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Abwegiges zum Obama-Besuch in Israel

JERUSALEM (inn) – Manche haben sich gefragt, wieso US-Präsident Barack Obama überhaupt nach Israel reist. Wirklich nur „good will“, um gute Stimmung bei den Israelis machen? Denn angeblich hat er keine Friedenspläne im Reisegepäck.
US-Präsident Obama begrüßt am Flughafen die "guten Freunde" Netanjahu (r.) und Peres (l.)

Ein israelischer Reporter meinte, dass Obama die ständige Kritik nicht mehr hören wollte, während seiner ersten Kadenz nach Ägypten und in die Türkei gereist zu sein, aber einen großen Bogen um Israel gemacht zu haben. Solange der arabische Frühling zu einem „islamischen Winter“ geworden, in Syrien die Hölle möglicherweise sogar mit Giftgas los ist und eine militärische Attacke auf das iranische Atomprogramm offenbar vertagt worden ist, bleiben vor allem Symbole rund um den Besuch.
In Israel wurde ein nie da gewesener Aufwand betrieben, vergleichbar nur mit dem Besuch des deutschen Kaisers Wilhelms II. im Jahr 1898, für den beim Jaffa-Tor sogar ein Teil der Altstadtmauer Jerusalems eingerissen worden ist. Für keinen anderen amerikanischen Präsidenten oder Staatsbesucher wie Anwar el-Sadat wurde Jerusalem derart herausgeputzt und großräumig abgesperrt. „Vielleicht könnten die Straßen und Gehsteige auch nach Obama so schön gefegt und geschrubbt werden“, meinte eine Frau, die verzweifelt nach einem offenen Weg suchte, ihre Tüten und Taschen vom Markt nach Hause zu schleppen.
Im Stadtzentrum wurden alle parkenden Autos abgeschleppt und die Hauptverkehrsadern wurden blockiert. Die A1, die Autobahn von der Wirtschaftsmetropole Tel Aviv hinauf zur Hauptstadt Jerusalem, wurde schon am Tag vor Obamas Ankunft stundenlang blockiert, weil der amerikanische Außenminister John Kerry durch eine gespenstisch leere Landschaft gefahren werden sollte, gesäumt nur von tausenden amerikanischen und israelischen Flaggen.

Missgeschick vor Obamas Landung

Israels Luftraum wurde geschlossen. Linienflüge wurden gestoppt, während riesige Galaxy-Transportmaschinen das Vorfeld auf dem Ben-Gurion-Flughafen versperrten. Die hatten eine ganze Flotte Hubschrauber nach Israel gebracht, Blackhawk-Helikopter und den grünen „Marine One“-Hubschrauber, mit dem der Präsident regelmäßig auf dem Rasen vor dem Weißen Haus landet. Die Galaxys haben auch die schwarzen Staatslimousinen von Washington nach Israel gebracht. Doch während amerikanische Sicherheitsleute und 15.000 israelische Polizisten für diesen 4 Millionen Dollar teuren Besuch alles „steril“ gemacht hatten, passierte ein erstes Missgeschick. Eine knappe Stunde vor der „historischen Landung“ wollte Obamas gepanzerter Chevrolet nicht anspringen. Der Motorschaden ließ sich auf die Schnelle nicht beheben. Also wurde beschlossen, eine Ersatzlimousine auf dem Landweg von Jordanien nach Israel zu fahren. Denn dorthin ist auch ein kompletter Fuhrpark geflogen worden, für die Stippvisite Obamas bei König Abdullah am kommenden Freitag.
Mangels politischer Inhalte kann deshalb nur über das Drumherum berichtet werden.
So wurden schon höchstoffiziell die Gastgeschenke für Michelle Obama und sogar für den Präsidentenhund Bo mitgeteilt: ein Spielzeug-Hamburger aus Gummi. Sara Netanjahu, die Frau des Premier, hat zudem einen silbernen Teller für das Pessachmahl ausgewählt und Silbermedaillons mit der Abbildung der Harfe Davids, eingelegt mit römischem Glas. Die seien für Sasha und Malia Obama bestimmt, schrieb Netanjahu auf ihrer Facebook-Seite. Zum Bedauern der Tratsch-Kolumnen in den Zeitungen begleitet Michelle ihren Mann nicht.

Obama begrüßt Freunde

„A beautiful day“, ein wunderschöner Tag, waren die ersten Worte Obamas, nachdem die Air Force One auf die Sekunde pünktlich gelandet war und der amerikanische Präsident mit einem breiten Lächeln die fahrbare Treppe von seinem Jumbo-Jet zum roten Teppich herabgestiegen war. „Good to see you, my friend“, „Schön, Sie zu sehen, mein Freund“, sagte er zu Benjamin Netanjahu, trotz der allgemein bekannten angespannten Beziehungen zwischen beiden Politikern. Dann umarmte Obama seinen echten Freund, den fast neunzig Jahre alten israelischen Staatspräsidenten.
„Alle hoffen, dass es bei diesem Besuch keine Pannen und vor allem keine Anschläge gibt“, sagten israelische Reporter.
Große Bedenken gibt es noch wegen der geplanten Besuche Obamas in Ramallah und Bethlehem in den palästinensischen Autonomiegebieten. In den vergangenen Tagen gab es Demonstrationen gegen Obama. Viele Palästinenser sind beleidigt, dass Obama nach Israel kommt, und zu den Palästinensern lediglich „Abstecher“ macht. In Bethlehem wurde ein Plakat Obamas mit Hakenkreuzen und Davidsternen beschmiert, mit Schuhen getreten und schließlich mit einem Taxi überfahren.
Wegen der Sicherheitsbedenken werde Obama nach Ramallah mit dem Hubschrauber fliegen. Amerikanische Piloten haben tagelang den sichersten Weg zur Mukata, dem ehemaligen Hauptquartier Jasser Arafats und heutigen Amtssitz von Präsident Mahmud Abbas, geübt. Obgleich sich das Mausoleum Arafats neben dem Eingang der Mukata befindet, werde Obama dort wohl keinen Kranz niederlegen, hieß es in Vorberichten. Diese Unterlassung wäre ein weiterer Affront der ohnehin wenig geliebten Amerikaner gegen die Ehre der Palästinenser. Aber der genaue Ablauf des Besuches muss abgewartet werden, denn nicht alle Details wurden vorab mitgeteilt, auch aus Sicherheitsgründen.

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