SAN FRANCISCO (inn) – Der Unterkunftvermittler Airbnb will israelische Siedlungen im Westjordanland nun doch nicht aus seinem Angebot streichen. Das amerikanische Unternehmen teilte am Dienstag mit, dass es mit der Umsetzung des im vergangenen November beschlossenen Vorhabens nicht fortfahren werde. Damals hatte Airbnb verkündet, Siedlungsangebote nicht mehr zu vermitteln, und dabei auf die „direkte Verbindung zum größeren Disput in der Region“ verwiesen. Die Entscheidung hätte rund 200 Unterkünfte betroffen und rief massive Kritik in Israel und den USA hervor.
Der Rückzieher ist Ergebnis einer gerichtlichen Einigung mit mehreren amerikanisch-jüdischen Klägern, wie die „Jewish Telegraphic Agency“ (JTA) berichtet. Sie hatten eine religiöse Diskriminierung durch den Apartment-Vermittler beklagt. Airbnb betont, dass es mit der jetzigen Einigung, die der JTA vorliegt, keine Stellung zu rechtlichen Ansprüchen der Kläger auf die betroffenen Gebiete beziehe. Man verstehe „die Komplexität des Problems“, heißt es zudem in einer Pressemitteilung.
Gewinne sollen gespendet werden
Zwar will Airbnb Angebote aus Siedlungen nun also im Programm behalten. „Aber wir werden keinen Profit aus den Aktivitäten in dieser Region schlagen“, betont das Unternehmen. Stattdessen will die Tourismusbörse sämtliche Gewinne „aus dem gesamten Westjordanland“ an humanitäre Hilfsorganisationen in der ganzen Welt spenden. Im Januar hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International mehreren Tourismusbörsen vorgeworfen, von „Menschenrechtsverletzungen“ in von Israel besetzten Gebieten zu profitieren.
Airbnb nimmt die Einigung außerdem zum Anlass, sich von der Israel-Boykott-Bewegung BDS (Boykott, Desinvestion, Sanktion) zu distanzieren, die man immer abgelehnt habe. Das Unternehmen sei sich ferner bewusst, dass es neben dem Westjordanland „viele andere umstrittene Gebiete auf der Welt gibt“. Die neue Politik – Angebote auflisten, aber den Gewinn spenden – will das Unternehmen daher nicht nur in Israel anwenden.
Von: ser