Suche
Close this search box.

„Adam Hundesohn“: Holocaust-Groteske verfilmt

BERLIN (inn) - Als "unverfilmbar" galt der surreale Holocaust-Roman "Ein Leben für ein Leben" des israelischen Schriftstellers Yoram Kaniuk bisher. Regisseur Paul Schrader wagte sich dennoch an das Werk. Am morgigen Donnerstag läuft der Streifen mit Jeff Goldblum und William Defoe in den Hauptrollen in den deutschen Kinos an.

Adam Stein (Jeff Goldblum) ist einer der berühmtesten Clowns Berlins, bevor er von den Nazis deportiert wird. Im Konzentrationslager rettet ihm sein schauspielerisches Talent das Leben. Komandant Klein etwa (William Defoe) lässt Stein einen Hund mimen und in seinem Büro auf allen Vieren herumlaufen. Von den Demütigungen erholt sich Adam nie wieder. Nach seiner Befreiung aus dem KZ wird er in eine israelische Nervenheilanstalt eingeliefert. Dort trifft er auf einen Jungen, der sich in einen Hund verwandelt zu haben glaubt.

Groteske Mischung aus Tragik und Witz

Die Romanvorlage „Adam Hundesohn“ erschien 1971 und wurde damals wegen seiner grotesken Mischung aus Witz und Tragik verrissen. Heute ist er ein Klassiker. Ein Theater in Tel Aviv spielt das Stück seit 15 Jahren ununterbrochen.

Im Film treten auch deutsche Stars wie Veronika Ferres und Moritz Bleibtreu auf. Die Kritiken sind bisher gemischt. „Sicherlich ist die assoziativ-chaotische Erzählweise gewöhnungsbedürftig. Aber wer sich zurücklehnt und den Film ohne verbissenes Alles-Verstehen-Wollen auf sich wirken lässt, erlebt ein vollkommen unsentimentales Werk über die Auswirkungen des Holocaust auf die Überlebenden, das auf seine ganz eigene, skurrile und nicht-manipulative Weise umso tiefer berührt“, schreibt die Tageszeitung „Kölnische Rundschau“. „Manche Geschichten bleiben besser gedruckt“, heißt es hingegen in einem Artikel der amerikanischen Internetzeitung „Christianity Today“. Die Geschichte beginne gut, ließe den Zuschauer jedoch mit vielen Fragen zurück und scheitere letztendlich auch an der komplexen Erzählung Kaniuks.

Yoram Kaniuk wurde 1930 in Tel Aviv als Sohn eines Deutschen und einer Russin geboren. Er kämpfte 1948 im israelischen Unabhängigkeitskrieg und ging 1951 als Maler und Journalist für zehn Jahre nach New York. Nach seiner Rückkehr begann er zu schreiben und wurde zu einem der bedeutendsten Schriftsteller Israels. Seine Bücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt und vielfach preisgekrönt, unter anderen erhielt er den Brenner-Preis, den wichtigsten Literaturpreis Israels.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen