JERUSALEM (inn) – Im Jerusalemer Israel-Museum wird derzeit eine sehr ungewöhnliche Landkarte aus dem 14. Jahrhundert ausgestellt. Das 11 Meter lange Pergament hat ein ägyptischer Jude gezeichnet und illustriert. Es wurde zusammengerollt in der Nationalbibliothek von Florenz aufbewahrt, sodass die Farben nicht durch Lichteinfall zerstört wurden.
Der Name des Künstlers ist nicht bekannt. Er hat eine Pilgerreise erst durch die Sinaihalbinsel und dann durch das Heilige Land bis hinauf zum Libanon unternommen und daraus eine Landkarte geschaffen. Einige markante Stellen, wie etwa das Jaffator von Jerusalem oder den Tempelberg, hat er in Bildern festgehalten und auf Hebräisch beschriftet, was der Karte einen zusätzlichen Wert verleiht.
Doktorarbeit über die Landkarte
Die Kuratorin Rachel Sarfati weiß schon seit über zehn Jahren von der Landkarte. Sie hat sie ausführlich studiert und darüber ihre Doktorarbeit verfasst.
Nachdem sie bereits für ihren Masterabschluss Schriftrollen aus etwas späteren Jahrzehnten erforscht hatte, erfuhr Sarfati zum ersten Mal von einer Kollegin, die in Israel zu Besuch war, von dem alten Kairoer Pergament in Florenz. Das war im Jahr 2007. Sarfati bat um Fotos und Scans der Schriftrolle. „Ich wusste sofort, dass es sich um ein echtes Exemplar handelt“, sagt sie. „In der Sekunde, in der ich sie sah, wusste ich, dass sie aus einer frühen Periode stammte. Ich konnte die feinen Details auf den gescannten Fotos sehen, und ich kannte die Ikonographie und die Beschreibungen dieser Epochen.“
Antike Orte in vertrauter Landschaft
Es handelt sich um ein Relikt, das Stätten und Orte zeigt, die in der Antike erbaut und besucht wurden. Sie befinden sich jedoch in einer Landschaft, die den Museumsbesuchern sehr vertraut ist. Dies wird in der Ausstellung „Painting a Pilgrimage“ (Eine gemalte Pilgerfahrt) mit digitalen Karten zum Anfassen und zwei wandgroßen Diashows unterstrichen, die einen bildlichen Überblick über diese Orte in der heutigen Zeit bieten.
Die Schriftrolle, die von dem jüdisch-ägyptischen Reisenden geschrieben und illustriert worden war, war irgendwann nach Italien gelangt. Wahrscheinlich geschah dies mit italienischen Pilgern.
Sarfati sah die Schriftrolle erst 2011 persönlich, aber sie hatte bereits begonnen, das Pergament und seine Geschichte zu erforschen. Elhanan Reiner, ein Professor der Abteilung für jüdische Geschichte an der Universität Tel Aviv, wurde ihr Doktorvater. Sarfati schrieb ihre Dissertation über das Thema ägyptische Pilgerrollen aus dem 14. Jahrhundert und fasste ihre Forschungsergebnisse schließlich im Katalog für die derzeit im Museum gezeigte Ausstellung zusammen.
Von: Ulrich W. Sahm