehalte gegen die Hymne. Der Politiker hatte die Versammlung gemeinsam mit dem Forum der bürgerlichen Zusammenarbeit (CAF) organisiert, das zwischen jüdischen und arabischen Israelis vermittelt. Dies berichtet die Tageszeitung „Yediot Aharonot“.
An der Debatte beteiligten sich auch Dutzende Araberinnen, die meisten stammen aus Ortschaften in Nordisrael. Einige trugen traditionelle Kleidung. Viele Teilnehmer gaben zu verstehen, dass ihnen der Text der Hymne fremd sei. Zudem empfänden sie die Bezeichnung „jüdischer, demokratischer Staat“ als Widerspruch angesichts der 20 Prozent arabischer Bürger.
Aghbaria beobachtet in der israelischen Gesellschaft einen zunehmenden Rassismus gegen Araber. Selbst unter der Militärherrschaft – in den Jahren nach der Staatsgründung – sei dieser Hass nicht so ausgeprägt gewesen wie heute. Als Beispiel für eine Diskriminierung der Araber nannte er das Rückkehrrecht, das jedem Interessenten mit einem jüdischen Großelternteil automatisch die israelische Staatsbürgerschaft gewährt. Wenn hingegen israelische Araber und Palästinenser einander heirateten, gälten deren Nachkommen nicht als Israelis.
Ein Punkt, der viele Araber in der Nationalhymne stört, ist die Formulierung „jüdische Seele“. Doch die Diskussionsteilnehmer fanden laut „Yediot Aharonot“ kreative Lösungen, um die „Hatikvah“ für arabische Bürger relevant zu machen. So könne man die „jüdische Seele“ in eine „israelische Seele“ verwandeln. Ein weiterer Vorschlag waren zwei Versionen des Textes zur gleichen Melodie, wie es in Kanada der Fall ist.
Die jüdische Abgeordnete Ruth Calderon (Jesch Atid) sagte in der Versammlung: „Hatikva ist ein Symptom des Problems, nicht das Problem selbst. Israel ist ein Staat zweier Nationen, aber wir haben noch nicht über die Grenze entschieden. Ich bin Zionistin und möchte, dass Israels Charakter und Identität jüdisch sind.“
Die Araberin Maha Mafra aus dem nordisraelischen Dorf Kfar Sulam stört sich hingegen nicht an dem Text der Hymne: „Ich lebe in diesem Staat und habe kein Problem damit. Es ist ein schönes Lied“, beschrieb sie ihre Empfindungen gegenüber „The Media Line“. „Araber und Juden müssen in diesem Land zusammenleben.