BERLIN (inn) – Die Hamas verfolgte mit dem Angriff auf Israel mehrere Ziele. Diese Meinung vertrat der deutsch-israelische Psychologe Ahmad Mansour am Mittwoch bei einem Podiumsgespräch der Friedrich-Naumann-Stiftung in Berlin.
In erster Linie sei es der Hamas darum gegangen, so viele Juden wie möglich zu ermorden. Doch der Angriff habe auch darauf abgezielt, Zweifel an den Fähigkeiten des Staates Israel zu säen, sagte Mansour. Denn der 7. Oktober 2023 habe das Urvertrauen in den Staat erschüttert. „Stellen Sie sich vor“ erklärte Mansour, „Sie rufen hier in Berlin die Feuerwehr, doch diese kommt erst nach einigen Stunden.“ So sei es vielen Israelis in den überfallenen Ortschaften im Süden gegangen. Sie waren der Hamas schutzlos ausgeliefert. Der Staat in Form des Militärs habe über viele Stunden nicht helfen können.
Darüber hinaus treffe der 7. Oktober aber auch Juden in Deutschland. Für viele Juden sei Israel mit Blick auf Antisemitismus immer der Plan B gewesen – ein sicherer Rückzugsort, erläuterte Mansour. Der Angriff der Hamas sei deswegen ein Angriff auf diese Möglichkeit gewesen.
Mansour zeigte sich trotz der erlebten Traumata beeindruckt, wie lebensbejahend viele Israelis sind. Man verkrieche sich nach Anschlägen nicht, sondern gehe wieder zum Strand oder besuche Cafés. Diese Einstellung baue Resilienz in der Gesellschaft auf. Mit Blick auf den Umgang mit Traumata könne Deutschland viel von Israel lernen.
Heilung ist möglich
Die israelische Kognitionspsychologin Netali Mor bestätigte den Eindruck von Mansour. Als der Iran in der Nacht vom 13. April 2024 Israel massiv mit Raketen beschossen habe, sei am nächsten Morgen das Leben ganz normal weitergegangen. In Israel sei der Übergang von Notfall zu Routine aufgrund der Erfahrungen in den vergangen acht Jahrzehnten tief verwurzelt.
Dennoch habe der 7. Oktober das Herz der israelischen Gesellschaft gebrochen. Dieses werde erst wieder heil, wenn alle Geiseln aus dem Gazastreifen frei sind. Zudem plädierte Mor dafür, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft niemals aufzugeben. Heilung – im persönlichen und gesellschaftlichen – sei immer möglich.
8 Antworten
Sehr gute Einschätzungen, Herr Mansour.
Ahmad Mansour gehört meine größte Hochachtung. Was dieser Mann privat in Kauf nimmt, wenn er sich so äußert und das sagt, was er als Wahrheit erkannt hat, können sich vermutlich nur wenige vorstellen.
Ich wünsche ihm von Herzen Gottes Segen
Recht so, Hr. Mansour, zumindest halte ich es so.
Ich versteck mich jedenfalls nicht, ich hab schon ein paarmal gegengehalten und bin damit ganz gut gefahren,auf jeden Fall bin ich damit einige falsche Freunde quitt geworden. Die jenigen, die jetzt noch da sind, werden bleiben .SHALOM ALEJCHEM
Mit dem Angriff auf Israel hat die Hamas einen strategischen Sieg gegen die Juden in Deutschland, auf der Straße, an den Universitäten errungen. Die Täter (Linksextremisten und Islamisten) leben in Deutschland sicher. Die Opfer, die Juden, nicht.
Die Hamas hat den vielen Menschen im Gazastreifen ebenso so furchtbar geschadet. Ja, es haben sich auch viele Zivilisten angeschlossen am 7. Oktober, sogar Kinder haben geplündert, die voller Hass auf Israel sind. Gut 2. Millionen leben im Gazastreifen. So genau weiß ich es nicht. Ich muss auch dauernd an die Menschen dort denken. Es gibt auch, wenn auch nicht mehr so viele, Christen, die dort jetzt völlig aufgerieben werden. Ich habe gelesen. Ob es stimmt weiß ich nicht. Aber, eine kleine Kirche, in der Christen Schutz gesucht haben, die ist auch getroffen worden. Absicht, Versehen? Ich weiß es nicht. Der Mansour, von dem habe ich auch so manches gelernt. Der macht hier in Deutschland eine gute Arbeit.
Ahmad Mansour ist ist arabisch-palästinensischer Herkunft. Er sieht das ganz richtig, auch dass es im Prinzip auch ein Angriff auf in DE lebende Juden war. Den Hass auf Israel und die Juden zu schüren war ein Ziel und das hat Hanas auch erreicht. Nicht erreicht hat sie, die Juden kleinzukriegen. Ein resilientes und stolzes Volk, von Gott geliebt. Ich wünsche ihnen Heilung, dass die Geiseln freikommen und dass das zerrissene Volk wieder zusammenfindet. 🙏🇮🇱🎗
Nein. Natürlich war der Terroranschlag nicht nur ein Anschlag auf Leib und Leben, sondern als Folge auch ein Anschlag auf das Sicherheitsgefühl aller Juden der Welt, das ist ja logisch und unbenommen.
Trotzdem kann man es nicht damit vergleichen, dass in Berlin die Feuerwehr gerufen wird und dann über Stunden nicht kommt. Weil kein Terrorist vorhersehen konnte, dass das Militär über Stunden nicht kommt. Israel und sein Geheimdienst konnten es doch selbst nicht vorhersehen! Es war ein nicht vorhersehbares Fiasko, dass Militär erst Stunden später eintraf. Natürlich erst recht aus Sicht der Terroristen. Es gab doch sogar Warnungen im Vorfeld an Israel. Die Terroristen mussten einkalkulieren, dass solche Warnungen ernst genommen und sie auf ausreichende Streitkräfte stoßen würden.
Die Terroristen haben gehofft, großen Schaden anzurichten, vorausgesehen haben sie gar nichts. Ein Hamas-oder Hisbollah- Führer sagte kürzlich, dass er vom Anschlag abgeraten hätte, wenn er vorausgesehen hätte, was Gaza nun blüht. Das ist glaubwürdig. Die Terroristen haben nicht damit gerechnet, dass Israel so hart zurückschlägt. Und sie rechnen auch nicht damit, dass Gaza leergeräumt wird. Sie rechnen auch nicht damit, dass Hilfslieferungen abgebrochen werden. Darum muss man sie abbrechen. Ansonsten reißt doch die Solidarität mit den Hamasführern in der Bevölkerung nicht ab.
Das ist auch mein Eindruck