DARMSTADT (inn) – Der „Antikolonialistische Friedensweihnachtsmarkt“ sollte am dritten Advent (14. und 15. Dezember) Solidarität mit Palästinensern ausdrücken und Spendengelder einbringen. Doch auf dem Weihnachtsmarkt, veranstaltet von der evangelischen Michaelsgemeinde im Martinsviertel in Darmstadt, wurde antisemitisches Material verbreitet.
Fotos von Mitgliedern des Vereins „Honestly Concerned“ dokumentieren, was auf dem Weihnachtsmarkt unter anderem verkauft wurde: Auf Schlüsselanhängern war die palästinensische Flagge mit dem Slogan „Free Palestine“ (Befreit Palästina) zu sehen. Auf Stofftaschen war eine Landkarte Israels mit dem Schriftzug „Palästina“ abgebildet – ein Symbol, das Israel das Existenzrecht abspricht. Auch das rote Dreieck war mehrfach abgedruckt – das Erkennungszeichen der verbotenen Terror-Organisation Hamas. Auf Flyern war der Spruch „From the river to the sea“ (Vom Fluss bis zum Meer) – er fordert die Auslöschung Israels.
Wie der Hessische Rundfunk (HR) berichtet, hatte die evangelische Michaelsgemeinde den Weihnachtsmarkt zusammen mit der Palästina-Solidaritätsgruppe „Darmstadt4Palestine“ (Darmstadt für Palästina) veranstaltet. Auf dem Flyer zur Veranstaltung heißt es über das Ziel, Palästinenser sollten „mit den Einnahmen unseres Marktes unterstützt werden“. Es solle „palästinensisches Olivenöl, passender Schmuck und Kleidung“ auf Spendenbasis verkauft werden.
Zur Illustration der Veranstaltung nutzte die Gemeinde ein besonderes Bilder einer Krippe: Die Figuren waren schwarz, das Dach der Krippe ist zerstört. „Im Dach des Stalles gähnt ein Loch wie von einem Beschuss“, heißt es in der Bildbeschreibung.
Pfarrer will von nichts gewusst haben
Am Dienstagabend veröffentlichte der Pfarrer der Michaelsgemeinde, Manfred Werner, eine Entschuldigung. Darin heißt es: „Ich bedauere zutiefst, dass es zu diesem Vorfall gekommen ist und habe Verständnis für die zu Recht entstandene Empörung über diese Form der Menschenverachtung.“ Er hätte die Symbole vom Weihnachtsmarkt verbannt, wenn er davon gewusst hätte. Doch der Verkauf und die Präsentation der antisemitischen Symbolen seien nicht abgesprochen gewesen. Er betonte: „Das Existenzrecht Israels steht für mich nicht in Frage.“
Die Jüdische Gemeinde sowie mehrere Privatpersonen stellten Strafanzeige wegen des Ausstellens verfassungswidriger und terroristischer Symbole. Der Vorsitzende der Gemeinde, Daniel Neumann, verurteilte in einer Stellungnahme die Vorwürfe, Israel begehe seit 75 Jahren einen „Genozid“ an Palästinensern, betreibe „ethnische Säuberungen“ und praktiziere eine „Apartheid“ im Land. Diese ideologisch motivierten Vorwürfe stellten „israelbezogenen Antisemitismus“ dar, kritisierte Neumann. Das Abhalten des Weihnachtsmarktes der Kirchengemeinde sei „skandalös“.
Oberbürgermeister: Verstörende Bilder
Der Darmstädter Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD) warf der Michaelsgemeinde vor, „antisemitische Inhalte propagiert“ zu haben. „Die Bilder sind zutiefst verstörend. Es wird versucht, das Existenzrecht Israels zu delegitimieren und den Staat Israel zu dämonisieren, indem judenfeindliche Stereotype auf den Staat Israel und seine Politik übertragen werden“, schrieb Benz in einem Brief an die Kirchengemeinde und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). „Eine solche Veranstaltung unter dem Dach einer evangelischen Gemeinschaft durchzuführen, ist deshalb unerträglich.“
Benz kritisierte, dass antisemitische Erzählmuster aufgenommen worden seien. Gleichzeitig habe es keine Kritik an dem brutalen Überfall der Hamas auf Israel und damit auf jüdisches Leben am 7. Oktober 2023 gegeben.
