BERLIN (inn) – Drei Organisationen der Friedensbewegung und des jüdisch-christlichen Dialogs haben der „Tagesschau“-Redaktion vorgeworfen, Antisemitismus zu relativieren. Eine Meldung zu einer Rede des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas, in der dieser Juden für den Holocaust verantwortlich machte, sei ohne Einordnung geblieben. Die „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“, die „Arbeitsgemeinschaft Juden & Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag“ und das „Institut Kirche und Judentum“ fordern daher eine Entschuldigung.
Abbas hatte in der Rede vor dem Palästinensischen Nationalrat am 30. April behauptet, das soziale Verhalten und die Finanzgeschäfte der Juden seien der Grund für die Vernichtung der Juden in Europa gewesen. In der „Tagesschau“-Sendung vom 1. Mai gab Sprecherin Judith Rakers diesen Inhalt wieder und ergänzte dazu (Minute 9:20): „Abbas betonte aber zugleich, die Palästinenser wollten einen eigenen Staat, um zusammen mit Israel in Frieden leben zu können.“
Nach Ansicht der drei Organisationen suggeriert die „Tagesschau“ mit der Wendung „Abbas betonte aber zugleich …“, „dass die Tatsache, dass es aus Abbas‘ Perspektive zwei Staaten geben solle, den antisemitischen und menschenverachtenden Charakter des ersten Satzes einschränke oder gar aufhebe“.
Ein Vorfall wie dieser zeige außerdem, „dass die gebetsmühlenartig vorgetragene Notwendigkeit, den Antisemitismus in unserer Gesellschaft zu bekämpfen, zu oft nicht ernstgenommen wird“. Auch höhere Bildung führe nicht automatisch zu Wachsamkeit und Aufbegehren. Neben einer Entschuldigung fordern die Organisationen eine „andere Berichterstattung – sonst bliebe die Entschuldigung leer“.
Abbas selbst hatte sich nach der Rede bei Juden entschuldigt. Den Holocaust bezeichnete er in einer Mitteilung als „das abscheulichste Verbrechen in der Geschichte“. Die USA beantragten im UN-Sicherheitsrat eine Verurteilung der Rede, doch Kuwait blockierte die Maßnahme.
Von: df