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Antiisraelische These: Deutscher Professor kommt mit Rüge davon

GÖTTINGEN (inn) - Der Göttinger Professor Arnd Krüger wird trotz seiner antiisraelischen Äußerungen nicht aus der Deutschen Vereinigung für Sportswissenschaft (dsv) ausgeschlossen. Im Juni hatte der Direktor des Sportwissenschaftlichen Institutes der Universität Göttingen behauptet, die Opfer des palästinensischen Anschlags bei den Olympischen Spielen 1972 seien freiwillig in den Tod gegangen.

Die israelischen Athleten hätten der Sache ihres Landes dienen wollen, sagte Krüger auf der Jahrestagung der Sektion Geschichte der dsv. Sie hätten Schuld und Schulden gegenüber Deutschland verlängern wollen. Die im Vergleich zu anderen Industrienationen besonders hohe Abtreibungsrate zeige, dass Israelis ein abweichendes Körperverständnis hätten. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) in ihrer Online-Ausgabe berichtet, stimmten in seinem Vortrag jedoch nicht einmal die von ihm genannten statistischen Zahlen.

„Keine saubere Recherche erkennbar“

Die dsv entschied sich für eine scharfe Rüge gegenüber Krüger. Mit seinen Ausführungen habe er „wesentliche Grundsätze geistes- und sozialwissenschaftlichen Arbeitens verletzt“. Auch könnten seine Behauptungen „als antisemitische Positionen verstanden werden“. Saubere Recherche sei ebenso wenig erkennbar wie „das unverzichtbare Bemühen um eine nachvollziehbare und überprüfbare Begründung der vertretenen Auffassung“.

Krüger wandte ein, es habe sich lediglich um einen „Werkstattbericht“ gehandelt. Dies wies die dsv allerdings zurück. Diese Tagungen seien öffentlich und deshalb für jeden zugänglich und kommentierbar. „Unpopuläre Fragen zu stellen und provokante Thesen aufzustellen“, gehöre zur Freiheit des Wissenschaftlers. Doch benötige die Bearbeitung mancher Forschungsgegenstände eine besondere Sorgfalt. Dazu gehörten zweifellos in Deutschland die jüdische Geschichte sowie aus ihr abgeleitete Fragen und Behauptungen.

Trotz der unwissenschaftlichen Vorgehensweise darf Krüger Mitglied der dsv bleiben. Dies wird mit seiner Biographie und bisherigen Veröffentlichungen begründet. Er sei „kein antisemitisch denkender und handelnder Mensch“. Zudem habe er seine Erklärungsversuche öffentlich zurückgezogen und sich entschuldigt, wenn auch sehr spät.

Eine Ombudskommission der Universität Göttingen kam hingegen zu dem Schluss, dass „sich der Verdacht auf unwissenschaftliches Fehlverhalten als haltlos erwiesen hat“. Die vollständige Fassung des Kommissionberichtes ist derzeit nicht öffentlich zugänglich, schreibt „SZ online“. Nur Ausschnitte sind im Internet einzusehen.

Brief von Botschafter bleibt unbeantwortet

Der israelische Botschafter in Berlin, Yoram Ben-Zeev, hat am 6. August an den Präsidenten der Universität geschrieben. Göttingen müsse selbst entscheiden, „ob Form und Inhalt des Vortrags von Krüger ihren wissenschaftlichen und intellektuellen Ansprüchen genügen“, heißt es in dem Brief. Der Professor habe nicht nur „die Gefühle der Angehörigen der Opfer von 1972 verletzt, sondern auch die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis“. Bisher hat Ben-Zeev keine Antwort erhalten.

Am 4. September 1972 hatten palästinensische Terroristen unter der Bezeichnung „Schwarzer September“ das Olympische Dorf in München überfallen. Sie nahmen zehn israelische Athleten und einen Trainer als Geiseln. Bei einem Befreiungsversuch am übernächsten Tag kurz nach Mitternacht wurden die elf Israelis und ein deutscher Polizist erschossen. Trotz des Massakers setzte das Internationale Olympische Komitee die Spiele fort. Die israelische Delegation flog allerdings vorzeitig nach Hause.

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