Die EKHN nannte die Berichte über den „Friedensweihnachtsmarkt“ in einer Stellungnahme am 21. Dezember „verstörend“. Man habe den Kirchenvorstand der Gemeinde aufgefordert, sich von der Veranstaltung zu distanzieren. Die Kirchenleitung der EKHN habe am Donnerstag beschlossen, „dem Pfarrer nach Pfarrdienstrecht mit sofortiger Wirkung vorläufig die Ausübung seines Amtes zu untersagen“. Weiter heißt es: „Sollten sich (die Vorwürfe) bewahrheiten, behalten wir uns vor, rechtliche Schritte gegenüber der Kirchengemeinde einzuleiten.“
Morddrohungen gegen den verantwortlichen Pfarrer
Pfarrer Werner selbst teilte mit: „Ich würde es begrüßen, in dieser Situation von der Ausübung meines Amtes entbunden zu werden.“ Er habe Morddrohungen gegen ihn und seine Familie von mehreren Personen am Telefon und von einer Person per SMS erhalten. Er habe dies der Polizei mitgeteilt und die Kirchenleitung um Unterstützung gebeten. Werner sagte, er hoffe, dass die Kirche ihn aus seinem Dienst herausnehme und ihn schütze. Das für die Organisation des Weihnachtsmarkts zuständige Mitglied des Gemeindevorstands trat unterdessen zurück, wie am Freitag bekannt wurde.
Gegenüber der „Frankfurter Rundschau“ teilte der Kirchenvorstand mit, er sei von der teilnehmenden Gruppe „Darmstadt4Palestine“ hintergangen worden. Es habe die klare Absprache gegeben, dass Teilnehmer nichts auslegen dürften, was den Charakter der Gemeindeveranstaltungen als Dialogforum stört. Die Gruppe habe den Markt für ihre Zwecke missbraucht. Er und die Gemeinde lehnten Rassismus und Antisemitismus strikt ab.
Der hessische Antisemitismus-Beauftragte Uwe Becker (CDU) erklärte am Mittwoch: „Es ist unfassbar, völlig inakzeptabel und absolut skandalös, in welch infamer Weise in Darmstadt Hamas-Propaganda und Holocaust-Relativierung eine Plattform geboten wurde“.
Der Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte, der Vorfall in Darmstadt zeige ein grundlegendes Problem: „Das verständliche Anliegen, das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung anzumahnen, hat in unserer Gesellschaft nahezu keinen Raum, da es von Israelhassern vereinnahmt wird.“ Genau das sei auch in Darmstadt geschehen. „Statt ‚Frieden‘ wurde die Vernichtung Israels propagiert und Devotionalien einer mörderischen Terrororganisation verkauft.“ Das sei nicht nur unehrlich, sondern verabscheuungswürdig. Dies gelte auch für die Morddrohungen gegen den Gemeindepfarrer.
