Oberbürgermeister Dirk Elbers sagte bei der Preisverleihung, „Schreiben als Goldschmiedearbeit“ sei die gemeinsame Überzeugung von Heine und Oz. „Der Mut, sich für die Menschenrechte und den schwer zu erlangenden Frieden einzusetzen – das sind Gemeinsamkeiten von bestürzender Aktualität.“ Einen in Jerusalem geborenen Kollegen in seinem Namen ausgezeichnet zu sehen, hätte dem jüdischen Dichter Heinrich Heine zweifellos sehr gefallen, erklärte das Stadtoberhaupt.
Die Laudatio hielt der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Er stellte den politischen friedensbewegten Schriftsteller in den Mittelpunkt, für den Neugier eine wertvolle Eigenschaft bedeute. Nur Fanatiker seien ohne Neugier. „Diese aber ist es, die uns hilft, den anderen zu verstehen. Soweit uns das gelingt, sind wir in der Lage, den Anderen wirklich als Unseresgleichen zu erkennen. Und eine solche Erkenntnis ist Grundlage für das, was wir brauchen: Annäherung an einen Frieden miteinander, nicht mehr, an eine möglichst faire Nachbarschaft, einen pragmatischen Frieden in einer unvollkommenen Welt.“
Jerusalem, so von Weizsäcker, trage die Last der Heilserwartung unzähliger Generationen und Orientierungen. An diesem Ort seien die Menschen, so sehr wie nirgends sonst, darauf angewiesen, über Gräben und Mauern hinweg zusammenzuleben. „Es geht nur mit Offenheit“, betonte von Weizsäcker. Amos Oz setze sich unermüdlich für eine Lösung des Nahostkonfliktes ein, bei der Israelis und Palästinenser in zwei Staaten nebeneinander und miteinander leben können. Als Vertreter dieser Generation finde er eine neue literarische Sprache.
Oz: „Wir brauchen Heines Verachtung für Fanatismus“
Der Preisträger sagte: „Heine lehrte uns, dass Humor und Ironie die besten Mittel gegen Extremismus und Engstirnigkeit sind.“ Der jüdisch-arabische Konflikt könne paradoxerweise nur mit Hilfe verschiedener europäischer Werte gelöst werden wie Rationalität, Pragmatismus und Toleranz. „Wir brauchen etwas von Heines Verachtung für engstirnigen Fanatismus.“ Denn der Konflikt werde von Fanatikern auf beiden Seiten am Leben gehalten. „Wenn es uns gelingt, die Fanatiker in Schach zu halten, finden wir uns selbst in der Lösung eines Streits um Grund und Boden wieder – nicht in einem Heiligen Krieg.“
Preisverleihung alle zwei Jahre an Heines Geburtstag
Die Landeshauptstadt Düsseldorf vergibt im Zwei-Jahres-Turnus den Heine-Preis für Persönlichkeiten, „die durch ihr geistiges Schaffen im Sinne der Grundrechte des Menschen, für die sich Heinrich Heine eingesetzt hat, den sozialen oder politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen oder die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten“.
Der Preis, den Düsseldorf als Vaterstadt zu Ehren des 1797 geborenen Heinrich Heine gestiftet hat, wurde im Jahr 1972, zum 175. Geburtstag des Dichters, erstmals verliehen.