Insgesamt sind 586.801 Ägypter im Ausland stimmberechtigt. Für sie hat die Wahl bereits am Freitag begonnen. Sie leben in 166 Staaten, einer davon ist Israel. Für die Stimmabgabe haben sie eine Woche Zeit. In Ägypten selbst beginnt die Wahl des Nachfolgers von Hosni Mubarak am 23. Mai. Einem Bericht der Tageszeitung "Yediot Aharonot" zufolge dürfen erstmals ägyptische Staatsbürger ihre Stimme in Israel abgeben.
Ein Vertreter der ägyptischen Botschaft in Tel Aviv sagte der israelischen Zeitung, er habe das Fernsehduell in der vergangenen Woche mit Spannung verfolgt. Dabei hatten der frühere ägyptische Außenminister Amr Mussa und das ehemalige Mitglied der Muslimbruderschaft, Abdel Moneim Abol Fotuh, vier Stunden lang miteinander diskutiert. "Die Debatte war sehr interessant", so der Botschaftsmitarbeiter. "Aus Sicht der Ägypter in Israel hat der islamistische Hintergrund von Abol Fotuh einen großen Einfluss. Seine negative Haltung gegenüber Israel und anderen ist für uns sehr problematisch."
Der Ägypter fügte hinzu: "Mussa ist dagegen ein Mensch, der weiß, wie man sich verhält und ausweichend agiert. Er hat keinen klaren Standpunkt und bewegt sich die ganze Zeit auf einem Zickzackkurs. Was Israel angeht, muss man daran erinnern, dass er ein untrennbarer Teil des vorigen Regimes war."
Treffen in Nazareth
Der größte Teil der ägyptischen Gemeinschaft in Israel wohnt in Nazareth. Unter ihnen ist der Rundfunkmoderator Hischam Farid, der seit 1995 in Israel lebt. Er sagte: "Ich persönlich weiß noch nicht, für wen ich stimmen soll. Mussa hat mehrere Fehler gemacht, indem er etwa sagte, dass der Iran arabisch sei, statt islamisch. Wie kann ein Mensch, der Außenminister gewesen ist, so etwas sagen? Er hat auch nichts über sich selbst gesagt. Es war, als hätte ich Mubarak im Duell gesehen. Ihm gegenüber hat Abol Fotuh vor uns sein Geld auf der Bank und seine Krankheiten enthüllt."
Der 42-jährige Muslim teilte mit, dass sich etwa 40 Wähler am Freitag getroffen hätten. Sie wollten herausfinden, ob sie sich auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen könnten. Die Ägypter in Israel hassten Mussa, weil er mit Mubarak zusammengearbeitet habe. Doch nach dem Treffen seien auch die Vorbehalte gegenüber Abol Fotuh gestiegen: "Wir befürchten, dass er sich so zu Ägypten verhalten wird wie die Muslimbrüder. Deshalb hat die Mehrheit von uns beschlossen, für Sabahi zu stimmen, einen armen Menschen, der gegen Mubarak gekämpft hat und deshalb mehrere Male festgenommen wurde. Er ist wie wir ein gewöhnlicher Mensch aus dem Volk und gehörte zu den jungen Leuten der Revolution. Ein weiteres Element, das uns dazu geführt hat, ihn zu bevorzugen, ist, dass er nicht alt ist. Er ist in den 50ern und raucht nicht Zigarren wie Mussa."
"Israel sollte die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen"
Farid erklärte: "Wir wollen keinen religiösen Staat, sondern das türkische Modell." Niemand in Ägypten will Krieg mit Israel. "Ich schlage Israel vor, mit dem neuen Präsidenten nicht denselben Fehler zu wiederholen, nachdem sich Israel 30 Jahre lang nur auf Mubarak konzentriert und das Volk in Ägypten vergessen hat."
Nach Einschätzung ägyptischer Medien werden Stimmberechtigte in arabischen Ländern vor allem islamistische Kandidaten wählen, während sich die Ägypter in der westlichen Welt eher an säkulare Vertreter dürften.