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Analyse: Was will die Hamas?

Die Ereignisse rund um den Gazastreifen geben allen Experten Rätsel auf. Die Hamas gilt als politisch geschwächt, nachdem sie fast alle Verbündeten in der arabischen Welt verloren hat. Welche Motivation steht hinter der Offensive gegen Israel?
Die geschwächte Hamas fährt eine Offensive gegen Israel – offen bleibt, welche Absicht dahinter steckt.

Sowohl Lage als auch Ansehen der Hamas sind prekär. Sogar Ägypten hat die Organisation auf die Terrorliste gesetzt, nachdem die ägyptischen Muslimbrüder mit dem Sturz Mohammed Mursis entmachtet worden sind. Die Hamas ist finanziell am Ende und hat seit April ihren 40.000 Kämpfern und Bediensteten keine Gehälter mehr ausgezahlt.
Was kann also ihr Antrieb sein, ausgerechnet jetzt das militärisch viel mächtigere Israel in einen Krieg zu ziehen? Die Hamas weiß aus früherer Erfahrung, dass Israel ihrer Infrastruktur wie Raketenstellungen, Munitionsbunkern und Trainingslagern erheblichen Schaden beifügen kann. Besonders schmerzhaft ist auch die gezielte Tötung hochrangiger Hamaskämpfer und Aktivisten.
Denkbar ist, dass die Hamas Israel zu einer Bodenoffensive provozieren will. Dann wäre ihr internationale Solidarität sicher, dank der Opfer und der zu erwartenden Bilder der Zerstörung. Ebenso wären israelische Panzer ein leichtes Ziel für moderne Panzerfäuste. Häuserkampf hätte in den engen Gassen der Flüchtlingslager oder der Stadt Gaza eine verheerende Wirkung auf das Ansehen Israels in der Welt, weil zivile Opfer kaum zu vermeiden wären.

Offensive gefordert

Manche rechtsgerichtete Israelis wie Außenminister Avigdor Lieberman drängen auf eine Invasion, wollen mit der Faust auf den Tisch schlagen und den Gazastreifen „ein für alle Male“ von Terroristen „säubern“. Das klingt verlockend für jene Israelis, die allein am Dienstag bis zum Mittag Dutzende Raketenattacken erlebt haben. Doch ausgerechnet Premierminister Benjamin Netanjahu und die Militärspitzen zögern. Ein Einmarsch wäre für alle Seiten sehr verlustreich. Das könnte die Hamas und noch radikalere Gruppen verführen, mit Raketen auf Tel Aviv oder Jerusalem zu zielen.
Netanjahu hat bisher keinen einzigen Krieg geführt. Im November 2012 hatte er mit Säbelrasseln und ägyptischer Vermittlung einen Krieg verhindert. Netanjahu scheint wenig interessiert, die Hamas im Gazastreifen zu schwächen oder abzusetzen. Denn ein Vakuum gibt es nicht. Die Palästinensische Autonomiebehörde und die Fatah-Partei wären kaum fähig, die Hamas zu ersetzen. Das wäre eine Chance für noch radikalere Gruppen wie „Islamischer Dschihad“ oder gar ISIS, den Küstenstreifen zu übernehmen. Trotz aller Feindseligkeit haben sich Israel und Hamas immer wieder mit „Waffenruhen“ irgendwie arrangiert.

Kampf mit anderen Mitteln

Professor Motti Kedar, rechtsgerichtet und als „Scharfmacher“ bekannt, warnte vor einer Bodenoffensive: „Das ist genau die Falle, in die uns die Hamas locken will.“ Israel sollte mit Luftangriffen den Preis für den Raketenbeschuss so hoch treiben, dass es für die Raketenschützen „zu teuer“ komme. Israel könnte den Strom, das Wasser und den Transfer von Nahrungsmitteln stoppen, bis der Raketenbeschuss endet, meinte Kedar.
Klar ist im Augenblick nur, dass Israel auf Dauer den Raketenhagel nicht akzeptieren kann, während die Motive der Hamas, die Lage aufzuheizen, unklar bleiben. Alex Fischmann, Kommentator der Zeitung „Yediot Aharonot“, unterstellte gar: „Die Hamas agiert wie ein potentieller Selbstmörder, der mit Gewalt Israel in eine bewaffnete Konfrontation ziehen will.“

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