Sicherheit werde durch Frieden geschaffen, nicht durch Gewalt, so Abbas laut der palästinensischen Nachrichtenagentur "Ma´an". Er appellierte an den Europarat, den Antrag auf volle UN-Mitgliedschaft zu unterstützen. Dieser wird derzeit von einem Ausschuss des Weltsicherheitsrates überprüft.
"Heute befinden wir uns im Herzen des arabischen Frühlings: Wir sagen, dass die Stunde des palästinensischen Frühlings geschlagen hat", betonte Abbas vor den Parlamentariern. "Sie haben den arabischen Frühling unterstützt, der nach Demokratie und Freiheit strebte. Jetzt ist der palästinensische Frühling gekommen. Er strebt nach Freiheit und einem Ende der Besatzung. Wir verdienen Ihre Unterstützung."
Der Vorsitzende der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) fügte hinzu: "Wir haben uns an die internationale Gemeinschaft gewandt, nachdem der Weg der Verhandlungen verschlossen war, und es war die einzige übrige Lösung." Obwohl es viele Versuche der Provokation von israelischer Seite gebe, "werden wir nicht zulassen, dass sie uns in den Extremismus treiben, wir werden diesen Weg nicht gehen".
Die Palästinenser seien nicht gegen Verhandlungen, doch diese müssten in einer konstruktiveren Umgebung stattfinden. Die Bedingung eines israelischen Siedlungsbaustopps auf palästinensischem Land müsse klarer sein. "Wir haben nicht die Absicht, Israel zu isolieren oder ihm seine Legitimität zu nehmen, aber wir wollen unsere Legitimität erlangen und ohne Besatzung und Siedlungen über unsere Zukunft und unsere Ziele entscheiden", sagte Abbas.
Der Palästinenserpräsident forderte zudem die Freilassung von 6.000 palästinensischen Häftlingen, die "im Widerspruch zu internationalem Recht" festgehalten würden. Auch seien 21 Abgeordnete in Israel inhaftiert. Die Palästinenser wünschten die Freilassung der Gefangenen ebenso wie die Eltern des entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit das für ihren Sohn wünschten.
Am Dienstag hatte der Europarat dafür gestimmt, dem Palästinensischen Nationalrat (PNC) den Status eines "Partners für Demokratie" zuerkennen. Der PNC-Sprecher Salim al-Sanun bekundete seine Freude über diese "historische" Entscheidung.
Treffen mit Ashton
Abbas war in Frankreich auch mit der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton zusammengekommen. Diese teilte anschließend mit: "Es war mir eine große Freude, heute Präsident Abbas zu treffen, um unsere Diskussionen über den Nahostfriedensprozess fortzuführen." Dadurch habe sie die Sitzung der Gesandten des Nahostquartetts vorbereiten können, die sie am Sonntag in Brüssel ausrichten werde. Das Quartett setzt sich aus der UNO, der EU, den USA und Russland zusammen. Es hatte nach dem offiziellen Antrag auf UN-Mitgliedschaft Israelis und Palästinenser aufgefordert, die Friedensgespräche wieder aufzunehmen.
"Wir hatten eine lange, offene und freie Diskussion, um uns gegenseitig auf den neuesten Stand zu den Entwicklungen zu bringen, seit wir das letzte Mal in New York während der Woche der UN-Generalversammlung miteinander sprachen", heißt es weiter in Ashtons Mitteilung. "Mein Ziel, im Einklang mit der Erklärung des Quartetts, ist klar: alles zu tun, was möglich ist, um einen Weg zu finden, die Parteien an den Verhandlungstisch zurückzubringen und eine dauerhafte Lösung zu erreichen, die den Bestrebungen von Palästinensern und Israelis entspricht. Nur Verhandlungen können eine dauerhafte Lösung für den Konflikt bringen."
Abbas reiste von Straßburg weiter nach Lateinamerika. Dort will er in drei Ländern für den palästinensischen Antrag werben.