WARSCHAU (inn) – Die polnische Judenretterin Anna Kozminska ist am Dienstag in Warschau beigesetzt worden. Sie war vorige Woche im Alter von 101 Jahren verstorben. Als junge Frau rettete Kozminska zusammen mit ihrer Stiefmutter Maria Kozminska vier Juden vor der Verfolgung des nationalsozialistischen Regimes.
Im Jahr 1942 nahmen die beiden Frauen den achtjährigen Abraham Jablonski bei sich zuhause auf. Trotz einer Sehschwäche förderten sie ihn, sodass der Junge weiter Schulbildung erhalten konnte. Eines Tages wurde Kozminskas Haus durchsucht. Der Junge wurde nicht entdeckt und konnte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs dort bleiben. Zudem rettete die Polin drei weiteren Juden das Leben.
Nach dem Ende der Herrschaft der Nationalsozialisten zog Jablonski nach Israel, wo er von seinen Retterinnen erzählte. Nach 50 Jahren fand er Anna Kozminska in Warschau. Auf Drängen des Geretteten schrieb sie ihre Memoiren.
Ehrung als „Gerechte unter den Völkern“
Für ihren beherzten Einsatz während der Nazizeit wurden die beiden Frauen im Februar 1991 von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Dieser israelische Ehrentitel würdigt Nichtjuden, die sich unter der nationalsozialistischen Herrschaft um die Rettung von Juden verdient gemacht haben.
Anna Kozminska galt als die älteste noch lebende Ehrenträgerin des Titels – im Mai wäre sie 102 Jahre alt geworden. Zu ihrem 100. Geburtstags schickten der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin und sein polnischer Amtskollege Andrzej Duda Glückwünsche und würdigten nochmals ihren Einsatz. 2016 erhielt Kozminska außerdem die polnische Medaille zum 100. Jahrestag der Wiedererlangung der Unabhängigkeit.
Von: joh