„Spiegel“: Parolen auch bei Instagram
„Spiegel Online“ kommentierte den Fall am Freitag in einem Artikel mit den Worten: „Genaues Hinschauen hätte wohl auch diesmal einiges verhindern können: Die Gruppe ‚Darmstadt für Palästina‘, die ebenfalls zum Weihnachtsmarkt einlud, lässt auf ihrem Instagram-Profil keinen Zweifel daran, wo sie steht. Die Parolen, die auf dem Weihnachtsmarkt zu sehen waren, finden sich zum Teil auch dort.“
Im Übrigen habe die Gruppe am Mittwoch ein Video veröffentlicht, wie Stolpersteine gereinigt werden, die an Opfer der Schoa erinnern. Die „Spiegel“-Journalistin schreibt: „Es ist das erste Posting der Gruppe, in dem Antisemitismus oder der Holocaust problematisiert werden. Man könnte unterstellen, da sollten nicht nur Stolpersteine reingewaschen werden.“
10 Antworten
Es gehört schon entweder viel Dummheit oder vorbehaltlose Verbrüderung mit Judenmordunterstützern dazu, um einen solchen Stand aufzubauen. Kirchengemeinderatsmitglieder mit Yalla Intifada-Einstellungen sind absolut fehl am Platz. Und Pfarrer, die offensichtlich nicht in der Lage sind, den Überblick zu behalten, was in ihrer Gemeinde vor sich geht, auch. Man informiert sich, wen man ins Boot holt. Und im Internet war eindeutig zu sehen, welche Einstellung diese Organisation hat. Aber es zeigt, mit wie viel Frechheit solche Gruppierung inzwischen agieren. Der Papst hat ja vorgemacht wie es geht. Und was heißt hier, man sei getäuscht worden. Seit Monaten hängt an der Kirche ein Plakat der Letzten Generation. D.h. diese Kirchengemeinde hat offenbar als Hauptanliegen die Unterstützung politisch fragwürdigen Subjekte.
Und Herr Pfarrer, was predigen Sie von der Kanzel? Gott dürfte es kaum sein, nach den politischen Ergüssen in Ihrer Gemeinde, die Sie öffentlich zur Schau stellen. Aber Gott wäre ihre Aufgabe.
Deinem Kommentar ist nichts hinzuzufügen. Frohe Festtage .
Doch, durch mich. Dieser Pfarrer klagt, dass er Morddrohungen erhalte? Mal davon abgesehen, dass dies ein absolutes NO GO ist, geht überhaupt nicht, aber was hat er erwartet? Dass die gläubigen Christen seiner Gemeinde diese antisemitische Sch….. mittragen? Sie tragen offenbar die Aktion Letzte Generation mit, ansonsten könnte das Plakat nicht seit Wochen dort hängen. Aber bei der offenen Unterstützung von Judenmord sind sie wohl doch aufgewacht. Und dies ist gut so. An dem Stand wurden Schlüsselanhänger mit dem roten Hamas-Dreieck verkauft. Dies sollte auch dem Dümmsten klar sein, dass es sich hier Terrorverherrlichung handelt. Dann gab es Plakate, die den Slogan from the river to the sea hatte. Ebenso welche, die den 7.10.23 verteidigten. Absolut irre. Und wer kauft so was? Die, die auch ihre minderjährigen, noch formbaren Kinder, Enkel, Neffen und Nichten der Gehirnwäsche unterziehen, dass Judenmord so geil ist und man endlich zur Endlösung beitragen muss? Die Palästinenser darin unterstützen, dass dies der richtige Weg ist, sie endlich auszurotten. Es ist unfassbar.
Ich wünsche dir ein gesegnetes Weihnachts – und Chanukka-Fest.
Mittlerweile verspotten sie den EWIGEN und Jeshua. Sie merken es nicht mal in ihrem Hass und Dummheit. Die BRD ist ein Sumpf geworden.
Volle Zustimmung. Ich wünsche dir ein frohes Chanukka-Fest.
`Es ist unfassbar, völlig inakzeptabel und absolut skandalös, in welch infamer Weise in Darmstadt Hamas-Propaganda und Holocaust-Relativierung eine Plattform geboten wurde´
Sehr starke Worte, die kaum zu überbieten sind und dem Anlass nicht angemessen sind. Was würde der der hess. Anitsemitismusbeauftragte denn schreiben, wenn tatsächlich jemand zu Schaden kommt? Mit dieser Äußerung schießt weit er über das Ziel hinaus. Ein bisschen mehr Gelassenheit in dieser aufgeheizten Zeit wäre angebracht gewesen. Es ging um Symbolpolitik auf einem kleinen Weihnachtsmarkt, der vermutl. kaum beachtet worden wäre ohne das Medienecho danach. Wobei ich nicht gutheiße, was dort geschehen ist. Der eigentliche Skandal aber ist, daß der Pfarrer der Gemeinde daraufhin bedroht wird, obgleich er nur eine Teilverantwortung hatte. Bedrohungen haben eine andere Dimension. In diesem sinne frohe Weihnacheten, Shalom und Peace now.
