RAMALLAH (inn) – Ein neues Lehrbuch der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) stellt die Hetzschrift „Protokolle der Weisen von Zion“ als „geheime Entscheidungen des ersten zionistischen Kongresses“ vor. Darauf hat der israelische Minister für Diaspora und Jerusalem, Natan Scharansky, aufmerksam gemacht.
Es geht um ein Lehrbuch für neuere Geschichte, das 2004 erschienen ist und seit diesem Schuljahr in der zehnten Klasse verwendet wird. Erstmals würden hier die „Protokolle der Weisen von Zion“, eine antisemitische Fälschung vom Ende des 19. Jahrhunderts, als „historische Tatsache“ dargestellt, sagte Scharansky.
„Die Vorstellung der Protokolle in dieser lügnerischen Form ist besonders ernst, weil etwa gleichzeitig in Syrien und Ägypten neue Ausgaben erschienen sind“, fügte der israelische Minister hinzu. „Sie sind in den vergangenen Monaten durch Buchläden und über Internet-Seiten in der ganzen islamischen Welt verbreitet worden.“
Brief an Scharon
In einem Brief an Israels Premierminister Ariel Scharon schreibt Scharansky: „Es besteht kein Zweifel: diese Informationen bezeugen, dass die palästinensische Führung keine gebührenden Anstrengungen unternimmt, um die Hetze zu beenden und die feindliche Atmosphäre zwischen den Völkern zu verändern. Zudem handelt es sich um eine Fortsetzung und sogar Verschärfung der Hetze der PA. Die antisemitische Linie, die dort in den vergangenen Jahren erkennbar war, wurde verstärkt. Ein wirklicher Fortschritt im Friedensprozess ist nicht möglich, solange die Hetze in Lehrbüchern weitergeht, vor allem wenn sie ausgerechnet in neuen Büchern verschärft wird, die in den Lehrplan aufgenommen werden.“
Scharansky forderte Scharon auf, bei seinem Treffen mit US-Präsident George W. Bush auf diesen Umstand hinzuweisen. Bereits bei seiner letzten eigenen Begegnung mit Bush habe dieser großes Interesse am palästinensischen Lehrmaterial gezeigt, so der Minister laut einem Bericht des Nachrichtendienstes „Arutz Scheva“.
Israel nicht anerkannt
Die Informationen hat Scharansky vom „Center for Monitoring the Impact of Peace“ (CMIP) in New York. Dieses untersucht unter anderem Schulbücher in arabischen Staaten und Israel auf volksverhetzende Inhalte. Dabei fand es zudem heraus, dass mehr als 160 palästinensische Lehrbücher Israel nicht als unabhängigen Staat anerkennen. Dort ist Israel auch nicht auf den Landkarten zu finden.
Hintergrund: Die „Protokolle der Weisen von Zion“
Die „Protokolle der Weisen von Zion“ sind ein antisemitisches Machwerk, das Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Darin wird angeblich eine jüdische Weltverschwörung zur Beherrschung der Erde aufgedeckt. Auftraggeber war der zaristische Polizeioffizier Pjotr Iwanowitsch Ratschkowskij. Der eigentliche Verfasser ist unbekannt. In der Version, in der sie weltweit bekannt wurden, erschienen die „Protokolle“ erstmals 1905 als Anhang der dritten Auflage des Buches „Das Große im Kleinen und Der Antichrist als nahe politische Möglichkeit“. Autor war der mystische Schriftsteller Sergej Nilus.