Vor vier, fünf Jahren hätte ich vielleicht auch gesagt „Gemach, keine Aufregung, man kann über alles reden“. Seit dem 7. Oktober 2023 denke ich das nicht mehr. Man kann sich gar nicht genug aufregen. Und ja, ein Pastor sollte schon wissen, was in seiner Gemeinde vorgeht. Er sollte auch wissen, dass Jesus, um den es ja an Weihnachten geht, als Jude geboren wurde, als Jude lebte und als Jude starb. Das war dem Pfarrer aus Darmstadt offenbar entfallen, genau wie dem Argentinier im Vatikan.
Herr Sattler, seit Monaten haben wir in Unis und auf Straßen Zeitgenossen, from the river to the sea, was nichts anders heißt als Judenrein muss „Palästina“ sein, bedeutet. Brauchen wir da auch mehr Gelassenheit? Jüd. Studenten werden zusammengeschlagen, Professoren sind unterwünscht, brauchen wir da auch mehr Gelassenheit? Sollen erst wieder Synagogen brennen? Ist dies dann Meinungsfreiheit, die wir mit Gelassenheit dann feiern „Müssen“
Es ging hier nicht Symbolpolitik. Nicht wenn Hamas-Dreiecke verkauft werden, was nicht anders heißt als, wir stehen hinter der Judenmordpolitik der Hamas.
Wir haben gerade den Papst erlebt, der mit seiner Jesus war Palästinenser Unterstützung Verrat an Gott und Verrat an seiner Entscheidung, dass der Messias aus dem jüd. Volk kommt, betrieben hat. Leider kann man den Papst nicht seines Amtes entheben, normale Pfarrer schon. Und ich hoffe, dass die zuständige Landeskirche einen geeigneten Job für ihn hat. Meine ehemalige Landeskirche hat Pfarrer, die nicht mehr tragbar waren im Amt ins Archiv der Landeskirche versetzt. Da konnten sie wenigstens keinen Schaden mehr anrichten.
Sie verteidigen ihn? Er hat als Pfarrer die Verantwortung. Dann muss man halt an den Stand und schauen was wird hier verkauft, getrieben. Politiker müssen auch die Verantwortung übernehmen, wenn in ihrem Bereich etwas schiefgeht. Und das erwarte ich von einem Pfarrer auch. Bei diesem Pfarrer und seinen Äußerungen sehe ich nur eins: ich armes Opfer. Das hat er ja mit den Terroristen und den Unterstützern gemeinsam.
Shalom,Ich wünsche allen Israelfreunden und unterstützern dieses Forums einen süssen Chanukka,Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr,(auch L).Vielen Dank auch an die Redaktion für tolle und interessante wahrheitsgetreue Berichterstattung. AM ISRAEL CHAI Jerusalem
@Jerusalem
Vielen Dank für deine guten Wünsche an uns. Meine „Weihnachtsansprache“ hab ich schon beim Bericht von UNICEF Kinderbilder gesendet. Schön das du auch Ludovico gute Wünsche schickst. Das ist wichtig. Ich hab zwar keinen Weihnachtsbaum,kein Lametta und keine Fensterdeko. Aber Weihnachten ist immer für mich die Zeit auch mal mit jenen Frieden zu schließen, mit denen man sonst nicht einer Meinung ist. Das zeichnet uns Menschen eben aus. Alles Liebe und vor allem Gesundheit dann im Januar! Mein Mann und ich beten für dich! Gruß Manu